Stadt kämpft um neue Unterkünfte für Flüchtlinge
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Derzeit befinden sich bis zu 1.400 Flüchtlinge und Asylbewerber in Regensburg, Tendenz steigend. Bis zum Ende des Jahres rechnet der Oberbürgermeister Joachim Wolbergs mit mindestens 2.000 Flüchtlingen. Die Stadt steht vor einer Herausforderung, sorgt für immer neue Unterkünfte und jede Menge Seelsorger für die Neuankömmlinge. „Eine Herausforderung, die leistbar ist“, so der OB.
In Deutschland werden dieses Jahr zwischen 800.000 und einer Million Flüchtlinge erwartet. Zahlen, mit denen es erst einmal umzugehen gilt. Koordination spielt hier eine wichtige Rolle. Allein in Bayern rechnet der OB mit 120.000 Flüchtlingen, das sind doppelt so viele wie bei der letzten großen Welle 1992. „Es ist eine gesellschaftliche Herausforderung für uns alle, die auch ordentlich mit Geld unterfüttert ist“, erklärt Joachim Wolbergs. Der Oberbürgermeister ist froh, wie die Flüchtlinge größtenteils aufgenommen werden. „In München stehen die Menschen am Bahnhof und bejubeln die Sonderzüge aus Ungarn. So stelle ich mir Deutschland vor.“ Trotzdem stößt die neue Situation nicht nur auf Optimisten: „Jede Nacht brennt in Deutschland ein Asylantenheim. So etwas ist für mich unerträglich. Die Flüchtlinge sollten hier Schutz und Frieden bekommen.“ Über die Situation in Regensburg zeigt sich Wolbergs allerdings begeistert. „Das Klima hier ist so geprägt, dass die Menschen offen sind für die Leute, die Hilfe brauchen. Das ist das Wichtigste, das wir in den vergangenen Jahren erreicht haben.“
„Natürlich ist nicht alles, was wir tun, super sachgerecht und zu hundert Prozent richtig, das kann auch jeder kritisieren - aber für uns gibt es zur Zeit einen Maßstab: Wir haben so viele Einzelschicksale kennen gelernt in den letzten Wochen. Es interessiert mich nur, ob wir den Menschen das bieten können, was sie brauchen – Hilfe und Schutz.“
Maßnahmen und Unterbringung
Zur Zeit befinden sich in den Gemeinschaftsunterkünften in Regensburg zwischen 400 und 450 Asylbewerber, die teilweise auch über Jahre bleiben werden. Zudem wird es zwei feste Erstaufnahmeeinrichtungen geben, die Stelle in der Zeißstraße, die derzeit voll belegt ist, wird neben der geplanten Station in der Bajuwarenstraße bestehen bleiben. Der Umbau der ehemaligen Kaserne soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein und für rund 160 Asylbewerber zur Verfügung stehen. Bis Ende nächsten Jahres soll die Erstaufnahmeeinrichtung für 500 Flüchtlinge ausgebaut werden.
Die Stadt Regensburg muss innerhalb einem Jahr 1.400 neue Plätze in Gemeinschaftsunterkünften schaffen. „Wir wenden uns dabei sowohl an städtische Einrichtungen, als auch an die Immobilienbranche. Ich verachte die Leute, die sich mit der Situation eine goldene Nase verdienen wollen. Wir mieten nicht um jeden Preis, lieber bauen wir selbst“, schießt Wolbergs zurück und betont: „Zum Glück gibt es aber auch wirklich viele aus der Immobilienbranche, die uns helfen.“
Momentan sind in Regensburg rund 80 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Regensburg, sie leben in dem ehemaligen Michlstift, das bis zum Umbau im Januar 2016 als weitere Unterkunft genutzt wird. Anfang nächsten Jahres wird das Michlstift dann zu einem Kinderschutzhaus für deutsche und ausländische Kinder umgebaut. „Die Zahl der Neuankömmlinge schwankt ständig, es gibt Tage, an denen keine neuen Flüchtlinge kommen, an anderen gleich 30. Wir müssen auf alles vorbereitet sein.“ Innerhalb weniger Stunden kann die Stadt helfen und im Notfall 200 Leute unterbringen wie zum Beispiel in der Sporthalle der Albert Schweizer Realschule. Alle Einrichtungen sind gesichert und bewacht. Das Wichtigste, die Flüchtlinge sollen sich wohl fühlen, so gut es in einer Gemeinschaftsunterkunft eben geht. Zahlreiche Seelsorger sind vor Ort und betreuen sie. Rund um die Uhr.
Schon jetzt arbeiten Wolbergs und sein Team an Lösungen, wie es ab Januar 2016 weitergeht. „Wir sind an mehreren Objekten dran, es gibt unterschiedliche Optionen“, so Wolbergs und betont die Hauptbotschaft: „Niemandem geht es schlechter, nur weil jetzt Flüchtlinge hier in der Stadt sind. Im Gegenteil: Mehreren geht es besser, weil sie helfen können. Und das gerne tun.“