Deutschlands größte Gesundheitsstudie startet in Regensburg
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"Gemeinsam forschen für eine gesündere Zukunft" ? das ist das Motto der Nationalen Kohorte (NAKO). Über einen Zeitraum von 20 Jahren werden bundesweit 200.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen 20 und 69 Jahren in 18 Studienzentren untersucht und zu ihren Lebensgewohnheiten und sozialem Umfeld befragt.
Ziel ist es, Ursachen und Risikofaktoren für die wichtigsten Volkskrankheiten genauer zu erforschen. Inzwischen haben die ersten Bürgerinnen und Bürger aus der Stadt und dem Landkreis Regensburg ihre Einladung zur Teilnahme erhalten. Im Verlauf der nächsten vier Jahre werden insgesamt 10.000 Bürgerinnen und Bürger untersucht.
"Wie bleiben wir gesund und was macht uns krank? Das sind die Fragen, mit denen sich die NAKO intensiv beschäftigt", fasst Professor Dr. Dr. Michael Leitzmann, Leiter des Instituts für Epidemiologie und Präventivmedizin der Universität Regensburg, zusammen. Sein Institut ist in Regensburg für die Durchführung der Studie verantwortlich.
Das Untersuchungsprogramm beinhaltet neben den Befragungen zur Lebensweise und zu Vorerkrankungen auch medizinische Untersuchungen. Das geschulte Fachpersonal führt u.a. Untersuchungen zu Gefäßerkrankungen (zum Beispiel Pulswellenanalyse), Konzentrations- und Gedächtnistests sowie Lungenfunktionsprüfungen durch. Darüber hinaus werden Handgreifkraft, Zuckerstoffwechsel, Blutdruck, Körperzusammensetzung, Größe und Gewicht gemessen. Im Labor wird das Blutbild erstellt und der Cholesterinspiegel bestimmt. Auf Wunsch erhalten die Teilnehmer ihre Untersuchungsergebnisse. Nach vier Jahren erfolgt die nächste Untersuchung.
Mithilfe der gesammelten Daten und Bioproben werden Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes, Demenz oder Depressionen genauer erforscht. Langfristig versprechen sich die Wissenschaftler der NAKO Antworten auf folgende Fragen: Wie entstehen diese Krankheiten? Gibt es Faktoren, die ihre Entstehung begünstigen? Welche Rolle spielen zum Beispiel unsere Gene, die Umwelteinflüsse, denen wir ausgesetzt sind, soziale Kontakte oder unser Lebensstil? Können wir uns vor diesen Krankheiten schützen? Wie können diese Krankheiten frühzeitig erkannt werden?
Bedeutung der Prävention
Am 24. Juli 2014 wurde das Studienzentrum Nationale Kohorte e.V. am Universitätsklinikum Regensburg mit einem Festakt feierlich eröffnet. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml betonte in ihrer Rede: "Mit der Studie erfahren wir mehr darüber, was uns krank macht. Daraus lässt sich ableiten, wie wir gesund bleiben können. Unser Ziel ist es, auch bei steigender Lebenserwartung mit geeigneter Vorsorge die Gesundheit zu erhalten. Das kann auch unser Gesundheitssystem finanziell entlasten."
Professor Dr. Udo Hebel, Präsident der Universität Regensburg, freute sich, dass Regensburg mit der NAKO einen entscheidenden Beitrag zur deutschen Gesundheitsforschung leisten kann.
"Der Erfolg der Studie steht und fällt mit dem Engagement der Bevölkerung. Jeder einzelne Teilnehmer trägt mit dazu bei, die Erforschung der Volkskrankheiten voran zu bringen, so dass wir - vielleicht nicht hier und heute, aber doch langfristig ? eine bessere Gesundheitssituation in Deutschland erreichen können. Auch wir in Regensburg werden von den Forschungsergebnissen profitieren. Bitte machen Sie mit, wenn Sie unser Einladungsschreiben erhalten", appelliert Dr. Beate Fischer, Leiterin des Studienzentrums Nationale Kohorte e.V., an die ausgewählten Bürgerinnen und Bürger.
NAKO - Hintergrund
In Deutschland sind über zwei Drittel der Todesfälle ursächlich auf Krebs, Herzkrankheiten, Schlaganfall oder Komplikationen im Zusammenhang mit Diabetes-Erkrankungen zurückzuführen. Eine bestimmte Lebensweise oder einzelne Faktoren in der Gesundheitsgeschichte können die Entwicklung dieser Krankheiten begünstigen. Allerdings bleibt hinsichtlich der genauen Bedeutung und Wirkung dieser Risikofaktoren eine ganze Reihe offener Fragen. Die Studienergebnisse der NAKO sollen helfen, diese Fragen zu beantworten, um die Risiken besser verstehen und unsere Gesundheit zukünftig vor ihnen schützen zu können.
Finanziell gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, 14 Bundesländern und der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Bundesministerin für Bildung und Forschung, Frau Professorin Dr. Johanna Wanka, wird das Studienprojekt im Herbst auf nationaler Ebene eröffnen.
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Dr. Franz Rieger, Mitglied des Bayerischen Landtags, Professor Dr. Udo Hebel, Präsident der Universität Regensburg, Melanie Huml, Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, Professor Dr. Dr. Michael Leitzmann, Leiter des Instituts für Epidemiologie und Präventivmedizin, Jürgen Huber, Bürgermeister der Stadt Regensburg, Dr. Beate Fischer, Leiterin des Studienzentrums Nationale Kohorte e.V. in Regensburg und Professorin Dr. Iris Heid, Lehrstuhlinhaberin für Genetische Epidemiologie, (v.l.n.r.) schneiden zur Eröffnung des Studienzentrums Nationale Kohorte e.V. symbolisch eine Torte an. Bild: UKR