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Der Welt-Lymphom-Tag am 15. September will Tumoren des Lymphgewebes stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Professor Dr. Wolfgang Herr, Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III des Universitätsklinikums Regensburg (UKR), spricht im Interview über aktuelle Forschungsaktivitäten seiner Klinik zu Lymphomen.

Herr Professor Dr. Herr, woran liegt es, dass man so wenig über Lymphome weiß?


Lymphome sind im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen relativ selten. Auch aufgrund ihrer Verschiedenartigkeit und der Existenz vieler Untergruppen sind Lymphome in der Öffentlichkeit weniger bekannt. Sie entstehen durch eine Entartung von Zellen des Lymphgewebes und befallen vorwiegend die Lymphknoten, die Milz und das Knochenmark. Lymphome können prinzipiell aber auch in allen anderen Organen auftreten. 

Wie weit ist die Medizin bei der Behandlung von Lymphomen?

So verschiedenartig wie die Lymphome sind, so unterschiedlich sind auch die Möglichkeiten der Behandlung. Die gute Nachricht ist, dass heute eine Vielzahl gut wirksamer Medikamente zur Verfügung steht und ein Teil der Lymphomerkrankungen sogar geheilt werden kann. Nichtsdestotrotz ist weitere intensive Forschung notwendig, um immer mehr Patienten eine heilende Behandlung anbieten zu können. Auch unsere Klinik forscht an der Optimierung von Lymphomtherapien vor allem im Rahmen von klinischen Studien. Als Universitätsklinikum ist es für uns selbstverständlich, dass sämtliche Lymphom-Patienten auf dem aktuellen Stand der medizinischen Wissenschaft behandelt werden. 

Ihre Klinik ist Gründungsmitglied der German Lymphoma Alliance (GLA), in der seit März dieses Jahres verschiedene universitäre Arbeitsgruppen zur Lymphom-Forschung kooperieren. Was versprechen Sie sich von der Gründung der GLA?

Eines der wichtigsten Ziele der GLA ist die Verbesserung der Therapieergebnisse für Lymphompatienten durch die Intensivierung von Forschungsaktivitäten, vor allem durch die Stärkung von klinischen Studien. Von besonderer Bedeutung werden die Arbeitsgruppen der GLA sein, die die erfolgreiche Arbeit verschiedener, bereits bestehender Studiengruppen gemeinsam fortsetzen werden. Außerdem möchte die GLA eine zentrale Anlaufstelle für nicht-kommerzielle wie auch für Industrie-gesponserte Studien schaffen, um den Standort Deutschland für die forschende Pharmaindustrie insbesondere im Bereich der Non-Hodgkin-Lymphome attraktiver zu machen. Denn nur durch eine enge Zusammenarbeit der Universitätsmedizin und der forschenden Pharmaindustrie wird es möglich sein, die vielen sich in Entwicklung befindlichen Medikamente für Lymphompatienten rasch zu testen und den Patienten verfügbar zu machen. Hierzu möchten auch wir als universitäres Zentrum unseren Beitrag leisten.

Welche Rolle spielt Ihre Klinik innerhalb der GLA?

Unsere Klinik beteiligt sich sehr engagiert mit eigenen Beiträgen in den GLA-Arbeitsgruppen. Dies betrifft sowohl die Durchführung klinischer Studien als auch die medizinische Grundlagenforschung. Die besonderen Stärken und Schwerpunkte unserer Klinik, wie z.B. die Immunmedizin, die Transplantationsmedizin und die metronomische Therapie mit Medikamenten, kommen den verschiedenen Arbeitsgruppen der GLA im Rahmen der Zusammenarbeit unmittelbar zugute. 

Was verändert sich durch die Mitgliedschaft in der GLA konkret für die Lymphom-Forschung an Ihrer Klinik?

Wir profitieren sehr von der Intensivierung der Kooperationen zwischen den verschiedenen Arbeitsgruppen und einzelnen Mitgliedern der GLA. Kooperationen in der Forschung sind allgemein sehr wichtig, da sie neues Wissen schaffen und die Forschung beschleunigen können. Darüber hinaus verbessern sie unseren Zugang zu Fördermitteln für die Forschung sowie die Möglichkeit der Beteiligung an klinischen Studien mit neuen Medikamenten, die nur innerhalb der GLA verfügbar sind. 

Wie profitieren Lymphompatienten hier in Regensburg und in ganz Deutschland von der Arbeit der GLA?

Durch die GLA wird die Sichtbarkeit der Lymphomforschung und der Lymphomtherapie sowohl in Deutschland als auch international deutlich erhöht. Dies verbessert ganz unmittelbar die Möglichkeiten von Patienten zur Teilnahme an klinischen Studien mit neuen Medikamenten, die dank der besseren internationalen Wahrnehmung und Vernetzung der GLA nach Deutschland kommen und den betroffenen Patienten angeboten werden können. 

Gibt es ein Forschungsziel von Ihnen ganz persönlich, dass Sie bis zum nächsten Welt-Lymphom-Tag gerne erreichen möchten?

Primär werden sich die bereits in unserer Klinik im Bereich der Lymphomtherapie und -forschung tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch besser in die GLA integrieren. Dies sollte dazu führen, dass wir noch mehr klinische Studien mit neuen Medikamenten für Patienten aus Regensburg, der Oberpfalz und Niederbayern zur Verfügung stellen können. Besondere Akzente möchten wir hierbei in der Immunmedizin setzen, die seit vielen Jahren unser Spezialgebiet darstellt und zu der wir mit dem José-Carreras-Centrum für Somatische Zelltherapie (JCC) und dem Regensburger Centrum für Interventionelle Immunologie (RCI) eine besondere Expertise entwickelt haben. Im Bereich der Immunmedizin werden international gerade sehr vielversprechende Medikamente für bisher schwer therapierbare Lymphompatienten entwickelt.

Herr Professor Herr, vielen Dank!

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