Neue Zukunftsallianz für den Mitarbeiter-Nachschub
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Der Tourismus in Ostbayern boomt: 17 Millionen Übernachtungen zählte die Region im vergangenen Jahr, die sechste Bestmarke in Folge. Zugpferd Nummer 1 unter den ostbayerischen Urlaubsregionen: der Bayerische Wald, der 2016 rund sieben Millionen Nächtigungen zählte. Der Erfolg macht vielen Gastgebern am "Grünen Dach Europas" zu schaffen: Sie finden keine Fachkräfte mehr für ihre Betriebe.
Mit einer gemeinsamen Offensive wollen Bayerwald-Hoteliers und die einzige Hotelfachschule Ostbayerns in Regenstauf, die Eckert-Hotelfachschule bei Regensburg, künftig in enger Abstimmung neue Wege suchen, um den Fachkräftemangel in Gastronomie und Hotellerie gemeinsam zu lindern. Bei einem ersten Treffen in Bodenmais (Landkreis Regen) vereinbarten Gastgeber und Vertreter der Hotelfachschule eine enge Zusammenarbeit. Das Netzwerk will bereits bald erste konkrete Angebote mit Modellcharakter präsentieren.
"Die Verfügbarkeit von gutem Personal ist für viele Betriebe im Bayerischen und auch im Oberpfälzer Wald mittlerweile eine große Herausforderung", weiß Günter Reimann, Destinationsmanager für den Bayerischen Wald beim Tourismusverband Ostbayern. Er betreut in seiner Tätigkeit auch viele der Hotels der Region, viele davon im Premiumsegment mit vier Sternen oder vier Sternen superior.
Bayerwald-Hoteliers: Bewerber fehlen im großen Stil
Hoteliers bestätigen die Erfahrungen des Tourismusmanagers: "Unsere Häuser waren noch nie so gut aufgestellt wie heute, jetzt muss es uns noch stärker darum gehen, auch die Mitarbeiter zu finden und zu qualifizieren, die diese hohen Standards auch leben und an den Gast weitergeben können", sagte Stephan Mühlbauer, Betreiber des Vier-Sterne-Wellnesshotels Riedlberg in Drachselsried am Fuße des Großen Arbers. Wie viele andere im Bayerischen Wald spüre er hautnah, wie leer der Markt an Bewerbern sei. In den vergangenen Jahren habe kein einziger Jugendlicher nach einer Lehrstelle nachgefragt. Seine zwei Plätze für angehende Hotelfachleute oder Köche bleiben auch in diesem Herbst frei. Auch Karin Geiger-Wastl, Eigentümerin des Vier-Sterne-Aktivhotels Böhmhof in Bodenmais, sagte, es sei Zeit, jetzt neue Ansätze zu entwickeln und auszuprobieren: "Wir brauchen engere Netzwerke mit den Schulen, damit wir unsere jungen Leute in der Gastronomie und Hotellerie in der Region halten können", betonte sie.
DEHOGA im Bayerwald: Weiterbildung als Schlüssel für künftigen Erfolg
Große Hoffnungen setzen die Hoteliers in gezielte Weiterbildungen und gemeinsame Anstrengungen, mit den Schulen Nachwuchs zu finden, wie bei dem Gespräch deutlich wurde. Weiterbildung könne im doppelten Sinne ein Schlüssel dafür sein, die Personalherausforderungen von morgen anzugehen, sagte Matthias Schweikl, Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) für die Bayerwaldregion Regen-Viechtach. Zum einen könnten so mit neuen Angeboten vorhandene Mitarbeiter für die Herausforderungen von morgen fit gemacht werden. Zum anderen, so Schweikl, der das Hotel Bergknappenhof in Bodenmais betreibt, könne daraus eine Quelle für zukünftige Fachkräfte entstehen.
Aus diesen Überlegungen haben die Hoteliers und die Hotelfachschule der Eckert Schulen in Regenstauf - die einzige im gesamten Raum Oberpfalz, Niederbayern und Oberfranken - jetzt ein neues Netzwerk aus der Taufe gehoben. Die neue Initiative soll möglichst schnell Früchte tragen: Schon bald sollen beispielsweise Hotels aus der Region die Chance erhalten, sich den künftigen Küchenmeistern oder Hotelbetriebswirten vorzustellen, sagte Hotelfachschulleiterin Petra Mayer. "Bisher sind es meist die großen nationalen und internationalen Hotelketten, mit denen wir kooperieren und die den Kontakt zu den Schülern suchen", so die Schulleiterin.
Pläne: Erste Seminarangebote sollen noch in diesem Jahr entstehen
Noch in diesem Jahr wird die Hotelfachschule außerdem mit der Konzeption von Seminaren beginnen, die sich besonders eng an den Bedürfnissen und zeitlichen Möglichkeiten von Ostbayerns Hotellandschaft orientieren: Besonderes Interesse bei den Hoteliers weckten Ideen wie ein Nachmittag mit einem Bier- oder Wassersommelier, ein Abend mit einem Weinexperten oder ein Halbtageskurs mit einem Spitzenkoch aus der Region, die sich jeweils auch in die ohnehin engen Zeitpläne in den Hotels einbauen ließen. Seminare könnten danach auch direkt im Bayerwald stattfinden. Die Eckert Schulen bringen ihre vielfältigen Kontakte ein: Unter anderem gehört Fernsehkoch Ludwig "Lucki" Maurer zu den Absolventen der Regenstaufer Hotelfachschule.
"Immer mehr Arbeitgeber in der Hotel- und Gastrobranche auch in Ostbayern erkennen, dass sich die Investitionen in Weiterbildung lohnen", sagt Mayer. Qualität werde so für den anspruchsvollen Gast sichtbar. "Seminare sind jedoch auch ein Stück Wertschätzung und Anerkennung für die Mitarbeiter", sagt sie. Gerade im Wettbewerb um die besten Köpfe sei dies wichtig. Eine Erfahrung, die die Praxis bestätigt, wie Hotelbetreiberin Karin Geiger-Wastl bestätigt: "Entlohnung und Freizeit sind wichtig, aber für motivierte junge Leute ist es auch entscheidend, was sie hinzulernen können und wie sie mehr Verantwortung übernehmen können", berichtete sie.
Eckert Schulen wollen Bewerber aus dem Ausland gewinnen und qualifizieren
Mittel- bis langfristig wollen die Eckert Schulen ein eigenes und in dieser Form bundesweit einmaliges - nicht nur für Ostbayern interessantes - Qualifizierungsprogramm für die Hotellerie und Gastronomie entwickeln. Dabei setzt Bayerns größter privater Weiterbildungsanbieter auch auf seine internationale Vernetzung mit den Eckert Schools International, eben weil der heimische Arbeitsmarkt in diesem Sektor so gut wie leergefegt ist. Die Bildungsexperten wollen im Ausland um Fachkräfte für die Hotellerie werben und diese dann in mehrwöchigen, komprimierten Kompakt-Weiterbildungen am Campus Regenstauf fit machen für eine Tätigkeit in Deutschland, beispielsweise im Housekeeping, im Service und an der Bar. "Gerne wollen wir hier auch den Schulterschluss mit den Hotels im Bayerischen Wald suchen, von denen bereits heute viele verzweifelt gut qualifizierte Mitarbeiter suchen", so Schulleiterin Petra Mayer.