Hotspot Bismarckplatz: Wenn verzweifelte Appelle nicht mehr reichen
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Das schöne und warme Wetter lockt auch in der Corona-Zeit viele Regensburger auf Straßen und Plätze der Welterbestadt. Gerade am Bismarckplatz werden aber die geltenden Hygienemaßnahmen deutlich missachtet. Stadt und Polizei wollen dem nun ein Ende setzen. Die Maßnahmen sind jedoch fragwürdig.
Durch Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie konnte die Ausbreitung des Virus bislang eingedämmt werden. Aus diesem Grund gab es in den letzten Tagen und Wochen auch in Bayern viele Lockerungen. Die Einhaltung des Mindestabstands und die Vermeidung größerer Ansammlungen bleiben jedoch weiterhin unverzichtbar.
Am vergangenen Wochenende wurden diese Verhaltensregeln aber besonders am Bismarckplatz deutlich missachtet. Das sehen nun auch Stadt und Polizei Regensburg ein. In einer gemeinsamen Pressemitteilung schrieben sie hierzu: „Durch solche Ansammlungen steigt erheblich die Gefahr einer gleichzeitigen Ansteckung vieler Personen und sie stellen ein Risiko dar, das durch richtiges Verhalten vermeidbar ist.“
Appell an die Vernunft ausreichend?
Eine neue Infektionswelle würde letztlich zu strengeren Infektionsschutzmaßnahmen und damit erneut zu intensiveren Beschränkungen führen. Dieses Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung möchten die Stadt Regensburg und die Regensburger Polizei „dringend vermeiden“, heißt es weiter. Es komme deshalb auf das richtige Verhalten eines jeden Einzelnen an, weshalb die Sicherheitsbehörden an das Verantwortungsbewusstsein der Bürger appellieren würden.
Bereits Ende Mai fragten die Regensburger Nachrichten bei Stadt und Polizei nach, wie sie der Problematik am Bismarckplatz, die bereits seit Wochen besteht, begegnen möchten. Vonseiten der Stadt erhielten wir daraufhin die Antwort, dass „die Stadt Regensburg (Kommunaler Ordnungsservice) gemeinsam mit der Polizei die ‚Hotspots‘ in Regensburg“ kontrollieren würde. „Die Polizei informierte uns, dass sie den B-Platz ‚im Auge haben‘“,, so eine Sprecherin der Stadt Regensburg weiter. Zudem würden Stadt, Polizei und Politik immer wieder an die Vernunft der Bürger appellieren, Abstand zu halten. Eine ähnliche Antwort erreichte uns von der Polizei in Regensburg: „Die Polizei kontrolliert weiterhin die Vorgaben der Bayerischen Regierung und geht dabei mit Augenmaß und Fingerspitzengefühl vor. Mit polizeilicher Präsenz werden die Einhaltungen überprüft. Bei Verdacht des Vorliegens eines Verstoßes nach der Infektionsschutzverordnung wird konsequent eingeschritten und entsprechend ein Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet.“
Dass bislang weder Polizeipräsenz noch Appelle an die Vernunft die Menschen am Bismarckplatz zur Einsicht bringen konnten, belegte das vergangene Wochenende: Der Platz war gerade in den Abendstunden vollgestopft mit Personen, die sich nicht an den Mindestabstand hielten. Der abermalige Appell an die Vernunft aller Regensburger durch Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer als Reaktion auf dieses Treiben dürfte sich ohne weitere Maßnahmen abermals als Schall und Rauch entpuppen.
Reden als Allheilmittel?
Dessen scheinen sich mittlerweile auch die Verantwortlichen der Stadt Regensburg und der Polizei bewusst zu sein. Am Mittwoch erörterten sie deshalb verschiedene Maßnahmen, um die Einhaltung der Vorschriften auch am Bismarckplatz umsetzen zu können. Die Maßnahmen gleichen jedoch jenen, die Polizei und Stadt bereits Ende Mai gegenüber den Regensburger Nachrichten bekanntgaben, die bislang zumindest wenig erfolgversprechend waren. So wollen beispielsweise am kommenden Wochenende die Regensburger Polizei und der Kommunale Ordnungsservice (KOS) der Stadt Regensburg wieder verstärkt im Innenstadtbereich im Einsatz sein. Am Bismarckplatz soll zudem eine mobile Wache der Polizei eingerichtet werden. Ob sie Abhilfe schaffen kann? Time will tell.
Eine weitere Maßnahme klingt wie ein verzweifelter Versuch, der eigenen Hilf- und Machtlosigkeit Herr zu werden: „Sollte es in bestimmten Bereichen der Stadt zu Ansammlungen kommen, werden die Einsatzkräfte das Gespräch suchen und gegebenenfalls lenkend eingreifen.“ Im Einzelfall könne es daher auch „kurzfristig zu vorübergehenden Sperrungen von betroffenen Örtlichkeiten“ kommen. Abschließend folgt natürlich noch der obligatorische, fast schon flehende Appell: „Die Einsatzkräfte bitten bereits im Vorfeld, stark besuchte Orte im Sinne der Gesundheit aller Menschen in Regensburg zu meiden und den Mindestabstand von 1,5 Meter, der uneingeschränkt weiter gilt, einzuhalten.“
Blumenkübel sollen es richten
Unterstützend zu diesen Maßnahmen greifen Stadt und Polizei tief in die Trickkiste: So soll etwa ein „großflächiges Transparent, das darauf hinweist, den Mindestabstand einzuhalten“, zum Wochenende am Theater und am Haus der Musik aufgehängt werden – ein weiterer Appell quasi, diesmal nur in Plakatform. Und: Das Gartenamt soll 22 große Blumenkübel aufstellen, die den Platz unterteilen und für größere Distanz zwischen den Gruppen sorgen sollen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Blumenkübel nicht als weitere Sitz- oder WC-Möglichkeit missbraucht werden.