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Regensburg taucht in vielen Statistiken weit oben auf, leider auch in einer sehr Negativen, nämlich bei den Ladendiebstählen. Die Domstadt gehört zu den Hochburgen im Bundesgebiet und war 2012 in dieser Hinsicht sogar krimineller als Berlin. Der Trend scheint sich nicht zu verbessern.

Eine von preisvergleich.de veröffentlichte Studie zeigte 2013 erschreckende Zahlen. In der Statistik der Ladendiebstähle lag Regensburg im bundesweiten Vergleich auf Platz 3, somit noch vor Berlin. Nur die Städte Magdeburg und Saarbrücken waren noch schlimmer. Die Bewertung im 80-Städte-Vergleich erfolgte anhand der durchschnittlichen Anzahl angezeigter Ladendiebstähle pro 100.000 Einwohner.

Mit 994 angezeigten Diebstählen/100.000 Einwohner lag Regensburg damals satte 45% über dem bundesweiten Schnitt. Das Portal ernannte die Domstadt somit zu einer Diebstahl-Hochburg. Im direkten Vergleich mit der nahegelegenen Stadt Ingolstadt sind die Zahlen sogar noch erschreckender. Die ähnlich großen Landkreisnachbarn verzeichneten lediglich 416 angezeigte Diebstähle/100.000 Einwohner und lagen somit 43 Prozent unter dem Durchschnitt.

Michael Rebele vom Polizeipräsidium Regensburg kennt den Vergleich aus internen Kreisen: "Natürlich ziehen wir auch selbst oft den Vergleich mit Ingolstadt, weil die beiden Städte eine ähnliche Einwohnerzahl aufweisen." Auch die Frage, wieso sich zwei ähnlich große, so naheliegende Städte so stark unterscheiden, beschäftigt die Polizei schon länger. "Die großen Einkaufszentren spielen eine wichtige Rolle. Ein Täter sieht dort gute Chancen, nicht bei seiner Tat erwischt zu werden,. Die große Menge an Leuten und die nahe aneinanderliegenden Geschäfte locken Diebe an", so Rebele.

Ein großer Teil der Ladendiebstähle wird also in den Ballungsräumen begangen. Die Täter wiegen sich hier im Schutz der Anonymität. Die Vorgehensweise ist aber keineswegs in jedem Fall professionell. "Ein klares Täterprofil lässt sich nicht ausmachen, Fälle von Ladendiebstahl werden sowohl von professionellen Dieben, als auch vom Otto Normalverbraucher begangen. Viele Fälle liegen auch im Bereich der Beschaffungskriminalität. Das Geld aus dem Weiterverkauf von gestohlenen Waren wird dann zur Finanzierung einer Sucht verwendet", erklärt Rebele.

Gestohlen werden nicht nur besonders wertvolle Gegenstände, der durchschnittliche Wert des Diebesgutes beträgt lediglich 15 Euro. Wer im ersten Moment an Schmuck, Parfüm oder Elektronik denkt, liegt falsch. Teilweise werden sogar Waren des täglichen Gebrauches gestohlen. Michael Rebele erinnert sich da an einen ganz besonderen Fall: "Ein Ladendiebstahl ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Ein Mann hat in einem Lebensmittelgeschäft nichts weiter als ein Päckchen Rohwurst gestohlen, der Warenwert lag im Bereich um einen Euro. Die Tat entstand einfach aus der Not, denn der Mann konnte sich nichts zu Essen leisten."

Dennoch lässt sich bei der Polizei durchaus auch Bandenkriminalität beobachten. Die Täter gehen dabei viel professioneller vor. Eigens für den Diebstahl präparierte Behältnisse werden in die Läden geschmuggelt, die Ware wird so an den Scannern vorbeigeschleust. "Sind mehrere Täter in einem Laden organisiert unterwegs, ziehen sie die Aufmerksamkeit des Personals mit einer Ablenkungstaktik auf sich, während einer ihrer Kollegen das Diebesgut verräumt", erklärt Rebele. Laut den Zahlen der Polizei sind die organisierten Banden zu einem großen Teil aus dem Osteuropäischen Raum. Dort werden viele gestohlene Waren dann auch weiterverkauft.

