Fernbus-Markt auf dem Prüfstand: Flixbus avanciert zum Monopolist
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Regensburg erfreut sich am aufstrebenden Tourismus. Die durchschnittliche Auslastung der hiesigen Hotellerie ist im ersten Halbjahr 2016 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um über drei Prozent gestiegen und es stehen mehr Hotelbetten zur Verfügung. Interessant im Rahmen der touristischen Entwicklung ist die Bedeutung von Fernbussen. Während viele Reisende am liebsten mit Auto oder Bahn anreisen, ist der Fernbus eine attraktive Alternative, die besonders preisbewusste Touristen nutzen. Der Fernbus-Markt hat sich seit der Liberalisierung durch die Bundesregierung stark verändert. Flixbus hat inzwischen einen Großteil der Mitbewerber gekauft.
Regensburg mit seiner historischen Altstadt, welche zum UNESCO-Welterbe zählt, avanciert in den vergangenen Jahren zum regelrechten Besuchermagnet. Nicht nur viele Deutsche reisen an, um die Sehenswürdigkeiten der bayerischen Metropole zu begutachten. Auch aus Österreich, Großbritannien und den USA strömen immer mehr Touristen heran. "Die Zahl der Gästeübernachtungen in Regensburg steigt. Im bayernweiten Vergleich liegt die Domstadt auf Platz drei“, berichtete die Mittelbayerische bereits im August. Insgesamt ist von über 386.000 Übernachtungen durch Besucher aus dem Inland im ersten Halbjahr 2016 die Rede. Fernbusse spielen bei der Anreise eine nicht zu unterschätzende Rolle, auch wenn sich der Markt seit der Liberalisierung 2013 stark verändert hat. Über 21 Millionen Personen wurden 2015 via Fernbus durch Deutschland transportiert. Damit hat die Zahl seit 2013 um das Siebenfache zugelegt. Berlin, München und Hamburg sind laut Vergleichsportal für Verkehrsmittelanbieter GoEuro die beliebtesten Fernbusziele der Deutschen. Prag, Amsterdam und Paris sind im internationalen Vergleich die gefragtesten Ziele.
Die hohe Nachfrage ist schnell erklärt: Fernbusse erlauben es für wenige Euro diverse Großstädte anzusteuern. Die Preise sind im Vergleich zu Bahn oder Pkw extrem gering. Ein regelrechtes Monopol hält derzeit das Unternehmen Flixbus, das durch einen US-amerikanischen Investor einiges an Kapital zur Verfügung hat. Der Marktführer hat offensichtlich im Vergleich zu vielen Mitbewerber alles richtig gemacht und zwischenzeitlich mit Hilfe des Investors alle wesentlichen Konkurrenten wie Postbus, Meinfernbus oder Megabus gekauft.
Dumpingpreise keine nachhaltige Lösung
Die Preise für eine Reise mit Fernbus dürften jedoch trotz der vorübergehenden Monopolstellung nur bedingt ansteigen. Da Verbraucher bei der Organisation von Reisen weniger zwischen Fernbus-Anbietern, sondern vielmehr zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln vergleichen, kann Flixbus die Ticketkosten nur in einem engen Rahmen anpassen. Der Grund: Im Vergleich zu Bahn und Pkw ist der Fernbus immer noch auf vielen Strecken länger unterwegs. Damit Kunden dennoch den Bus wählen, müssen die Preise stimmen. Die Mittelbayerische hat Menschen in Regensburg gefragt, ob sie Plätze in Fernbussen in Anspruch nehmen. Bei der Umfrage wurden neben positiven Stimmen auch kritische Meinungen geäußert: „Ich halte nicht viel vom FlixBus, denn bei den günstigen Preisen kann nicht mehr viel für den Busfahrer übrig bleiben“, erklärt Karl-Heinz Kraus seine Bedenken. Ein Einwand, der durchaus seine Daseinsberechtigung hat. Schließlich müssen bei Fernbusreisen Kosten für Treibstoff, Fahrer und Fahrzeugwartung einkalkuliert werden. Sinken die Preise über ein gewisses Maß hinaus, ist die Realisierung von Fernbusfahrten nicht mehr unter sozial vernünftigen Bedingungen möglich. Auch in wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht sind Tiefpreise, wie beispielsweise für die Strecke von Stuttgart nach München für drei Euro pro Person, nicht vertretbar.
Monopol mit Verfallsdatum
Lange dürften die grünen Busse von Flixbus, trotz des Kaufs der Konkurrenz und dem aktuellen Rückzug der Deutschen Bahn aus dem Fernbusgeschäft, nicht mehr allein auf deutschen Autobahnen unterwegs sein. Die Gründung eines Fernbus-Unternehmens ist mittlerweile keine große Herausforderung mehr. Fahrzeuge und Fahrten werden bei externen Betrieben in Auftrag gegeben, sodass sich die Investitionskosten in Grenzen halten. Wie das System funktioniert, hat Rundfunkproduzent Deutsche Welle in der folgenden Sendung bereits Ende 2015 thematisiert, in der auch ein Busfahrer zu Wort kommt:
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Weiterhin dürfte das Geschäft durch Reaktionen anderer Verkehrsträger auf die Entwicklung am Fernbus-Markt angekurbelt werden. Weil viele Passagiere in ihrer Freizeit aufgrund des höheren Komforts lieber mit Fernbus unterwegs sind, will die Bahn jetzt Internetzugänge in den Fernzügen kostenlos bereitstellen. Touristen dürften sich über diese positiven Wechselwirkungen freuen.