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Arbeitswelt 4.0: Körperliche Leiden sinken, Suchtprobleme und psychische Krankheiten nehmen zu. Die Caritas unterstützt Unternehmen, Sucht am Arbeitsplatz zu vermeiden. Ab Herbst bildet sie Interessierte zu betrieblichen Suchtberatern aus.

9,5 Millionen Menschen in Deutschland konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. 33 Prozent der Deutschen sind von psychischen Erkrankungen betroffen. So lauten Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) und der Barmer-Krankenkasse. Das sind alarmierende Zahlen – unter anderem für die Arbeitswelt. Denn Suchtprobleme oder psychische Leiden machen auch vor Bürotüren oder Werkstoren nicht Halt. „Die psychische Gesundheit der Mitarbeiter rückt immer mehr in den Fokus der Arbeitswelt“, betont Dr. Stefan Gerhardinger, Diplom-Psychologe und Abteilungsleiter für die Sozialen Dienste bei der Caritas Regensburg. In der digitalisierten Arbeitswelt, der Arbeitswelt 4.0, nehmen die körperlichen Belastungen ab. Aber psychische Erkrankungen, zu denen auch Sucht und Abhängigkeit zählen, treten immer häufiger auf. „Firmen stehen in der Verantwortung, sich darum zu kümmern“, sagt Christian Kreuzer, Diplom-Psychologe und Leiter der Caritas-Fachambulanz für Suchtprobleme in Regensburg.

Die Caritas-Suchtexperten unterstützen deshalb Unternehmen in diesem Präventionsauftrag und in der Hilfe für Betroffene. Gemeinsam mit Kollegin Marion Santl, Diplom-Psychologin und Suchtberaterin an der Caritas-Suchtambulanz in Schwandorf, hat Kreuzer das Konzept für die Ausbildung von Firmenangestellten zu betrieblichen Suchtberatern entwickelt. Im Oktober startet der erste Lehrgang. „Die betriebliche Suchtberatung ist ein wichtiges Bindeglied zwischen den Betroffenen und der professionellen externen Suchthilfe“, erklärt Santl.

Für Unternehmen zahlen sich solche Maßnahmen aus. Sucht am Arbeitsplatz verursacht hohe Kosten und Risiken für den Betrieb: Mitarbeiter mit Suchtproblemen fehlen häufiger aufgrund von Krankheit, einige lassen sich frühzeitig berenten. Bei etwa einem Viertel aller Arbeitsunfälle sind Personen unter Alkoholeinfluss involviert. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen gibt an, dass Suchtprobleme am Arbeitsplatz die europäische Wirtschaft jährlich knapp 60 Milliarden Euro kosten. Betriebliche Suchtberater und Suchtberater fungieren als Ansprechpartner prinzipiell für riskant konsumierende oder bereits abhängige Kollegen und Kolleginnen, aber auch als Berater für das Führungspersonal in Betrieben, Unternehmen und Einrichtungen. Für Menschen mit psychischen Problemen gilt es, in absehbarer Zeit ähnliche betriebliche Ansprechpartner zu qualifizieren, somit könnte aus dem betrieblichen Suchtberater ein betrieblicher Gesundheitsberater werden. Denn laut einer Studie der Techniker Krankenkasse fühle sich jeder dritte Arbeitnehmer ausgebrannt. „Burnout ist wie Übergewicht: Warum und wann das Unheil beginnt, merkt man selten“, warnt Gerhardinger. Gerade deshalb sei es so wichtig, im Arbeitsalltag sensibel für diese Themen zu werden und professionell mit ihnen umgehen zu können.

Alkoholmissbrauch ist mit etwa 80 Prozent führend, was Sucht am Arbeitsplatz betrifft, geht aus einem Barmer-Gesundheitsreport hervor. Arbeitgeber sind zudem mit dem Missbrauch von Medikamenten und illegalen Drogen konfrontiert. Auch Glücksspiel- und Mediensucht sowie Essstörungen sind Themen im betrieblichen Umfeld. „Die Suchtexperten der Caritas vermitteln in dem Lehrgang ein fundiertes Wissen über das Wesen von Abhängigkeiten, deren Ursachen und über typische Verhaltensweisen“, sagt Kreuzer. Zudem lernen die Teilnehmer die professionelle Suchthilfe und deren Fachstellen kennen. Sie erfahren mehr über die Konzepte der betrieblichen Suchtprävention und deren Einbettung ins Gesundheitsmanagement des Unternehmens. „Wir vermitteln den Kursteilnehmern sowohl fachliche Kompetenz als auch Kontakte ins regionale Suchthilfesystem“, sagt Santl. Die Caritas-Suchthilfeeinrichtungen sind in der gesamten Diözese Regensburg vertreten. Bereits während der Ausbildung entstehen so hilfreiche Netzwerke und Kooperationen.

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