„Digital Humanities“: Uni Regensburg führt neuen Masterstudiengang ein
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Zum kommendem Wintersemester 2017/18 soll es an der Universität Regensburg einen Neuzugang geben: den Masterstudiengang Digital Humanities. Geeignet ist dieser für technik-affine Absolventen eines geisteswissenschaftlichen Bachelorstudiengangs. Bisher war Digital Humanities als Kurs im Bereich Medieninformatik und Informationswissenschaften belegbar. Nun wird der Disziplin ein eigener Studiengang gewidmet.
Was sind Digital Humanities?
Bei den Digital Humanities handelt es sich um eine relativ junge Disziplin im Bereich der Geisteswissenschaften. Das ständige Wachstum digital verfügbarer Daten führt zu einer Vielzahl neuer Möglichkeiten in der Forschung. Bei den Digital Humanities werden Geisteswissenschaften und Informatik vereint, es wird sich mit Datenanalyse, Datenaufbereitung, Digitalisierung und ähnlichem beschäftigt. Die Fachrichtung lässt sich nah an die Computerlinguistik, die Computerphilologie oder an die Informationswissenschaften anordnen.
In den Digital Humanities wird dementsprechend mit digitalen Daten gearbeitet. Fotos, digitalisierte Texte und Video- und Audioaufnahmen werden aufbereitet, analysiert und visualisiert. Der Kurs Digital Humanities in Regensburg beschäftigte sich im Jahr 2014 beispielsweise mit der Analyse von Schmierereien in den Klos der Uni. Dabei wurden die Unterschiede zwischen Damen- und Herrenklos analysiert, weitergehend könnte sich auch damit befasst werden, inwiefern die Schmierereien sich in unterschiedlichen Kontexten unterscheiden. Werden in Toiletten in den geisteswissenschaftlichen Fakultäten andere Themen angesprochen als im mathematischen Trakt? Oder auf größerer Ebene: Haben Menschen, die ihre Toilettenkunst am Bahnhof hinterlassen, andere Probleme als jene an der Uni? Dabei können sich interessante psychologische und philosophische Diskussionen ergeben.
Aber auch in anderen Bereichen sind die Digital Humanities sinnvoll einsetzbar. Digitale Daten sind vielfältiger einsetzbar als analoge und können leichter erreicht werden. Das Trier Center for Digital Humanities vernetzte beispielsweise zahlreiche Wörterbücher miteinander, sodass eine einfache Navigation durch das Gesamtnetz gewährleistet war. Es lassen sich literarische Texte aufbereiten, sodass in einem Text beispielsweise nach Aussagen eines bestimmten Charakters oder besonders emotionalen Textpassagen gesucht werden kann.
Wie wird der Masterstudiengang Digital Humanities in Regensburg aussehen?
Der Studiengang richtet sich an Quereinsteiger, es werden also außer einer bestandenen Bachelorprüfung in einem geisteswissenschaftlichen Feld keine Voraussetzungen gestellt. Weder Programmierkenntnisse noch Statistikkenntnisse sind zu Beginn des Studiums gefordert.
Der Aufbau des Studienganges wird voraussichtlich ein zwei Teile gegliedert sein. Ein „Lehrjahr“, in dem Grundlagen und Methoden der Digital Humanities vermittelt werden, und ein Projektjahr, in dem gelernte Inhalte in der Praxis eingesetzt werden können. Der Abschluss des Projektjahres wird durch die Masterarbeit gebildet.
So werden im Lehrjahr Inhalte wie Digitalisierung, Programmierung, Datenanalyse, empirische Methoden und automatische Sprachverarbeitung vermittelt, sowie in Webtechnologien eingeführt. Auch eine Kooperation mit externen Partnern wie Museen oder anderen Unternehmen im Rahmen der Masterarbeit wird unterstützt.
Bewerbungsschluss für den Masterstudiengang Digital Humanities zum WS 17/18 ist der 1. Juli. Alle Voraussetzungen und Formalitäten zur Bewerbung finden sie unter http://www.uni-regensburg.de/sprache-literatur-kultur/digital-humanities/index.html.