Auf dem Gelände des ehemaligen Standortübungsplatzes Oberhinkofen befindet sich eines der vermutlich letzten Kammmolch-Habitate in Stadt und Landkreis Regensburg. Nun wendet sich die Regierung der Oberpfalz mit einem Appell an die Besucher: „Nehmen Sie bitte Rücksicht!“
Auf dem Gelände des ehemaligen Standortübungsplatzes Oberhinkofen befindet sich laut einer Mitteilung der Regierung Oberpfalz eines der „vermutlich letzten Kammmolch-Habitate in Stadt und Landkreis Regensburg“. Um die Population dieser in Bayern stark gefährdeten und europarechtlich geschützten Art zu erhalten, arbeiten Naturschutzbehörden, Flächeneigentümerin, Gebietsbetreuer, Landnutzer und ehrenamtliche Helfer eng zusammen. Seit 2014 finden immer wieder Maßnahmen auf dem besagten Gelände der DBU-Naturerbefläche Frauenholz statt.
Hohe Ansprüche an Lebensraum
Denn die Ansprüche der Molche an ihren Lebensraum sind hoch: Sie benötigen fischfreie, besonnte Kleingewässer mit vielfältiger Unterwasservegetation und Röhricht. Immer wieder sind daher Bagger- und Gehölzarbeiten notwendig, um Laichgewässer zu optimieren oder neu anzulegen. „Als der Truppenübungsplatz noch aktiv von der Bundeswehr genutzt wurde, erledigten das Panzer bei ihren militärischen Manöverübungen ganz unbeabsichtigt“; betont der Gebietsbetreuer des Landschaftspflegeverbands Regensburg e. V., Hartmut Schmid.Aquarien sollen Überlebenschance erhöhen
Um langfristig die Überlebenschancen der Kammmolche zu erhöhen, hat die Regierung der Oberpfalz in Zusammenarbeit mit dem Gebietsbetreuer und einer Gruppe ehrenamtlicher Helfer mit Maßnahmen zur direkten Bestandsstützung begonnen. Dazu wurden im Frühjahr 2021 erwachsene Tiere (Männchen und Weibchen) mittels Reusenfang entnommen und in Aquarien zum Ablaichen gebracht."Naturwunder" gelang
Keine leichte Aufgabe, wie Dr. Christina Meindl, die zuständige Projektleiterin im Sachgebiet Naturschutz an der Regierung der Oberpfalz, betont: „Es erfordert viel Gespür und Wissen und ist nur unter Aufsicht und Genehmigung der Höheren Naturschutzbehörde an der Regierung der Oberpfalz erlaubt.“ Doch das „Naturwunder“, die Verwandlung der kiementragenden Larve zum lungenatmenden Landgänger, gelang.Freude über erste Erfolge
Die Jungtiere wurden im Juli 2021 in das Ursprungsgewässer wieder freigesetzt. Die ersten 20 Tiere konnten so bereits ihre neue, alte Heimat erkunden und sich in den ausgedehnten Wäldern der DBU-Naturerbefläche ein geschütztes Plätzchen suchen. Dr. Christina Meindl freut sich über den Erfolg der Maßnahme: „Das besondere und fachmännische Engagement unserer ehrenamtlichen Helfer trägt maßgeblich zum Erfolg des Artenhilfsprojekts bei. Dank einer von Franz Häring speziell entwickelten Computer-Software gelingt es uns, die Tiere an ihrem individuellen Bauchmuster auch künftig wiederzuerkennen. Dieses Monitoring hilft uns, mehr über das Leben und die Bedürfnisse dieser hochbedrohten Tiere zu erfahren.“Ehemaliger Standortübungsplatz ist Schutzgebiet und mehrfaches Naturerbe
Das etwa 500 Hektar große Gebiet rund um den ehemaligen Standortübungsplatz ist ein Natura 2000-Schutzgebiet und seit 2014 eine von 71 Naturerbe-Fläche der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), des DBU Naturerbes. Vor Ort betreuen Mitarbeiter des Bundesforstbetriebes Hohenfels (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) die Fläche im Auftrag der Eigentümerin. Sie beherbergt eine Reihe weiterer hoch gefährdeter Amphibien, wie Gelbbauchunke und Kreuzkröte.Apell mit Verhaltenshinweisen
Dr. Christina Meindl appelliert an die Besucher daher, sich an die geltenden Regeln zu halten: „Nehmen Sie bitte Rücksicht auf die hier ansässige Tier- und Pflanzenwelt. Halten Sie Abstand zu den wertvollen Kleingewässern, lassen Sie Hunde nicht darin spielen und achten Sie auf den Wegen auf die kleinen Jungfrösche und -kröten. Diese halten sich derzeit noch gerne in Gewässernähe auf und suchen sich bald neue Verstecke in den Wäldern.“Der Kammmolch - die größte heimische Molchart
Der Kammmolch ist unsere größte heimische Molchart und kann bis zu 18 Zentimetern lang werden. Die Oberseite ist dunkelbraun bis schwärzlich, die Unterseite gelb bis orangegelb mit schwarzen Flecken. Die Männchen besitzen in der Wassertracht einen hohen gezackten Rückenkamm. Charakteristisch ist bei den Männchen außerdem ein perlmutt-silbriges Band („Milchstreifen“) an den Schwanzseiten. Die Zerstörung oder Beeinträchtigung von Kleingewässern durch Fischbesatz, Verfüllung, Gewässerverschmutzung oder Eintrag von Dünger und Spritzmitteln gefährden die Bestände des Kammmolches. Insbesondere während den Wanderungen, etwa vom Winterquartier in reich strukturierte Wälder zum Laichgewässer, erfahren Kammmolche und andere Amphibien häufig Verluste durch den Straßenverkehr.---
PM/RNRed
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