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Rund 400 Bürgerinnen und Bürger kamen auf Einladung von Landrätin Tanja Schweiger in den Gasthof Fischer nach Pfatter, um sich über die ersten Ergebnisse der Untersuchungen von Professor Andreas Malcherek zu den angedachten Flutpoldern an der Donau bei Eltheim und Wörthhof zu informieren.

Mit dabei waren auch Ministerialrat Erich Eichenseer vom Bayerischen Umweltministerium, der Leitende Regierungsdirektor Günter Schobert von der Regierung der Oberpfalz, die Landtagsabgeordnete Sylvia Stierstorfer, der Landtagsabgeordnete Hubert Aiwanger, der Sprecher der IG Flutpolder, Markus Hörner, Jürgen Koch, Bürgermeister der gastgebenden Gemeinde Pfatter und einige Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus den betroffenen Gebieten sowie viele Kreisrätinnen und Kreisräte. Einige Besucherinnen und Besucher standen in Dreierreihen vor den Fenstern, um den Vortrag und die Diskussion zu den geplanten Flutpoldern live mitzubekommen. Im Gang wurde kurzerhand extra eine Leinwand zur Übertragung aufgestellt. Landrätin Tanja Schweiger informierte anfangs über die vielfältigen Bemühungen des Landkreises, die Planungen des Umweltministeriums zu den Flutpoldern transparenter zu machen und fachlich zu begleiten.

Auf Einladung der Landrätin kam der Umweltausschuss des Bayerischen Landtags im Juni 2014 in den östlichen Landkreis, um die Grundwassersituation an den möglichen Flutpolderstandorten unter die Lupe zu nehmen. "Das Umweltministerium hat mir mitgeteilt, dass es an einem engen Dialog interessiert ist", betonte die Landrätin. Von Seiten des Ministeriums gebe es jetzt eine Ausschreibung zur Untersuchung der Grundwassersituation. Mittlerweile habe man auch die erbetenen Daten zum Gutachten der TU München zu den Flutpolderstandorten vom Umweltministerium erhalten. Der vom Landkreis Regensburg beauftragte Wasserbau-Experte Prof. Malcherek von der Bundeswehruniversität München konnte damit beginnen, vor allem die Grundwassersituation in der Umgebung von Pfatter zu untersuchen.

"Die Niederschläge und der Grundwasserstand im Untersuchungsgebiet haben entgegen der Stellungnahme des Ministeriums nicht viel miteinander zu tun. Die Grundwasserstände hängen vielmehr eng mit den Donauwasserständen zusammen", erklärte Prof. Malcherek als Ergebnis seiner Untersuchungen. Von Seiten des Umweltministeriums wurden in den letzten Jahren immer wieder außergewöhnlich hohe Niederschläge als Grund für die hohen Grundwasserstände ins Feld geführt. "Dies kann ich nicht bestätigen", so Malcherek in seinem Vortrag. Er fand heraus, dass die Grundwasserpegel im gesamten untersuchten Gebiet miteinander zusammenhängen. Außerdem sei das Grundwasser insgesamt seit 2004 kontinuierlich angestiegen.

"Der Boden ist sehr stark durchlässig. Das Wasser geht über das Grundwasser ins Umland", erklärte Prof. Malcherek. Er warnte davor, ohne weiteren detaillierten Untersuchungen des Grundwassers die Planungen weiterzuführen: "Das ist sonst ein Experiment für den Polderbau." Es wäre zwar technisch machbar, etwa durch aufwendige Brunnengalerien, das Problem mit dem Grundwasser möglicherweise zu lösen. Die Frage, ob eine solche Lösung auch wirtschaftlich sei, müsse man aber auch beantworten. "Der Kiesboden in der Region ist so durchlässig, dass eine erhebliche Pumpleistung notwendig sein wird. Wenn Flutpolder mit so vielen negativen Auswirkungen verbunden sind, sollte man sie nicht bauen", so Prof. Malcherek. Der Wasserbau-Experte betonte auch, dass Flutpolder keine Wirkung hätten, wenn sie nicht gesteuert würden.

