Aus Maskottchen-Phobie entstand leidenschaftliches Hobby
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Wenn er das Feld betritt, sind alle Jahn-Spieler abgeschrieben. Schwarze Haare, große dunkle Augen, süße Segelfliegerohren, eine Stupsnase und immer ein breites Lachen im Gesicht. Ein Blick genügt und sofort verfällt man in süße Träumereien. Der Jahni, das Maskottchen des SSV Jahn Regensburg, mauserte sich zum Publikumsliebling und ist bei jedem wichtigen Spiel mit von der Partie, immer mit guter Laune im Gepäck. Doch wer steckt hinter dieser knuffigen Fassade? Mann oder Frau - Groß oder Klein?
Tadaaa... Vorhang auf für Sabrina Kammerl. Sie schlüpft regelmäßig in das Kostüm und kann mit großem Stolz behaupten: "Der Jahni ist mein Hobby!" Schon allein diese Tatsache verwundert, wenn man die Geschichte hört, die dahintersteckt. Denn die 25-Jährige kämpfte noch vor zwei Jahren mit einer Maskottchen-Phobie. Von Kindesbeinen an litt Sabrina unter panischer Angst vor den riesigen Tieren. "Sobald ich ein Maskottchen sah, musste ich sofort die Straßenseite wechseln." Woher das kam, weiß niemand so genau. "Ich konnte die überhaupt nicht leiden, wollte sie nicht anfassen und auch nicht in ihrer Nähe sein. Das war für mich total unangenehm."
Bei einem Basketballspiel des FC Bayern vor knapp zwei Jahren kam der Wendepunkt. Das erste Mal setzte die Regensburgerin sich intensiv mit ihrer Phobie auseinander. "Mir ging ständig durch den Kopf, wie idiotisch es ist, als erwachsene Frau Angst vor Maskottchen zu haben." Mit diesem Gedanken wuchs der Wunsch, sich dem Problem endgültig zu stellen. Die Idee: Eine direkte Konfrontation mit einem Maskottchen hilft, die Angst zu überwinden. Mehr noch, Sabrina wollte versuchen in das Kostüm zu schlüpfen. So traf sie das erste Mal auf den Jahni.
Liebe auf den ersten Blick scheint wirklich etwas anderes zu sein. Doch Sabrina stellte sich ihrer Angst. Mit erstaunlich schnellem Erfolg. Die befürchtete Panikattacke, als Sabrina in das Kostüm stieg, blieb aus. "Das hat mich selbst sehr gewundert und natürlich riesig gefreut!" Man mag es kaum glauben, aber: "Schon nach der ersten Minute hatte ich richtig viel Spaß!" Seit dem tanzt, feiert und motiviert sie als Jahni die Spieler und Fans. Zusammen mit Nino Schmidt (18), der in seiner Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann ebenfalls im Jahni-Kostüm steckt, wechselt sich Sabrina bei den Veranstaltungen ab.
Jetzt spielt sie den Jahni mit Herz und Verstand, "ich bin selbst großer Fußballfan und fiebere bei jedem Spiel mit. Das ist wichtig, sonst könnte man die Freude vom Jahni nicht authentisch ausstrahlen." Tanzen, Motivieren, Leute ärgern... "Das macht mir richtig viel Spaß! Und das Beste: Keiner weiß, dass ich das bin.", lacht Sabrina. Doch den Job darf man keinesfalls unterschätzen, stolze 30 Kilo bringt das Kostüm auf die Waage. "Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Auftritt. Mein Nacken und alle Knochen schmerzten danach. Aber mit der Zeit baut man wohl überall Muskeln auf." Anstrengung pur. Doch Sabrina hat den Dreh raus: "Besonders wichtig: Füße heben! Sonst stolpert man sehr schnell über die großen Jahni-Treter." Und: Jede halbe Stunde steht eine Verschnaufpause an, damit der Körper wieder richtig zirkuliert.
Doch diese Boxenstopps gestalten sich oft als Hindernislauf. Denn der Publikumsliebling zieht die Kinder magnetisch an, sie verfolgen ihn auf Schritt und Tritt. Ein Bodyguard ist deshalb immer an Jahni's Seite und lenkt die Kinder ab. "Sie wollen das Geheimnis um den Jahni lüften. Ohne Leibwächter wären wir vor allem in solchen Situationen verloren." Aber das Maskottchen ist nicht nur süß, sondern auch heiß: in dem Kostüm klettert das Thermometer locker auf 40 Grad. Schwitzen vorprogrammiert, sowohl im Sommer, als auch im Winter.
Schon jetzt haben die beiden Animateure ausgelost, wer bei dem ersten Spiel im neuen Fußball-Stadion den Jahni aufleben lassen darf. "Eigentlich ist es Nino, aber vielleicht tauschen wir ja doch in der Halbzeit", hofft Sabrina grinsend. Ein deutliches Zeichen, dass sie den Jahni und seine Maskottchen-Freunde nach ihrer Phobie wirklich lieben gelernt hat. "Es ist leicht, als Jahni gute Laune zu verbreiten", so Sabrina. " Wenn Fotografen mit der Kamera auf mich zielen, setzt ich immer mein schönstes Lächeln auf. Nur um dann festzustellen, dass es sowieso niemand sieht." Aber das Publikum spürt es.
Übrigens: Der Jahni feiert überall mit. Wer einen ganz besonderen Ehrengast sucht, kann das Maskottchen der BARFLY-Group UG auch für Kindergeburtstage oder Firmenjubiläen buchen.