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Nur eine Woche nach dem schrecklichen Mord an einer 33-jährigen Prostituierten aus Rumänien in der Nacht zum 30. August hat die Ermittlungskommission "Eko Alemannen" den vermeindlichen Täter hinter Schloss und Riegel gebracht. Ein 21-jähriger Mann aus Mali, der im März 2017 um Asyl bat und bereits im Juni seinen Abschiebebescheid erhalten hatte, gestand die Tat, nachdem die Fahnder relativ schnell auf seine Spur stießen.

"Wir sind alle sehr erleichtert", gab Polizeivizepräsident Michael Liegl zu. Gemeinsam mit Staatsanwaltschaft und den leitenden Beamten der Ermittlungskommission präsentierte er am Mittwoch Nachmittag die ersten wichtigen Ergebnisse der Öffentlichkeit.

Bereits am Montag abend gegen 18.30 Uhr ließ sich der Tatverdächtige in Weiden widerstandlos festnehmen. Auf seine Spur brachte die Ermittler die Login-Daten vom Handy der Toten, das er mit sich führte. Gemeinsam mit anderen Asylanten aus Mali und Eretrea war er am 1. September - also zwei Tage nach der Tat von der Erstaufnahme-Einrichtung in Regensburg in eine Unterkunft in Neualbenreuth im Landkreis Tirschenreuth (Foto unten) verlegt worden. Dort schloss sich bereits am Wochenende die Schlinge der Fahnder.


Desöfteren hatte der Tatverdächtige in den vergangenen Monaten gemeinsam mit anderen Asylbewerbern von der Unterkunft an der Zeiss-Straße in Regensburg das nur 300 Meter entfernte Haus an der Landshuter Straße 112 aufgesucht. Meist holten sie sich vorher ein paar Bier an der Tankstelle nebenan, sondierten auf der Mauer vor dem Haus, in dem etwa sechs bis acht Prostituierte ihrem Geschäft nachgehen, die Lage. Mit etwas Mut in den Knochen und Promille im Blut fühlten sich die jungen Westafrikaner offenbar immer stark genug, an den Appartment-Türen der Prostituierten im ersten Stock des Hauses zu klingeln, zu rütteln und sogar kräftig gegenzutreten. Selbst nach wenigen Tagen in der Erstaufnahme-Einrichtung hatten die jungen Männer schnell Wind davon bekommen, was da einen Steinwurf entfernt ablief. Schließlich warben "Kristina" und Co ja auch im Internet mit Adresse (Foto).


"Wir bekamen es schon mit der Angst zu tun, als diese Typen teilweise in Gruppen auf dem Gang standen", erzählt eine ungarische Dirne, die ebenso wie die ermordete 'Kristina' sich immer wochenweise in der Landshuter Straße einmietete. "Aber meistens ließen sie nach einiger Zeit von ihrem Vorhaben und zogen wieder ab." Natürlich sei es hier und da auch zu Wortwechsel zwischen den Damen und den Asylbewerbern gekommen. Und sogar auch mehr. "Nach Aussagen des Tachtverdächtigen hatten sich das Opfer und er gekannt", berichtet 1. KHK Stefan Halder, Leiter der Mordkommission Regensburg und damit auch der Ermittlungskommission. "So wie wir es verstanden haben, war es früher bereits zu sexuellem Kontakt zwischen Täter und Opfer gekommen." Im Rahmen einer horizontal üblichen Geschäftsverbindung.

Durch diesen Umstand kannte der 21-jährige das Zimmer von "Kristina", wußte offenbar, wo ihre Einnahmen zu finden sind. Wenige Tage nachdem er von seiner Verlegung nach Neualbenreuth erfuhr, wollte er sich womöglich auf seine Weise von "Kristina" verabschieden. Am späten Abend des 29. Augusts betrat er nämlich ohne seine Kumpels das obere Stockwerk der Landshuter Straße 112, um "Kristina" in Appartment 3 zu besuchen. Ob angekündigt oder nicht - das lässt sich selbst für die Ermittler im Nachhinein schwer nachvollziehen. Tatsache ist: Die Tür zu Appartment 3 wurde gewaltsam geöffnet und eingedrückt zurückgelassen.

Ziel des Tatverdächtigen war es nach eigenen Angaben offenbar, der 33-jährigen Rumänin, die eigentlich seit wenigen Jahren mit ihrem Freund in Nürnberg lebte, Geld und Wertsachen abzunehmen. "Da das Opfer sich dagegen wehrte, wollte sie der Mann bewußtlos schlagen. Als dies mißlang und die Frau begann zu schreien, würgte er sie bis zum Tode", berichtet Halder. "Als Motiv sind demnach die Mordmerkmale Habgier und Verdeckungsabsicht als gegeben zu sehen", fügt Kriminaldirektor Franz Schimpel hinzu. Aus diesem Grunde und auch wegen Fluchtgefahr sei am Dienstag vom Ermittlungsrichter der Haftbefehl erlassen worden.


Der tatverdächtige 21-Jährige ist Staatsangehöriger der Republik Mali. Nach Erkenntnissen der "Eko Alemannen" reiste er am 30. März 2017 als Asylbewerber nach Deutschland ein. Bereits am 20. Juni wurde sein Asylantrag abgelehnt. Da der Mann mit Ausnahme einer Geburtsurkunde nicht im Besitz gültiger Ausweispapiere war, wurden seitens der Ausländerbehörden bei der Republik Mali Passersatzpapiere beantragt. Bis zum Vorliegen dieser Papiere wurde die Abschiebung des Mannes ausgesetzt und eine zeitlich befristete Duldung ausgesprochen.
 
Der Tatverdächtige konnte somit durch die von der Gerichtsmedizin in Erlangen gefundenen DNA-Spuren am Tatort, der Aufzeichnung einer Überwachungskamera, diverser Aussagen von Zeugen und der Auswertung der Mobilfunkdaten überführt werden. Auch wenn der Kripo Regensburg mit der Festnahme des Mannes ein wichtiger Schritt bei der Aufklärung des Gewaltverbrechens gelungen ist, laufen die Ermittlungen auf Hochdruck weiter. "Es gilt, noch offenen Fragen nachzugehen und die bisher gewonnenen Erkenntnisse weiter zu verifizieren", so Schimpel.

Noch während die Pressekonferenz lief, war die Spurensicherung bereits wieder im Einsatz am Tatort - nur 50 Meter vom Polizeipräsidium entfernt (Foto). Für die 25 Beamten der Ermittlungskommission bedeutet der Fahndungserfolg zumindest mal wieder ein paar mehr Stunden Schlaf am Stück.

Auch den im Tathaus verbliebenen Prostituierten fällt ein Stein vom Herzen. Denn für sie war die letzte Woche mit frei herum laufendem Mörder eine Zitterpartie zwischen Hoffen und Bangen. "Ein paar waren auch sofort abgereist", berichtet die Dame zwei Appartments weiter. Jetzt kann sie ihre Zigarette am Fenster zwischen zwei Freiern wieder genießen.

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