Vorzeigeprojekt macht"s vor: Erfolgreicher Ausweg aus der "Arbeitslosen-Karriere"
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Jeder siebte Jugendliche und Erwachsene unter 35 Jahren ist in Deutschland ohne Berufsabschluss, sagen offizielle Statistiken. Auf dem Arbeitsmarkt sind viele dieser Menschen zeitlebens ohne Chance, weil sie als nicht vermittelbar gelten und sich oft selbst aufgegeben haben. Seit Jahren bleibt die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Deutschland mit rund einer Million Menschen konstant. Ein in seiner Form einzigartiges Vorzeigeprojekt der Eckert Schulen in Augsburg beweist mit beeindruckenden Erfolgsquoten, dass es auch anders geht.
Das größte private, aus Regenstauf bei Regensburg stammende Weiterbildungsunternehmen im Freistaat verschafft dort denen eine Chance, für die eine echte Jobchance in unerreichbarer Ferne lag. Die Schlüssel zum Erfolg: eine Mischung aus umfassender Lebensberatung, die Förderung von Eigenverantwortung, unendlich viel Geduld und ein starkes Netzwerk.
Forscher vom Institut für Praxisforschung und Evaluation der Evangelischen Hochschule Nürnberg schätzen, dass allein in Bayern bis zu 40.000 junge Erwachsene kaum eine Chance haben, mit dem bestehenden Netz an Hilfsangeboten jemals eine Stelle zu finden. Oft sinkt mit der Dauer der Arbeitslosigkeit und der wachsenden Perspektivlosigkeit auch die Motivation. Solche jungen Erwachsenen, die bisher nicht auf der Sonnenseite des Lebens unterwegs waren, sind es, die den Weg zu Knut Wuhler, dem Standortleiter der Eckert Schulen in Augsburg, und seinem zehnköpfigen Team finden.
Die Gründe, warum Erwachsene ein Leben ohne Arbeit führen, sind so verschieden wie die Menschen selbst: Bei manchen leben die Eltern schon zeitlebens von der Stütze, andere sind irgendwann vom rechten Weg abgekommen. "Mit großer Geduld gelingt es uns, diesen Menschen ihre Hoffnung zurückzugeben und ihnen eine Perspektive durch eine Ausbildung oder einen Job zu geben", sagt Standortleiter Kurt Wuhler. Er hat das Projekt im Jahr 2011 aus der Taufe gehoben. Die Zahlen bestätigen den Ansatz der Eckert Schulen: "Über 60 Prozent der jungen Leute, die bei uns waren, bleiben in einem langfristigen Arbeitsverhältnis", sagt Wuhler. Der Durchschnitt bei ähnlichen Projekten in der EU liege gerade einmal bei 17 Prozent.
Der Schlüssel zum Erfolg ist der ganzheitliche Ansatz. Jeder Teilnehmer beginnt quasi bei null: "Wir wollen nicht den Tag füllen, sondern in den Teilnehmern das Gefühl wecken und fördern, für ihr eigenes Leben wieder Verantwortung zu übernehmen", sagt Wuhler. Am Anfang stehen deshalb auch unbequeme Fragen: Warum bin ich in arbeitslos? Was belastet mich? "Ausreden gelten dabei nicht", sagt Wuhler. Erst nach dieser Analyse entstehe ein Plan, in dem die Betreuer mit den Teilnehmern gemeinsam Ziele vereinbaren. Einen festen Tagesplan gibt es während der gesamten Zeit nicht, jeder soll in seinem Tempo arbeiten können. "Denn gerade feste Strukturen sind es häufig, die von den Teilnehmern torpediert werden", weiß Wuhler.
Auf ihrem Weg ins Arbeitsleben steht den Teilnehmern dann ein umfangreiches, engmaschiges und umfassend vernetztes Beratungsangebot zur Verfügung, aus dem sie auswählen können. Dabei geht es um viel mehr als klassische Jobberatung. "Die Palette umfasst zusätzlich Familien-, Gesundheits-, Ernährungs-, Rechts- und auch psychologische Beratungen", sagt Wuhler. Zu seinem Team gehören unter anderem Juristen, Psychotherapeuten, aber auch Soziologen und Politologen. "Unser Ziel ist es, den Menschen erst einmal die Rückkehr in die Gesellschaft zu ermöglichen, das ist die Grundvoraussetzung für alles andere und es funktioniert nur, wenn die Teilnehmer es für sich auch annehmen", so Wuhler. Oft gehe es um existenzielle Fragen: Wie kann ich meine Schulden bezahlen? Wie koche ich gesund für meine Familie? Erst danach rückten die Vermittlung in ein Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis in den Mittelpunkt. Etwa ein Jahr sind die Teilnehmer nach Angaben der Eckert Schulen im Projekt. Mehr als 500 junge Erwachsene im Alter bis zu 35 Jahren haben den "Weg zurück ins Leben" dank des unter anderem vom Europäischen Sozialfonds und dem bayerischen Arbeitsmarktfonds geförderten Eckert-Projekts bereits gefunden.
Das Projekt läuft noch bis zum Jahr 2020. Der Erfolg hat sich inzwischen herumgesprochen: Schickte anfangs das Jobcenter potenzielle Kandidaten, so klopfen heute immer mehr Betroffene selbst an, die ihr Leben in die Hand nehmen wollen. Die Eckert Schulen und allen voran der Standortleiter Wuhler sind überzeugt: "Dieses Projekt könnte ein Vorbild für ganz Deutschland sein."
Die Eckert Schulen mit Sitz in Regenstauf bei Regensburg sind heute Bayerns größter privater Weiterbildungsanbieter mit 70 Jahren Erfahrung und jährlich rund 7.000 Kursteilnehmern in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. "Unser Know-how, Menschen für neue berufliche Herausforderungen zu qualifizieren und Karrierechancen zu eröffnen wird in diesem Projekt natürlich auf ganz andere Weise gelebt", sagt der Vorstandsvorsitzende der Eckert Schulen, Alexander Eckert Freiherr von Waldenfels. Dennoch entspreche es im Ansatz dem Grundsatz, mit dem sein Großvater 1946 das Unternehmen gründete und der bis heute Kern der Philosophie der Eckert Schulen ist: "Keiner darf in unserem Bildungssystem verloren gehen, jeder soll eine berufliche Perspektive finden."
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Endlich eine Arbeit haben: Mehr als 500 junge Erwachsene im Alter bis zu 35 Jahren haben den "Weg zurück ins Leben" dank des unter anderem vom Europäischen Sozialfonds und dem bayerischen Arbeitsmarktfonds geförderten Projekts bereits gefunden. Foto: Eckert Schulen