Licht auf dunkle Kapitel deutsch-griechischer Geschichte
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Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) finanziert ein neues deutsch-griechisches Kooperationsprojekt. Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit den deutsch-griechischen Beziehungen seit der griechischen Unabhängigkeit bis heute. Das Projekt ist Teil des DAAD-Programms "Hochschuldialog Südosteuropa", das im Rahmen des Deutsch-Griechischen Zukunftsfonds des Auswärtigen Amts ins Leben gerufen wurde. Die Leitung liegt bei Prof. Dr. Ulf Brunnbauer vom Institut für Geschichte der Universität Regensburg und bei Prof. Dr. Christina Koulouri von der Panteion Universität in Athen. Kooperationspartner sind das Goethe-Institut Athen und die Konrad-Adenauer-Stiftung Athen.
Ziel des Kooperationsprojekts "Contested Greek ? German Pasts. An Initiative for Students and Young Scholars" ist es, auf der Basis gemeinsamer Recherchen Präsentationen zu wichtigen Stationen der gemeinsamen Geschichte zu erarbeiten, die schließlich in eine umfängliche Online-Publikation münden sollen. Dazu werden unter der Leitung von Professorinnen und Professoren der beiden Partneruniversitäten fortgeschrittene Studierende sowie Promovierende aus Deutschland und Griechenland in bilateralen Arbeitsgruppen zusammenkommen.
Ausgangspunkt des Projekts ist einerseits die Tatsache, dass die Beziehungen zwischen Griechenland und Deutschland bzw. den deutschen Teilstaaten vor 1871 seit der Etablierung des griechischen Staates (1830) sehr intensiv waren. Andererseits haben diese Beziehungen in der kollektiven Erinnerung der beiden Länder eine sehr unterschiedliche Bedeutung. Um heutige Sichtweisen und Fehlwahrnehmungen zwischen Griechenland und Deutschland zu verstehen und in Zukunft zu vermeiden, ist es notwendig, sich mit den Darstellungen der zentralen Momente der Beziehungsgeschichte der beiden Länder auseinanderzusetzen. Denn die Logik der gegenseitigen Wahrnehmungen ist maßgeblich durch die Muster der Erinnerung an bestimmte Ereignisse und Episoden der Beziehungsgeschichte geprägt.
Das neue Projekt wird sich auf vier "Momente realer Berührung" konzentrieren: So stehen die Bayerische Herrschaft in Griechenland (1832-1862), die deutsche Besatzung während des Zweiten Weltkriegs, die griechische Arbeitsmigration nach Deutschland nach 1945 und die Instrumentalisierung von Geschichte im Diskurs von Rechtspopulisten im Kontext der Euro-Krise im Zentrum.
Geplant sind zwei Workshops im Frühjahr und Herbst 2015 (Athen, Regensburg), bei denen Gastvorträge zum historischen Kontext, Archiv- und Museumsbesuche sowie eine Podiumsdiskussion zur aktuellen Lage in Griechenland eingeplant sind. Der DAAD fördert das Projekt mit einer Summe von annähernd 20.000 Euro.
Eine Kurzbeschreibung des Regensburger Projekts im Internet unter:
http://www.daad.gr/imperia/md/content/informationszentren/icathen/newsletter_okt_2014.pdf
Zum Deutsch-Griechischen Zukunftsfonds:
Das Auswärtige Amt hat einen Deutsch-Griechischen Zukunftsfonds eingerichtet, der die wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten zur historischen Aufarbeitung der Weltkriegsereignisse fördern soll. Durch die Finanzierung einzelner Projekte sollen eine gemeinsame deutsch-griechische Erinnerungskultur geschaffen und gegenüber den Opfergemeinden Zeichen der Versöhnung gesetzt werden (www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Aktuelle_Artikel/Griechenland/140912-DE-GRE-Zukunftsfonds.html).
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Bild: Sebastian Bernhard / pixelio.de