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Johanniter Weihnachtstrucker sorgen für Freude
© Robert Hagen; Johanniter / Kamerafoto / sonstige

Mehr als 58.000 Pakete, über 1.000 km Autobahn, 48 Sattelschlepper, 4 verschiedene Länder – das sind die Zahlen aus dem Jahr 2017 für die Weihnachtstrucks der Johanniter. Seit 1993 machen sich jedes Jahr aufs Neue Ehrenamtliche auf den Weg, um notleidenden und bedürftigen Kindern, Familien, alten Menschen und Menschen mit Behinderung eine Freude zu machen.

Die Reise führt die freiwilligen Helfer dann entweder nach Albanien, Bosnien, Rumänien oder in die Ukraine. Einer von ihnen ist Ulrich Bauriedl. Er macht sich in der Zeit zwischen Weihnachten und Silvester wieder auf den Weg nach Rumänien, um Menschen aus Osteuropa ein Stück Herzlichkeit entgegenzubringen.
 
Wie kamen Sie auf die Idee, die Logistik für den Weihnachtstruck mit zu übernehmen?

UB: Wir bewarben uns vor vielen Jahren bei den Johannitern, um mit einem Zug mitzufahren. Dem wurde dann stattgegeben und wir fuhren mit. Und aus einem Personalproblem der Johanniter heraus haben wir die Logistik übernommen und seit diesem Zeitpunkt entwickelt sich das immer stetig nach oben. Die Organisation läuft hauptsächlich über die Johanniter. Die übernehmen mit uns zusammen dann die ganze logistische Abwicklung: einsammeln und umschlagen, aber alles im Auftrag der Johanniter. Ich bin auch nicht von Round Table, sondern ein ganz normaler Angestellter eines Betonwerkes und unterstütze die Johanniter. Heuer mache ich das schon das elfte Jahr und ins Zielgebiet nach Zentral-Rumänien fahre ich schon zum siebten Mal. Ich selbst fahre aber keinen Truck, sondern fahre im Begleitfahrzeug mit.

Wie genau muss man sich eine Fahrt vorstellen?

UB: Wir beginnen die Fahrt am 2. Weihnachtsfeiertag und der erste Anlaufpunkt ist Landshut. Dort finden dann noch mal ein Gottesdienst und eine gemeinsame Brotzeit statt und dann fahren die Trucks Richtung Grenze. Das mit dem Zoll wird dann noch geregelt und dann wird zwei Tage runtergefahren. Der Zwischenhalt ist einmal in Ungarn, dort wird dann das erste Mal übernachtet. Und der zweite Tag geht dann noch mal ins 800 km entfernte Siebenbürgen in Rumänien. Dort werden wir empfangen. Ein LKW hat ungefähr 1400 Pakete drauf und das ist dann so organisiert, dass man zwei Tage lang die verschiedenen Regionen anfährt, bis er leer ist. Wir fahren auch immer mit einer Wechselbesatzung, zwei Fahrer immer auf einem Truck. Letztes Jahr waren es zwölf LKWs, 2-Mann-Besetzung, also sind es 24 Leute und zwei Begleitfahrzeuge mit noch mal zwei Personen dazu. Meistens sind es dann so um die 30 Personen. Wir alle machen das auch seit 11 Jahren ehrenamtlich und selbst das Essen und Trinken, das benötigt wird, bestreiten alle aus eigener Tasche.

Wie verbringen Sie die Feiertage, wenn es am 2. Weihnachtsfeiertag schon losgeht?

UB: Den Heiligen Abend verbringe ich mit der Familie. Am ersten Weihnachtsfeiertag bereiten wir uns vor und am 2. Weihnachtsfeiertag sind wir früh um 6 Uhr weg. Da bekommt man nicht mehr viel mit. Wir fahren dann zwei Tage runter, zwei Tage wieder rauf und zwei Tage bleiben wir dort. Zu Silvester sind wir wieder zu Hause, wenn alles gut läuft. An Silvester ist man dann aber meist todmüde. Feiern ist da oft nicht drin, weil wir einfach zu müde sind. Ich nehme das aber jedes Jahr aufs Neue sehr gerne auf mich.

Welche Probleme können bei diesen Fahrten auftreten und welche sind konkret schon passiert?

