Am 10. Dezember fand die zweite Sitzung des Aktionsbündnisses "fair feiern" im Alten Rathaus statt. Künftig möchte man verstärkt den Dialog mit den Feiernden suchen, um sie zu mehr Verständnis und Rücksichtnahme auf Anwohner zu bewegen. Stärkere Alkoholkontrollen sollen außerdem vor Missbrauch und Straftaten schützen.
Am Aktionsbündnis "fair feiern" nehmen neben dem Oberbürgermeister Joachim Wolbergs und der Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer noch etwa 30 weitere Vertreter der Stadt, Gastronomie, der Anwohner, der Studierenden und der Polizei teil. Am vergangenen Mittwoch kamen diese im Alten Rathaus zusammen.
Die Jahresbilanz bezüglich Kriminaldelikte im Rahmen nächtlicher Partygängen fiel gemischt aus. Laut Polizeipräsident Rudolf Kraus ist die Gesamtzahl an Straftaten in Hinblick auf das Stadtgebiet zwar zurückgegangen, aber der Innenstadtbereich sei davon nicht betroffen. Im Zusammenhang mit Gewaltdelikten konnte Kraus erfreulich vermerken, dass die Anzahl abgenommen habe und stellte fest: "Traditionell ist vor allem der Zeitraum von März bis Juli die größte Problemphase. Auf die Woche gesehen haben wir von Mittwoch bis Samstag die häufigsten Delikte ? wobei wir die Taten am Mittwoch vor allem billigen Alkoholangeboten zu verdanken haben." Vor allem mit Sachbeschädigungen habe die Altstadt zu kämpfen: 90 Prozent der Täter standen laut Polizeiangaben unter Alkoholeinfluss. Außerdem in diesem Zusammenhang erschreckend: Immer mehr Minderjährige missbrauchen Alkohol und werden zu Straftaten verleitet.
Angesichts dieser Entwicklungen appelliert Wolbergs an die Vertreter der Szene-Gastronomie, auf sogenannte Billig-Angebote und auf Flat-Rate-Partys zu verzichten und verwies auf die "Freiwillige Selbstverpflichtung" von 2007. Diese wurde von den Gastronomen sehr positiv angenommen, da sie selbst an solchen Billig-Angeboten nicht viel verdienen würden. Außerdem möchte der Oberbürgermeister in absehbarer Zeit für ein halbes Jahr jugendliche "Testkäufer" in Tankstellen, Supermärkte und Bars schicken, um zu prüfen, ob ihnen dort Alkohol verkauft wird. Falls ja, werde dies sowohl für Verkäufer als auch Ladenbesitzer ein hohes Bußgeld zufolge haben. Diese Maßnahme soll den Einzelhandel für die Problematik sensibilisieren und die Jugendlichen schützen.
Auch der Polizeipräsident hält solche präventiven Kampagnen auf langer Sicht erfolgsversprechender als das bloße Durchsetzen ordnungspolitischer Maßnahmen. Eines dieser Kampagnen könnte auch sein, dass sich in Zukunft Mitglieder des Aktionsbündnisses zusammentun, um als Gruppe im Rahmen von "Aktionsnächten" durch die Stadt zu ziehen und das persönliche Gespräch mit jungen Partygängern zu suchen. Dabei soll um Verständnis und Rücksichtnahme auf die Anwohner geworben werden.
Zwar konnte dank dem engagierten Einsatz von Gaststätten, welche beispielsweise Lärmschleusen am Eingang eingerichtet oder extra Personal vor die Tür positioniert haben, das rauchende Gäste um Ruhe bittet, ein deutlicher Rückgang an Lärmbelästigung durch Kneipen erzielt werden. Helmut Knyrim, Sprecher der Bürgerinitiative für Bewohnbare Altstadt (BIBA) verwies jetzt aber auf "Gröhler-Gruppen" und "Party-Touristen", die dafür auf dem Weg zum Bahnhof lautstark durch die Altstadt ziehen würden.
Wolbergs zeigte zwar Verständnis für die Innenstadtbewohner, verwies jedoch gleichzeitig darauf, dass in der Innenstadt trotz allen Maßnahmen immer ein gewisser Gesprächspegel herrschen wird. "Dieser Grundproblematik muss man sich bewusst sein, wenn man heute in die Altstadt zieht", sagt er. Dennoch geht die Anzahl der gemeldeten Ruhestörungen seit 2011 kontinuierlich zurück.
Für 2015 plant "fair feiern" unter anderem eine Neuauflage der "Silent Disco", welche im vergangenem Jahr im Rahmen des Bismarckplatz-Festes auf positive Resonanz gestoßen war.
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Foto: Stadt Regensburg
„fair feiern“ in Regensburg: Bessere Alkohlkontrollen und mehr Rücksicht auf Anwohner
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