Die einstigen Klassenkameraden Franz Rumstadt und Lorenz Fenk aus Regensburg hatten vor zwei Jahren eine Idee, die sich zu einem echten Erfolg entwickelt hat: Sie gründeten den Studentischen Automobilverband Deutschland. Heute kooperieren sie mit den großen Namen der Automobilbranche – und sind noch lange nicht an ihrem Ziel angekommen.
„Menschen mit Ideen werden oft als Spinner abgetan – so lange, bis die Idee Erfolg hat.“ – Die beiden 21-jährigen Regensburger Lorenz Fenk und Franz Rumstadt hatten 2014 eine Idee: ein eigener Automobilverband als Drehscheibe zwischen Wirtschaft, Industrie und Studierenden. Auf der IAA 2015 schließlich wurde der Studentische Automobilverband Deutschland gegründet. Nach zwei Jahren kann eine erste Bilanz gezogen werden. Zahlreiche Praktika bei renommierten Automobilherstellern und Zulieferern, gemeinsame Projekte und Veranstaltungen mit der Industrie sind der noch jungen Bewegung bereits entsprungen. Nicht minder wichtig: die interdisziplinäre und Standorte übergreifende Kooperation von angehenden Ingenieuren, Informatikern und Betriebswirten.
Beide – Franz Rumstadt und Lorenz Fenk – „drückten“ ab der fünften Klasse im Regensburger Albertus-Magnus-Gymnasium gemeinsam „die Schulbank“ und gingen 2014 mit dem Abitur in der Tasche ab. Doch vorerst trennten sich die Wege der beiden: Lorenz Fenk zog es zum Wirtschaftsingenieurstudium an die TU München, Franz Rumstadt begann sein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim. Doch es dauerte nicht lange, bis sich ihre Wege wieder kreuzten. „Wie die meisten guten Geschichten fing auch unsere bei einer Diskussion im Biergarten an“, lacht Lorenz Fenk heute über die Geburtsstunde des Verbandes. „Wir waren beide schon früh während des Studiums im automobilen Bereich unterwegs, ich bei Audi und Franz bei einem Zulieferer – da haben wir unsere Begeisterung für die Branche entdeckt!“
Dennoch fehlte den beiden Studenten etwas: Die Auseinandersetzung mit anderen Fachbereichen und Disziplinen, die im beruflichen Umfeld gefordert wird. „Der automobile Sektor ist der vielleicht wichtigste Wirtschaftszweig in Deutschland und kaum eine andere Branche lockt so viel Nachwuchs wie diese. Trotzdem sollen sich ein talentierter Maschinenbauer und ein engagierter Betriebswirt im Zweifel erst kennenlernen, wenn sie beide schon für Porsche oder Continental arbeiten?“, begründet Franz Rumstadt die Motivation hinter dem ambitionierten Vorhaben. „Das einzige, was mich wirklich immer wieder wundert, ist, dass es so etwas wie den SAV vor uns noch nicht gegeben hat!“
Der SAV – das war für die Gründer die Antwort auf dieses Defizit. Der Verein hat sich von Beginn an drei Zielen verschrieben: Er will automobil-begeisterte Studierende aller Fachrichtungen deutschlandweit miteinander vernetzen, interdisziplinär weiterbilden und mit Praktikern aus der Branche in Kontakt bringen. Und das macht er seit nun zwei Jahren sehr erfolgreich. Nach dem Biergarten-Gespräch von Fenk und Rumstadt ging die Gründung denkbar schnell vonstatten. Mit damals sieben weiteren Studierenden wurde der Studentische Automobilverband Deutschland im Herbst 2015 auf der IAA in Frankfurt am Main ins Leben gerufen.
Organisiert sind die Mitglieder an ihren Hochschulgruppen vor Ort. Mit dabei sind die Universität Mannheim, die TU München, die Universität Stuttgart, die Bucerius Law School Hamburg, das KIT in Karlsruhe, die TU Berlin, die RWTH in Aachen und die TU Dresden. „Wir hätten natürlich auch schnell einen Massenverband gründen können. Das Interesse seitens der Studierenden an der Auto-Industrie ist ja nicht gerade klein – wir wollten uns aber von Anfang auf einige in der Forschung und Lehre sehr starke Universitäten fokussieren, an denen wir wachsen“, erklären die Vorsitzenden ihre Strategie.
Und die ging voll auf: Porsche, Daimler, Bosch, Volkswagen, Audi oder die Boston Consulting Group sind nur Beispiele für Unternehmen, die mit dem Verband kooperieren, um seine Mitglieder frühzeitig zu binden und unverbrauchten Input zu generieren. Über die Projekte und Veranstaltungen seien auch schon einige Mitglieder in renommierten Praktika eingestellt worden. Das Schönste aber sei, wenn neue Verbindungen entstehen, die ohne den Verein nie zu Stande gekommen wären. „Das ist einfach immer großartig zu sehen, wenn bei uns ein Ingenieur aus Karlsruhe mit einem Informatiker aus München zusammenarbeitet, von ihm lernt und ihm Neues beibringen kann. In diesen Verbindungen steckt eine ganze Menge Potential!“, ist sich Lorenz Fenk sicher.
Doch der SAV will kein reiner Dienstleister für Konzerne sein. Rumstadt dazu: „Klar ist die Kooperation mit großen Konzernen für uns wahnsinnig wertvoll. Aber auch die Projekt-Arbeit zwischen den Mitgliedern hat bei uns einen sehr hohen Stellenwert. Ein Unternehmensberater hat mal gemeint, wir seien wie die 68er Bewegung der Automobilindustrie – nur eben zum Glück auf Mobilität gepolt, weil wir auch in unserer ‚eigenen Welt‘ frische Ideen entwickeln können, mit denen wir anschließend Institutionen bereichern.“
Der Regensburger Einfluss auf die Organisation hört nicht bei den beiden Bundesvorsitzenden auf. Auch ein Vorstandsmitglied der Münchner SAV-Gruppe, die Vorsitzende der Hamburger SAVler, sowie der SAV-Chef in Stuttgart sind allesamt aus der Oberpfalz – Und allesamt Absolventen des Albertus-Magnus-Gymnasiums.
Das Netzwerk des Studentischen Automobilverbandes wächst indes schnell weiter. An ihrem Ziel angekommen sehen sich die beiden Gründer aber noch nicht. „Wir haben viele engagierte Mitglieder, tolle Kooperationspartner, eine starke Struktur und ein erfolgreiches, vereinseigenes IT-System, das die interne Zusammenarbeit auch über Städtegrenzen hinweg ermöglicht. Eigentlich geht es jetzt erst richtig los“, beschreibt Lorenz Fenk die aktuelle Lage des Verbandes. „Wir werden auf keinen Fall aufhören, unsere Ziele auch weiter hoch zu stecken. Wer sagt denn, dass unserem Verein nicht irgendwann ein innovatives Unternehmen, eine neue Antriebstechnik oder ein erfolgreiches Führungskonzept entspringt?“, ergänzt Franz Rumstadt seinen Kollegen. Bleibt abschließend festzuhalten, dass die Biergarten-Idee schon jetzt Erfolg hat. Und als „Spinner“ wird die beiden Regensburger niemand bezeichnen.