UB: Das Schlimmste ist, wenn ein Fahrzeug ausfällt. Wir müssen dann irgendwo nachordern. Einmal mussten wir einen kompletten LKW auswechseln. Die Ladung blieb oben, die Fahrzeuge sind alle beim Zoll angemeldet. Da geht’s dann los in Einzelfahrt, die fahren dann hinterher, denn der Konvoi muss laufen, da wir ansonsten in Lenk- und Ruhezeitprobleme kommen. Aber das Allerschlimmste ist, wenn die Witterung nicht mitspielt: Schneeregen, Eisregen und solche Sachen. Auf die schlechten Straßen vor Ort haben wir uns schon eingestellt, die haben wir intus. Das funktioniert deswegen sehr gut.

Was sind bislang Ihre schönsten Erlebnisse mit den Weihnachtstrucks?

UB: Es gibt sehr viele schöne Erlebnisse. Wenn man einmal gesehen hat, wie diszipliniert und wie dankbar die Leute dort vor Ort sind, wenn man ein Geschenk übergibt, das ist einfach sehr schön. Da gibt’s keine Drängelei, da gibt es niemanden, der sich vordrängt, das funktioniert alles reibungslos. Wenn man dann die dankbaren Leute sieht, dann ist man fast dazu gezwungen, im nächsten Jahr wieder mitzufahren.

Würden Sie gerne auch mal in ein anderes Land als Rumänien fahren?

UB: Grundsätzlich habe ich da nichts dagegen. Aber man hat da unten auch schon Freundschaften geschlossen. Wir sind ja teilweise schon ab September in Kontakt mit den Menschen vor Ort. Sie fragen dann schon im September: „Wie läuft es in Deutschland? Wieviel Pakete nimmst du dir heuer vor? Wieviel kannst du runterbringen?“ Die Organisatoren vor Ort planen die Verteilung der Pakete nämlich schon seit September. Wir wissen oft nicht, wie viele Pakete wir runterfahren. Aber sie brauchen vor Ort einfach schon ein kleines Stimmungsbild aus Deutschland, um zu wissen, mit wie vielen sie rechnen können. Es ist nämlich akribisch vorbereitet, wer was bekommt und vor allem wieviel. Ich kann mir natürlich vorstellen, überall zu helfen, aber es gibt einfach eine gewisse Verbindung nach Zentral-Rumänien und deshalb mache ich mir da auch nicht die Gedanken, in welches Land ich fahre.

Wie heißt die Organisation, mit denen Sie in Rumänien zusammenarbeiten und welche Kontakte oder Freundschaften pflegen Sie aufgrund der Weihnachtstrucks bereits in Rumänien?

UB: Das ist die LIA, das ist ein Deutscher mit seiner Frau, die das Ganze seit 25 Jahren betreiben. Die machen Hilfe zur Selbsthilfe. Und die haben vor Ort auch Kontakte mit den Mallersdorfer Schwestern geknüpft, die eine sehr gute Arbeit leisten bezüglich der Aus- und Weiterbildung von jungen benachteiligten Leuten. Vor Ort haben diese Schwestern ein Weisenhaus und betreiben dort auch eine Armenküche. Die Mallersdorfer Schwestern leisten dort unten wirklich eine sehr gute Arbeit. Aber auch die Caritas oder die Kolping leisten eine sehr gute Arbeit – das ist alles organisiert über die LIA. Und die LIA hat dort dann Vertragspartner, die wir auch unterstützen. Die Kontakte, die bestehen, sind zwar immer die gleichen Leute, aber wir kommen auch in Familien rein, wo wir tatsächlich Leute beschenken oder auch in Weißenhäuser, Kranken- und Altersheime. Das sind aber jedes Jahr auch andere Familien, in die wir reingehen. Wir versuchen meist auch so zu fahren, dass jeder Ehrenamtliche einmal eine andere Region vor Ort sieht: Einmal fahren wir ein Bergdorf rauf, dann fahren wir mal in ein Kloster, das dritte Mal dann zur Caritas, das vierte Mal zu einem Weisenhaus usw. Jeder sollte dort unten so viel wie möglich gesehen haben wie zum Beispiel auch die verschiedenen Institutionen, die wir vor Ort beliefern, damit die Leute einfach die Motivation behalten, im nächsten Jahr wieder mitzufahren.
Bildquelle: Kamerafoto / sonstige | Robert Hagen; Johanniter

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