Über 60.000 Menschen erleiden deutschlandweit jährlich einen präklinischen Herz-Kreislauf-Stillstand. In diesem Notfall entscheidet schnelles und besonnenes Handeln über Leben oder Tod. Die Mobile Retter-App unterstützt dabei, indem sie qualifizierte Ersthelfer in der Nähe des Notfallortes alarmiert.
Das Projekt „Mobile Retter Regensburg“ ist eine Kooperation des Universitätsklinikums Regensburg mit der Integrierten Leitstelle und dem Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Regensburg (ZRF) in Zusammenarbeit mit den Regensburger Kliniken. Die lebensrettende Bedeutung dieses Projekts unter der Trägerschaft des ZRF betonte Landrätin Tanja Schweiger im Rahmen einer Pressekonferenz mit den Beteiligten am Donnerstag, 2. September, im Landratsamt.
Unerwartet sackt an der Bushaltestelle eine Person zusammen: Herz-Kreislauf-Stillstand. Das Gehirn wird nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Die umstehenden Menschen sind sich unsicher, wie sie handeln sollen. Dabei ist es wichtig, schnellstmöglich mit Wiederbelebungsmaßnahmen zu beginnen. In nur 40 Prozent der Fälle wird vor Eintreffen des Rettungsdienstes mit einer Herz-Druck-Massage begonnen. Hier kann die Mobile Retter-App zum lebensrettenden Instrument werden.
Das Prinzip ist dabei denkbar einfach. „Sobald der Notruf in der integrierten Leitstelle Regensburg eingeht, wird parallel zum Rettungsdienst das Mobile Retter-System aktiviert. Über die ‚Mobile Retter-App‘ werden dann qualifizierte Ersthelfer in der Nähe des Einsatzortes lokalisiert und über den Notfall informiert. Ist zufällig ein ‚Mobiler Retter‘ in der Nähe, wird dieser zum Einsatzort gelotst und kann mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen und die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrücken“, erklärt PD Dr. Carsten Jungbauer, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des UKR sowie einer der Initiatoren der Retter-App für Stadt und Landkreis Regensburg.
„Das Projekt soll das bestehende System aus Rettungsdienst und First Respondern nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen und das Überleben bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand verbessern. Dies versuchen wir in der begleitenden REAP-Studie auch wissenschaftlich nachzuweisen“, erklärt Dr. Julian Hupf, Oberarzt der Interdisziplinären Notaufnahme des UKR. Derzeit sind seiner Auskunft nach bereits 359 Ersthelfer registriert: „Unser Ziel liegt bei 1.000 Leuten in Stadt und Landkreis, denn nur so entsteht ein enges Netz an Helfern.“
Das Prinzip der Retter-App selbst ist indes nicht neu und hat sich in anderen Städten und Gemeinden in Deutschland bewährt. Der Einsatz in der Region ist jedoch eine Premiere. Die App ist ein gemeinsames Kooperationsprojekt des Universitätsklinikums Regensburg, des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Regensburg (ZRF) und der Integrierten Leitstelle. Landrätin Tanja Schweiger, die Vorsitzende des ZRF, betont: „Im Notfall zählt jede Minute. Mit Hilfe der Mobilen Retter-App kann ein gut ausgebildeter Ersthelfer die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrücken und somit maßgeblich zum Überleben des Betroffenen beitragen.“
Um möglichst vielen Menschen im Notfall helfen zu können, muss ein möglichst engmaschig gestricktes Netz an Ersthelfern geschaffen werden. „Es ist beruhigend zu wissen, dass im Notfall Menschen ehrenamtlich in Stadt und Landkreis unterwegs sind, die ohne zu zögern Erste Hilfe leisten. Darum möchte ich auch die Gelegenheit nutzen und potentielle Ersthelfer dazu animieren, sich in der Mobilen Retter-App zu registrieren, um möglichst viele Menschen zu retten“, appelliert Regensburgs Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer. Derzeit sind mehr als 360 Ersthelfer registriert und auch der erste lebensrettende Einsatz wurde bereits erfolgreich absolviert. Ein guter Start, den es nun durch die Akquise von weiteren Lebensrettern auszubauen gilt.