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Die Oberpfalz und Regensburg sind auch weiterhin ein Hotspot für ankommende Flüchtlinge. Im letzten Jahr 2015 wurden in der Erstaufnahmeeinrichtung in Regensburg rund 29.000 Personen registriert. Und auch diesen Januar kamen wieder etwa 68.000 Asylbewerber in Bayern an. Aktuell sind rund 12.000 Flüchtlinge in der Oberpfalz untergebracht.  Diese Menschen suchen hier Zuflucht und wollen sich eine neue Existenz aufbauen. Dafür ist besonders eine Arbeitsstelle wichtig. Der Mittelstand ist als Motor der deutschen Wirtschaft hier besonders gefragt. Achim von Michel, Landesbeauftragter des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) in Bayern, zu den Chancen und aktuellen Hindernissen:


Herr von Michel, viele haben anfangs den Flüchtlingszustrom als Segen für den deutschen Arbeitsmarkt gesehen angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels. Wie beurteilen sie die Situation?
Es ist durchaus richtig, dass die mittelständische Wirtschaft unter dem Fachkräftemangel leidet. Auch der BVMW sieht Potenzial und Chancen im Flüchtlingszustrom für unsere Wirtschaft. Jedoch muss man hier auch relativieren. Bis jetzt ist es für Unternehmen mit großer Unsicherheit und bürokratischem Aufwand verbunden, einen Asylbewerber einzustellen. Unsere Mitglieder sind deshalb eher kritisch eingestellt. Bei einer Umfrage mit 3000 Mitgliedern des BVMW haben mehr als drei Viertel angegeben, dass sie der Meinung sind, dass noch nicht einmal jeder zehnte Flüchtling direkt in Arbeit oder Ausbildung vermittelbar ist. Und dass trotz der Tatsache, dass aktuell zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen auf der Suche nach Arbeitskräften sind.

Woran liegt denn die kritische Einstellung der Unternehmen und wie kann sie verbessert werden?
Zum einen sind wie bereits erwähnt der bürokratische Aufwand und Unsicherheit große Hürden für die Beschäftigung eines Flüchtlings. Hier sind große Fragen, beispielsweise was bei der Sozialversicherung und dem Mindestlohn beachtet werden muss. Die Unternehmen brauchen mehr Informationen von der Politik und einfache, klare Vorgaben. Zudem fordert der BVMW ein Einwanderungsgesetz. Der Anspruch eines modernen Einwanderungslandes muss sein, dass der Arbeitssuchende schnell erkennt, ob er die Voraussetzungen für eine Arbeit in Deutschland erfüllt. Die bisherigen Gesetze sind schwer zu durchdringen. Mit einem klaren Einwanderungsgesetz können auch die Unternehmen schnell sehen, mit wem sie langfristig rechnen können. Eine weitere Hürde für die Integration von Flüchtlingen sind Sprachprobleme. Für mehr als 83 Prozent unserer befragten Mitglieder ist es ein Ausschlusskriterium für eine Einstellung, wenn Flüchtlinge oder anerkannte Asylbewerber kein Deutsch sprechen. Erst danach ist mit fast 67 Prozent die fachliche Qualifikation wichtig. Vor diesem Hintergrund ist die Einführung verpflichtender Sprachkurse die wichtigste politische Maßnahme, gefolgt von beschleunigten Asylverfahren.

Was tut denn der Mittelstand um den Zugang der Flüchtlinge zum Arbeitsmarkt zu verbessern?
Der Mittelstand sieht sich natürlich neben der Politik durchaus auch in der Pflicht: Unternehmen können die wirtschaftliche Integration nach Ansicht unserer befragten Mitglieder vor allem durch die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen (fast 62 Prozent), Arbeitsplätzen (beinahe 56 Prozent) und unbezahlten Praktikumsplätzen (mehr als 47 Prozent) unterstützen. Aktuell kooperiert der BVMW Bayern mit der Stadt München um die Vermittlung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt zu beschleunigen. Von der Stadt München wurden zunächst rund 20 junge Menschen ausgewählt, die aktuell nach einem Ausbildungsplatz suchen. Gemeinsam mit dem Verein Menschen für Menschen e.V. und Vertretern des Referats für Arbeit und Wirtschaft der Stadt München soll ab März die konkrete Vermittlung in die mittelständische Wirtschaft in Bayern beginnen.

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Bild: Achim von Michel

 

 Achim von Michel, WORDUP Public Relations

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