Einer, der die Handwerkerseele kennt
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Am vergangenen Freitag, 17.11., kamen 280 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nach Straubing, um Toni Hinterdobler, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, zu verabschieden. Der 64-jährige, gebürtige Passauer lebt seit 1981 in der Gäubodenstadt, die im Zentrum des Bezirks der Handwerkskammer liegt, deren Geschicke Hinterdobler die vergangenen 25 Jahre lenkte.
Im historischen Rittersaal im Herzogsschloss bezeichnete Dr. Georg Haber, Präsident der Handwerkskammer, Hinterdobler als „hidden champion“. In den vergangenen Jahren habe er sich an der Spitze der Handwerkskammer für das Handwerk in Niederbayern und der Oberpfalz mit Herzblut, aber ohne Selbstdarstellung eingesetzt. Der Jurist kenne die „besondere Seele eines Handwerkers“ und wisse immer, welche Themen das Handwerk umtreiben. Als Beispiel seiner Errungenschaften hob er Hinterdoblers Federführung in der Arbeitsgemeinschaft „Arge28“ hervor. 28 deutsche Wirtschaftskammern schlossen sich damals zusammen, um Unternehmer auf die EU-Erweiterung nach 2004 vorzubereiten.
Handwerkskammer für Zukunft gut gerüstet
Dass die Handwerkskammer, die 37.000 Betriebe vertritt, strategisch und konzeptionell gut aufgestellt sei, betonte Jürgen Kilger, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer: „Sie ist mit einem Haushalt von 70 Millionen solide finanziert und beschäftigt an ihren elf Standorten 400 Mitarbeiter. Dank dir sind wir für die Zukunft bestens gerüstet.“ Kilger ist Hinterdoblers Nachfolger und wird ab Januar 2018 der Handwerkskammer vorstehen. Als zentrale Themen für seine kommende Amtszeit nannte er die Digitalisierung in der Handwerkswirtschaft sowie den Fachkräftemangel.
Argumente und Verhandlungsgeschick bringen Erfolg
„Eigentlich brauche ich keine Laudatio zu halten, die wahre Laudatio sind die vielen bedeutenden Menschen, die heute zu ihnen gekommen sind“, so der Landtagsabgeordnete und frühere Staatsminister Erwin Huber. Der lange Begleiter Hinterdoblers bezeichnete den Hauptgeschäftsführer aufgrund seines umfangreichen Branchenwissens als „Wikipedia des Handwerks“. Auf ihr Zusammenwirken zurückblickend fand Huber nur Positives: Schulter an Schulter habe man beispielsweise in einer Kommission um Steuererleichterungen für das Handwerk gekämpft. Dabei bescheinigte er Hinterdobler „hohes Verhandlungsgeschick und ein argumentatives Auftreten“. Brückenbauer zwischen Handwerk und der Öffentlichkeit seien von Bedeutung, da das Handwerk nach wie vor unterschätzt werde. „Toni Hinterdobler aber glaubt man jedes Wort.“
Video-Grüße von Ilse Aigner
Per Videobotschaft zugespielt überbrachte Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner ihre Grüße. Im Namen der Bayerischen Staatsregierung bedankte sie sich für das jahrelange Engagement. „Handwerk ist gelebte soziale Marktwirtschaft, das haben wir Menschen wie ihnen zu verdanken, die Handwerkspolitik aus tiefer Überzeugung vorantreiben.“
Impulsgeber und Steuerexperte des Handwerks
„Der Name Hinterdobler steht für Kompetenz, Augenmaß und Weitsicht“, sagte Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Er betonte Hinterdoblers Einsatz im Beirat Unternehmensführung des ZDH: „Hier hast du dein Gespür für Trends, neue Märkte und neue Anforderungen in besonderer Weise eingebracht. Immer wieder hat der Beirat die Zukunftsthemen für das Handwerk frühzeitig aufgegriffen.“ Zudem bezeichnete er ihn als „Fachmann des Handwerks für Steuerfragen.“ Am Tisch der Steuerreformkommissionen der Bundesregierung sei er der einzige Handwerksvertreter gewesen. „Die Anrechnung der Gewerbesteuer auf die Einkommensteuer kommt unseren Betrieben heute noch zugute.“
Für die Bundesregierung sprach Ministerialdirigent Boris Petschulat vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. „Sie waren oft ein Mann der ersten Stunde und ein Vordenker mit Weitblick.“ Zukunftsthemen, wie die Digitalisierung, habe Hinterdobler für das Handwerk entscheidend mitgeprägt. „Innovationen wie ein neues Ausbildungsmodul für das Elektrohandwerk haben wir stets bei ihnen im Kammergebiet getestet, weil wir wissen, dass es hier perfekt umgesetzt wird.“
„Handwerker sind besondere Menschen“
Bewegt von den Grußworten bedankte sich Toni Hinterdobler bei seinen Weggefährten, Kollegen und seiner Familie. „Dem Handwerk zu dienen, ist etwas ganz Besonderes, weil Handwerker besondere Menschen sind.“ Im handwerklichen Handeln seien Problemlösung und Problemfindung eng verknüpft und Innovationen entstünden aus der Anforderung des konkreten Auftrags heraus. „Diese Erfahrung hab ich mir zu Eigen gemacht für meine Arbeit in der Handwerkskammer.“ Auch bei der Politik bedankte er sich: „Wenn ich auf die letzten 25 Jahre zurückblicke, war die Arbeit mit dem politischen System immer höchst spannend und für das Handwerk ertragreich.“ Im Ruhestand freue er sich auf mehr Zeit für Familie, Freunde und alles, was mit Frankreich zu tun hat.