Harte Strafen für Impfverweigerer
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Heute, am 1. Juni, wird ein neues Gesetz verabschiedet, das Kita Mitarbeiter dazu verpflichtet, Eltern, die keinen Nachweis über die Impfberatung bringen, beim Gesundheitsamt zu melden. Für Impfmuffel können so bis zu 2500 Euro Strafe anfallen. Auch bisher war bei Kitas der Nachweis über ein Beratungsgespräch zur Impfung erforderlich, die Mitarbeiter der jeweiligen Kita hatten jedoch selbst die Entscheidung darüber, ob sie Verweigerer melden oder nicht.
Jetzt soll sich dies ändern. Nachdem vergangene Woche eine 37-jährige Frau in Essen an Masern verstarb, bekam das Thema wieder einiges an Aufmerksamkeit durch Medien und Bürger. Besonders in den USA treten regelmäßig hitzige Debatten über Impfungen auf. Auch dort gibt es unzählige Impfverweigerer und Verschwörungstheorien bezüglich des Themas. Doch auch die Deutschen lässt das Thema Impfung nicht kalt: Viele Eltern sprechen sich gegen die Impfung aus, noch mehr gegen die Gegner der Impfung.
Am 1. Juni soll nun im Bundestag ein Gesetz beschlossen werden, das Kita Mitarbeiter dazu verpflichtet, Impfmuffel beim Gesundheitsamt zu melden. Dies soll präventiv wirken und dazu führen, dass die jeweiligen Gesundheitsämter frühzeitig auf die betroffenen Eltern zugehen können und diese, falls nötig, mit Geldstrafen belangen können. Bis zu 2.500 Euro Strafe drohen Eltern, die sich einem Beratungsgespräch beim Arzt verweigern.
Italien geht in dieser Sache sogar noch einen Schritt weiter: Dort wird nun eine Impfpflicht für Kinder eingeführt, bevor sie Kinderkrippen, Vorschulen oder Kindergärten besuchen dürfen. Sollten schulpflichtige Kinder nicht geimpft sein, wird das mit hohen Geldbußen bestraft. Solch ein Gesetz wurde in Deutschland jedoch von Gesundheitsminister Herrmann Gröhe vorerst ausgeschlossen.
Impfbare Krankheiten wie Masern und Mumps können unter Umständen tödlich enden oder geistige und körperliche Behinderungen nach sich ziehen. Die Kontroverse um Impfmittel ist durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Einer davon ist der britische Arzt Andrew Wakefield, der vor fast 20 Jahren behauptete, Impfungen gegen Masern, Röteln und Mumps könnten Autismus und chronische Darmentzündungen verursachen. Schon lange wurde diese Aussage als Betrug entlarvt. Trotzdem hat der Skandal noch immer Nachwirkungen und verursacht unter vielen Eltern Angst vor möglichen Langzeitwirkungen.
Dabei ist gerade diese Angst vor Impfungen etwas, das vielen Kindern und Erwachsenen zum Verhängnis wird. Während die Impfung lediglich gelegentlich zu Fieber und in sehr seltenen Fällen zu allergischen Reaktionen und Gelenkentzündungen führt, kann es bei der Krankheit zu weitaus schwerwiegenderen Folgen kommen. Die Sterberate bei Masern liegt zwischen 0,05 und 0,1 Prozent, in Entwicklungsländern bei bis zu fünf Prozent.
Zudem breitet sich die Krankheit in Regionen, in denen wenig geimpft wird extrem schnell aus. Außerdem kommt es in seltenen Fällen zu akuten Hirnentzündungen und SPEE, eine Krankheit, die sich erst Jahre nach der Erkrankung bemerkbar macht.
Was sagen Regensburger Eltern dazu?
