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Die aktuelle Flüchtlingssituation stand im Zentrum der 2. Vollversammlung 2015 der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, zu der auch Bayerns Arbeitsministerin Emilia Müller nach Regensburg in die Handwerkskammer gekommen war. Sie sprach vor den Vollversammlungsmitgliedern und geladenen Gästen aus Wirtschaft und Politik sowie der Behörden zum Thema „Integration und Förderung von Flüchtlingen und Asylbewerbern“.

„Der Ansturm der Menschen aus den Krisengebieten stellt uns vor eine gewaltige Aufgabe“, sagte Dr. Georg Haber Präsident der Handwerkskammer – dieser werde sich das ostbayerische Handwerk auch „aus ökonomischen Gründen“ annehmen. „Gelingt es uns, möglichst viele dieser Menschen zu qualifizieren und sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren, können sie dazu beitragen, die vorherrschende Fachkräftelücke zu verkleinern.“ Dem dualen Ausbildungssystem werde bei der Integration eine Schlüsselrolle zukommen. Jedem, der die Fähigkeit, den Willen und die Leidenschaft für eine Handwerksausbildung mitbringe, wolle man tatkräftig unterstützen, formulierte Haber die Intention der Kammer. Stand heute besuchen rund 1.500 berufsschulpflichtige Flüchtlinge und Asylbewerber die zweijährigen Integrationsklassen in Ostbayern. Haber prognostizierte im Jahr 2017 circa 1.000 Schulabgänger, die dringend eine berufliche Perspektive bräuchten.

Auch die Ministerin betonte, dass die Integration der anerkannten Asylbewerber und derjenigen mit guter Bleibeperspektive eine essentielle Aufgabe der kommenden Jahre sei: „Integration heißt dabei vor allem Integration in Ausbildung und Arbeit. Denn nur so können die Menschen dauerhaft ihren eigenen Lebensunterhalt sichern. Dies ist nicht nur volkswirtschaftlich, sondern auch für die Akzeptanz in der Bevölkerung unabdingbar.“ Müller machte aber auch deutlich, dass eine schnelle Integration in Arbeit oftmals an fehlenden Qualifikationen scheitere: „Für alle gilt: Das Erlernen der deutschen Sprache ist das A und O. Bei der Arbeitsmarktintegration gehen wir nach Alter gestuft vor. Jugendliche wollen wir daher vorrangig in qualifizierte Ausbildung oder eine Einstiegsqualifizierung bringen. Wir werden zudem die Anerkennungsberatungsstellen für alle, die bereits eine Qualifikation vorweisen können, ausbauen und Jobbegleiter bei der Vermittlung und Integration in Arbeit einsetzen.“

Die Bayerische Staatsregierung hat deshalb am 13. Oktober 2015 mit der Bayerischen Wirtschaft und der Arbeitsverwaltung die Vereinbarung ‚Integration durch Ausbildung und Arbeit‘ unterzeichnet. Insgesamt soll so 20.000 Flüchtlingen bis 2016 ein Praktikum, eine Ausbildung oder eine Arbeitsstelle angeboten werden. Bis 2019 sollen 60.000 Menschen in Arbeit integriert werden.

Das Handwerk hat bereits ein klares Signal für eine gewachsene Willkommenskultur gesetzt: nach Anfrage der Handwerkskammer haben sich bereits 900 Betriebe bereit erklärt, Migranten für eine Ausbildung oder ein Praktikum einzustellen. „100 Menschen aus Krisengebieten und weitere 100 aus sicheren Herkunftsländern absolvieren gerade ihre Handwerksausbildung bei uns.“ Dafür habe man sich auch personell neu aufgestellt: mit einer Beraterin für Passgenaue Besetzung und einer neuen Ausbildungsakquisiteurin will sich die Kammer verstärkt um die neue Zielgruppe kümmern.

Doch Haber hegte nicht nur „grenzenlosen Optimismus“, sondern formulierte Forderungen an die Politik: Es müsse Rechtssicherheit und dadurch Planungssicherheit durch beschleunigte Asylverfahren geben, Flüchtlinge dürften in oder nach der Ausbildung nicht abgeschoben werden und die Lehrlinge bräuchten vor und während der Lehrzeit eine Ausbildungsbegleitung. Vor allem müsse am Berufsprinzip festgehalten werden. „Es darf keine Modularisierung der Ausbildung geben, den Gesellenbrief gibt es nur nach erfolgreich abgelegter Gesellenprüfung und nur der Betrieb entscheidet über eine mögliche Verkürzung der Ausbildung.“

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Bild: Integration gelingt nur über Ausbildung und Arbeit: Darüber waren sich bei der Vollversammlung in Regensburg (v.li.n.re.) Toni Hinterdobler, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Arbeitsministerin Emilia Müller und Kammerpräsident Dr. Georg Haber einig. (Fotos: Graggo)

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