Der Verkauf von Marihuana unter staatlicher Kontrolle trägt zur Bekämpfung der Drogenkriminalität bei. So lautet die Annahme der Fürsprecher eines Modellprojektes, das derzeit in der Hauptstadt diskutiert wird.
Im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg wird derzeit heftig debattiert: Politiker der Partei "Die Grünen" und Vertreter des Deutschen Hanfverbandes sprechen sich für die zeitweise Abgabe von Cannabis in sogenannten Coffeeshops aus. Mit dem Projekt soll unter anderem der florierende Schwarzmarkt im Bezirk und dem naheliegenden Mauerpark ausgetrocknet werden. Die große Hürde: Für den legalen Besitz und Verkauf von Cannabis ist eine Sondergenehmigung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) notwendig. Außerdem muss ein öffentliches sowie wissenschaftliches Interesse begründet werden. Kriminologische Untersuchungen zur Entwicklung des Schwarzmarktes oder der Vergleich des Marihuana-Konsums vor und während des Projektes könnten diese Bedingung erfüllen. Ob die Genehmigung erteilt wird und das Projekt wie geplant ab 2015 anlaufen kann, ist derzeit unklar. Dabei konnten gute Erfahrungen in Ländern gesammelt werden, in denen Marihuana legalisiert oder für therapeutische Zwecke zugelassen worden ist.
Während in Deutschland noch über ein Modellprojekt diskutiert wird, freut sich beispielsweise der Fiskus in den USA bereits über Steuereinnahmen im zweistelligen Millionenbereich. In 23 Bundesstaaten ist Marihuana für therapeutische Zwecke freigegeben. In Colorado und Washington an der Westküste sind Verkauf und Anbau auch für private Zwecke erlaubt. Dort herrscht inzwischen ein wahrer Marihuana-Goldrausch, der viele Start-Ups rund um den Handel mit Marihuana-Produkten und Zubehör hervorgerufen hat. Die Einnahmen durch vergleichsweise hohe Steuern von über 10 Prozent auf Cannabis-Geschäfte steigen monatlich.
Ein ähnliches Modell wäre auch für Deutschland denkbar, vor allem, da mit den benachbarten Niederlanden ein Lieferant für Produkte rund um den Cannabis und dessen Samen und viel Sachverstand über den Einsatz der Pflanze in greifbarer Nähe wäre. Auch wenn die Abgabe von Marihuana lediglich in streng kontrollierten Mengen in den dortigen Coffeeshops erlaubt ist, hat die Niederlande zahlreiche Cannabis-Händler und Samenbanken angelockt, die mittlerweile auch Hanfsorten für den medizinischen Gebrauch züchten. Aufklärung über deren korrekten Anbau und Einsatz ist allerdings die Voraussetzung für eine Teilliberalisierung auch in Deutschland. Ben Dronkers, Inhaber der Seedbank Sensi Seeds, setzt sich seit Jahren für eine bessere Aufklärung über den Nutzen der Pflanze sowie deren Platz in der Gesellschaft ein. Im Amsterdamer Hanfmuseum, das 1985 von ihm gegründet wurde, erfahren Interessierte neben deren Einsatz als Genussmittel vor allem die Kulturgeschichte und Bedeutung für die Industrie. Der Holländer hält zudem Vorträge und informiert in Blogs, sozialen Netzwerken, auf Messen sowie über internationale Partner über den Nutzen und die Geschichte der Pflanze und regt zum Diskurs an. Auf diesen haben sich Befürworter und Kritiker in Berlin zumindest einmal eingelassen. Wann und ob das Modellprojekt anlaufen wird, ist bis jetzt jedoch noch unklar.
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Foto: NicoLeHe / pixelio.de
Coffeeshops gegen Kriminalität: Berlin will einen Selbstversuch wagen
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