Die Besucher der Informationsveranstaltung standen der Planung von Flutpoldern sehr skeptisch gegenüber. Barbings Bürgermeister Hans Thiel verwies darauf, dass das Grundwasser schon zu Zeiten, in denen die Donau kein Hochwasser führe, bei manchen Häusern knapp unter der Kellersohle liege. Er befürchte eine Überschwemmung von unten, wenn man die Polder flute, weil der Grundwasserspiegel nicht beherrschbar sei. "Wir wollen einen Hochwasserschutz so, dass kein Dritter geschädigt wird", betonte Jürgen Koch, Bürgermeister von Pfatter. Die Frage nach der Gefährdung des Trinkwasserbrunnens für die Stadt Wörth a. d. Donau stellte Franz Beutl Junior. Sollte sich der Polderbau negativ auf das Trinkwasser auswirken, müsse das ein Ausschlusskriterium sein. Manfred Lichtl, Sprecher der IG Grundwasser, forderte die Absenkung des Donaumindestwasserstandes. Damit könne man das Grundwasserproblem für die Anliegergemeinden stark verringern und die Donau hätte bei Hochwasser zusätzlichen Rückstauraum und Polder wären möglicherweise überflüssig. Johann Mayer, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, forderte den Freistaat auf, Abstand von den beiden Flutpoldern bei Eltheim und Wörthhof zu nehmen. Er fürchtet um die wertvollen landwirtschaftlichen Flächen bei einer Flutung der Polder vor allem aufgrund der Beifracht des Hochwassers.

Ministerialrat Erich Eichenseer vom Bayerischen Umweltministerium hielt hingegen an der Idee fest, eine Perlenkette von Flutpoldern entlang der Donau errichten zu wollen. "Flutpolder sind wirksam. Sie sind ein Beitrag dazu, Extremhochwasser beherrschbar zu machen. Beim Hochwasser 2013 sind acht  Millionen Euro Schäden entstanden",  erklärte Eichenseer. Natürlich müsse man aber die technische Beherrschbarkeit des Grundwassers vor einem möglichen Polderbau untersuchen.  "Wir haben keinerlei Interesse, Sie über den Tisch zu ziehen", betonte Günter Schobert, Leiter des Sachgebiets Wasserwirtschaft an der Regierung der Oberpfalz. Er schlug vor, alle angesprochenen Themen zum Polderbau im Rahmen eines Runden Tisches mit allen Beteiligten zu besprechen. "Wir stehen für das Projekt, nur wenn keine Nachteile für Sie entstehen", so Schobert.

Der Vorschlag, einen runden Tisch zum Thema einzusetzen, wurde sowohl von der Landrätin als auch von den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern vor Ort aufgenommen. Markus Hörner, Sprecher der Interessengemeinschaft gegen Flutpolder, wies darauf hin, dass ein solcher Dialog nur fruchtbar sein könne, wenn er auf Augenhöhe stattfinde und wenn die fachliche Kompetenz von Prof. Malcherek akzeptiert würde. "Sie müssen zu Ihrem Wort stehen", so Hörner an die Vertreter der Staatsregierung.

Landrätin Tanja Schweiger plädierte dafür, mehr Rückhalt in der Fläche zu schaffen, anstatt das gesamte Wasser schnell und zügig in die Donau zu leiten. Die Landrätin sicherte am Ende der Veranstaltung zu, dass der Landkreis die Bürgerinnen und Bürger regelmäßig zum Thema Flutpolder informieren werde. "Heute sind keine Wutbürger zusammengekommen, sondern engagierte Bürgerinnen und Bürger, die sich um ihre Heimat bemühen", so die Landrätin: "Ich bin der Meinung, Ministerin Ulrike Scharf sollte ? nach ihrer Einarbeitungszeit ? sich auch selbst die Bedürfnisse und Ängste unserer Bevölkerung anhören und sich ernsthaft mit der Situation auseinander setzen."

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Landrätin Tanja Schweiger bei der Bürgerversammlung in Pfatter. Bild: Landkreis Regensburg

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