Die Aufklärungsrate der geahndeten Fälle ist zum Glück sehr hoch. Im Jahr 2012 konnten 95 Prozent der Fälle aufgeklärt werden. Dies ist vor allem der Sensibilisierung des Einzelhandels zu verdanken, denn mit Überwachungskameras, besserer Warensicherung und Ladendetektiven haben die Warenhäuser gegen die Diebe aufgerüstet. Zu positiv ist eine solche Zahl laut Michael Rebele aber nicht zu sehen. "Die Zahl wirkt im ersten Moment sicher beeindruckend, allerdings muss man mit einer großen Dunkelziffer rechnen. Viele Diebstahlfälle werden gar nicht oder erst sehr spät erkannt. Die Mengen oder einzelnen Waren sind nicht mehr nachzuvollziehen. Außerdem gibt es einige Ladenbesitzer, die kleineren Delikten gar nicht erst nachgehen. Statt lange auf dem Polizeirevier zu warten, verkaufen sie lieber weiter ihre Produkte."

Um die Ladenbesitzer und Kaufhausketten weiter bei Präventivmaßnahmen zu unterstützen, hat das Polizeipräsidium Regensburg eine entsprechende Beratungsstelle eingerichtet. Dort erfahren sie, wie man die Waren am besten schützt, ohne sie gleich aus dem Blickfeld der Kunden zu entfernen. "Natürlich liegt es dann an den Unternehmen, dieses Angebot der Polizei auch wahrzunehmen. Melden kann sich bei uns jeder, der einen eigenen Laden besitzt", so Rebele. Besonders lohnenswert ist dies sicher zu den Zeiten rund um die begehrten "Sales". Denn dort scheinen die Zahlen einen leichten Sprung nach oben zu verzeichnen. Dies ist wohl mit dem großen Gedränge zu dieser Zeit zu erklären, denn auf der Jagd nach Angeboten steigt die Zahl der Kunden generell an, was es auch den Dieben leichter macht.

Auch der Einzelhandel selbst ist sich der schwierigen Lage in der Stadt bewusst. Gerade für die kleineren Läden sind die Diebstähle ein großes Problem, weil die entstandenen Kosten teils nur schwer zu kompensieren sind. Für einen verstärkten Einsatz von Sicherheitsmaßnahmen reicht es bei den Altstadtläden meist nicht. Oft sind lediglich Sicherheitskameras im Einsatz. Gerade deshalb sind die Shops zu belebten Zeiten ein lohnenswertes Ziel für einen Ladendiebstahl.

In großen Einkaufszentren wird den Dieben mit einer verstärkten Überwachung entgegen gewirkt. In den Regensburg Arcaden finden sich etwa "Kaufhauscops" wieder, die im Notfall eingreifen können. Die patrouillierenden Männer in Uniform schrecken potenzielle Täter zudem ab. Überwachungskameras zeichnen das Geschehen im Zentrum und in den Läden selbst auf. Die Angst durch die Bilder identifiziert werden zu können, ist ein weiteres probates Mittel gegen die Diebe.

Aber auch die Technik zur Warensicherung spielt eine große Rolle bei der Sicherheit. Die an den Produkten angebrachten Sicherungen sind allerdings nicht zu 100 Prozent sicher vor Abschirmung. Die Industrie arbeitet deshalb stetig an verbesserten Systemen, wie etwa komplett unsichtbaren Sicherungen, die über ein System im Boden geortet werden können. Die Täter rechnen so oft gar nicht damit, beim Verlassen des Ladens aufzufliegen. Die Technik ist allerdings teuer und birgt noch weiteres Verbesserungspotenzial.

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Bild: fotosenmeer / Bigstock

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