Christian, 37:
Ich finde die Eltern sollten selbst entscheiden, ob sie ihr Kind impfen. Unser Kind ist durchgeimpft. Außer der Grippeimpfung, die ja nicht direkt eine Kinderimpfung ist, hat er alles. Wir haben uns dazu entschieden, weil durch viele Krankheiten später, im Alter, Langzeitfolgen auftreten können und diese sind dann doch etwas schlimmer als die Kinderkrankheit an sich. Ich habe von dem Gesetz, das verabschiedet werden soll, schon gehört und finde es eigentlich schlecht, weil man dadurch per Gesetz wieder einmal Bürger dazu zwingt etwas zu tun und ich finde das nicht in Ordnung. Es ist Sache der Eltern.
Natürlich betrifft es im Endeffekt das Kind, aber man sollte es trotzdem nicht per Gesetz machen. Meiner Meinung nach sollte jeder Kindergarten selbst entscheiden, ob er nur Kinder aufnehmen will, die geimpft sind. So werden die Bürger nur noch weiter eingeengt. Ich wäre auch gegen die Einführung einer Impfpflicht in Deutschland, aber im Endeffekt kann man es ja nicht ändern. Wenn das so bestimmt wird, ist es eben so.
Natürlich hat man Angst vor möglichen Langzeitschäden durch die Impfung. Ich habe immer Angst um mein Kind, egal bei was, Krankheiten sind natürlich nie schön, aber solche Langzeitschäden treffen ja nur in den seltensten Fällen zu. Wir haben den Kleinen geimpft damit er gut durchkommt und weil es ja mehr oder weniger gang und gebe ist, man kommt ja gar nicht drum rum, außer man wehrt sich wirklich sehr dagegen. Wir haben uns allerdings für die fünffache Impfung entschieden, weil die sechsfache Impfung zu hart ist. Wir impfen, aber es muss auch nicht komplett sein, weil es wirklich ziemlich hart ist, was ein Kind damit durchmachen muss und er hat auch ziemlich viel durchgemacht durch die Impfungen.
Melanie, 36:
Allgemein finde ich impfen nicht ganz verkehrt, aber meiner Meinung nach muss man es in Deutschland nicht übertreiben. Wenn die Kinder dann mit achtfach-Impfungen vollgepumpt werden finde ich das nicht in Ordnung. In gewissen Maßen hat das alles natürlich seinen Sinn, aber nicht mehrfach hintereinander. Denn es ist ja bewiesen, dass der Impfschutz schon nach der ersten Impfung besteht. Meine Tochter ist momentan gegen Tetanus geimpft, sonst nicht.
Es gibt so einige Impfungen gegen die ich mich sträube. Grippe und Zecken beispielsweise. Und auch Masern. Wenn sie die Masern bekommt, bevor sie zehn Jahre alt ist, ist es ja kaum gefährlich. Sollte dies nicht der Fall sein, werden wir über eine Impfung gegen Masern nachdenken. Von dem neuen Gesetz habe ich noch nichts gehört. Ich denke aber, dass es etwas überflüssig ist. Ich gehe davon aus, dass sich Eltern, die sich gegen eine Impfung entscheiden, davor gut informiert haben. Da hoffe ich auf den gesunden Menschenverstand.
Ich verstehe die Eltern, die sich gegen die Impfung entscheiden, da viele Argumente dagegen sprechen. Genauso verstehe ich aber Eltern, die sich dazu entscheiden ihr Kind komplett zu impfen. Ich glaube, wenn man nicht impft, entscheidet man sich als Elternteil sehr bewusst dagegen. Und da sollte ein Beratungsgespräch ja vorausgesetzt sein. Ich finde diesen Druck, der ausgeübt wird schwierig, da ich hoffe, dass diese so reflektiert sind, dass sie sich informieren und nicht aus reiner Faulheit auf Impfungen verzichten. Auch gegen eine Impflicht bin ich, denn eine Impfung ist ein Eingriff, der auch für das Kind sehr gefährlich sein kann und Eltern sollten die Möglichkeit haben selbst zu entscheiden, ob sie ihr Kind diesem Risiko aussetzen wollen oder nicht.