Wir alle nutzen und brauchen ihn, er hilft uns beim Kochen, dient zur Unterhaltung, sorgt dafür, dass unsere Wäsche sauber wird und gibt oft sogar Wärme ab: Der Strom. Auf unseren Rechnungen taucht er mit großen Zahlen auf und reißt oft ein tiefes Loch in den Geldbeutel, doch kaum einer weiß, wieso.
Jeder kennt den verdutzten Blick, wenn die aktuelle Stromrechnung ins traute Heim schneit. Billig wird es nämlich nur selten, dank unseren digitalisierten Haushalten hängen viele Geräte an den Steckdosen. So viele, dass Steckerleisten zur Standardausrüstung in jedem Zimmer gehören. Nicht von ungefähr kommt also der bundesweit durchschnittliche Stromverbrauch von 3500 kWh pro Haushalt, Tendenz steigend.
In Regensburg ist die REWAG als Grundversorger für Strom, Gas und Wasser zuständig. Ganze 90% aller Haushalte werden vom regionalen Anbieter versorgt. Auch viele Firmen im Stadt- und Landgebiet um die Domstadt beziehen ihre Energie von dem Versorger, der zu 64% der Stadt Regensburg gehört. Niemand wäre also besser, ein Beispiel für die Zusammensetzung und Bildung der Strompreise zu geben, als der Rechnungssteller für nahezu alle Bürger der Domstadt. Der Vorstandsvorsitzende Olaf Hermes gab uns einen Einblick in die Welt hinter den Stromrechnungen.
Die REWAG bietet verschiedene Produkte an, aus denen der Endkunde wählen kann. Der Standardtarif besteht aus einem Strommix verschiedener Energiequellen. Dabei fällt der Mammutanteil des gesamten Volumens mit 60% bisher noch auf die fossilen Energieträger. Den größten Posten davon halten die Kohlekraftwerke mit rund 29% Anteil an der Mischung. Dahinter reiht sich mit rund 20% die aus Kernkraftwerken gewonnene Energie ein. Erdgas stellt mit rund 5% einen vergleichsweise geringen Teil am Gesamten dar. Rund 6% stammen aus nicht näher bezeichneten fossilen Quellen.
Doch auch die erneuerbaren Energien gewinnen immer mehr an Bedeutung und machen mit rund 40% einen wesentlichen Teil unseres Strommixes aus. Der aus dem Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien (EEG) bezogene Strom macht bei der REWAG einen Anteil von rund 27% am gesamten Volumen aus, dazu kommen noch rund 13% aus eigenem Bezug. Wer komplett grünen Strom im Eigenheim genießen will, findet sogar einen Tarif aus 100% erneuerbarer Energie. Diese stammt komplett aus Wasserkraft und wird vom Versorger eingekauft.
Gehandelt wird der Strom über private Anbieter, ähnlich wie beim Einkauf auf einer großen Internetplattform. Dort kann der Strom in den benötigten Mengen direkt eingekauft werden. Zudem gibt es noch eine Strombörse. Für Deutschland, Österreich und Frankreich befindet sich diese in Leipzig und hört auf den Namen "European Energy Exchange", kurz EEX. Dort können Strompreise tagesaktuell gehandelt werden und somit im richtigen Moment sehr günstig sein. Ein Faktor der selbstredend für die Versorger eine große Rolle beim Einkauf spielt.
Als Endverbraucher kann man sich also sicher sein, dass immer der günstigste Strom eingekauft wird. Doch nur wenige wissen, welchen Teil dies vom eigentlichen Strompreis ausmacht. Zur Verdeutlichung der Zusammensetzung eignet sich ein Diagramm am Beispiel des bundesweiten Durchschnittsverbrauches von 3500 kWh. Dafür müssen im Basistarif der REWAG aktuell 985,91 Euro entrichtet werden:
Bestandteil |
Betrag |
Beschaffung und Vertrieb |
275,75 ? (27,97%) |
EEG-Umlage |
218,40 ? (22,15%) |
Netzentgelte, Messung und Abrechnung |
174,43 ? (17,69%) |
Mehrwertsteuer |
157,41 ? (15,97 %) |
Stromsteuer |
71,75 ? (7,28%) |
Konzessionsabgabe |
69,65 ? (7,06%) |
Offshore-Haftungsumlage |
8,75 ? (0,89%) |
KWK-Zuschlag |
6,23 ? (0,63%) |
StromNEV-Umlage |
3,22 ? (0,33%) |
AbschaltVO-Umlage |
0,32 ? (0,03%) |
Von den 985,91 Euro aus der Rechnung gehen also 54,3% direkt über Abgaben, Umlagen und Steuern an den Staat. Die übrigen 450 Euro werden an die Stromerzeuger abgeführt, in das Netz investiert und für anfallende Kosten verwendet. Diese Aufstellung findet sich aufgrund neuer Richtlinien auch auf den künftigen Stromrechnungen. Ein genauer Blick auf das Papier ist also nicht zuletzt deshalb empfehlenswert.
Wegen einer fehlerhaften Berechnung bei der EEG-Umlage im vergangenen Abrechnungszeitraum wird die Umlage im kommenden Zeitraum um 0.07 Cent/kWh sinken. Dadurch kann es zu einer Senkung der Strompreise kommen. Weil hierbei aber noch weitere Faktoren eine Rolle spielen, steht dies noch nicht sicher fest. Mit ein paar Tipps der REWAG lässt sich aber zumindest schonmal der eigene Stromverbrauch senken:
1. Wer für den morgendlichen Kaffee die Kaffeemaschine oder einen Wasserkocher nutzt, spart im Vergleich zum Erhitzen auf dem Herd rund 50%.
2. Den Geschirrspüler immer erst im vollen Zustand laufen lassen, sonst wird die gleiche Menge Strom für weniger Geschirr verbraucht.
3. Eine den äußerlichen Gegebenheiten angepasste Stufe im Kühlschrank kann in kühlen Zeiten wertvolles Geld sparen.
4. Für viele Textilien reicht eine verringerte Temperatur in der Waschmaschine, durch die geringere Heizkraft kann zusätzlich Strom gespart werden.
5. Bei elektrischen Geräten im Wohnbereich lohnen sich Mehrfachsteckdosen, die während der Abwesenheit oder in der Nacht ausgeschaltet werden können. Es gibt auch Exemplare mit einer eingebauten Zeitschaltuhr.
6. Leuchtmittel sollten nach Möglichkeit durch Energiesparlampen oder im besten Fall LED-Lampen ausgetauscht werden.