Das gilt insbesondere auch für Patienten, bei denen Demenz und Delir Begleiterkrankungen sind und nicht der Grund für einen stationären Aufenthalt. Am UKR gibt es daher neben einem Demenzrahmenkonzept das sogenannte D-Team, speziell geschulte Pflegekräfte, die sich als Multiplikatoren um eine spezifische bedürfnisorientierte Versorgung dieser Patientengruppe kümmern.
Menschen mit Demenzerkrankung finden sich oft schon in ihrem gewohnten Umfeld nur mehr eingeschränkt zurecht und haben im Verlauf der Erkrankung zunehmend Schwierigkeiten, ihren Alltag zu bewerkstelligen.
Doch was passiert, wenn plötzlich ein gebrochenes Bein, ein gebrochener Arm oder ein Herzleiden einen stationären Aufenthalt in einem Krankenhaus notwendig macht? Plötzlich werden die Patienten aus ihrem vertrauten Umfeld herausgerissen, die Routine im Tagesablauf geht verloren und wichtige Bezugspersonen fehlen. „Für Patienten mit einer Demenzerkrankung ist ein notwendiger Krankenhausaufenthalt immer mit zusätzlichen Herausforderungen und Risiken für weitere Komplikationen verbunden. Menschen mit Demenz fällt es mit dem Fortschreiten der Erkrankung meist schwer, ihre Bedürfnisse verbal mitzuteilen oder Aussagen der Gesprächspartner zu verstehen und einzuordnen. Sie reagieren dann nicht selten unsicher, ängstlich, unruhig, wirken gestresst oder erscheinen verwirrter als zuvor. Um diesen Folgen vorzubeugen oder sie abzumildern, sind eine gezielte Betreuung und Kommunikationsstrategie notwendig, die sich an den Bedürfnissen, vorhandenen Fähigkeiten und der Persönlichkeit der Betroffenen orientieren und weit über die reguläre pflegerisch-medizinische Versorgung hinausgehen“, erklärt Andrea Spiegler, Pflegeexpertin für Demenz/ Delir am UKR.
Vorhandene Fähigkeiten nutzen und fördern
Um diesem Umstand gerecht zu werden, wurde am Universitätsklinikum Regensburg vor knapp zwei Jahren das D-Team initialisiert. Es besteht aus rund 40 speziell geschulten Pflegekräften, die sich als Multiplikatoren auf die einzelnen Stationen des UKR verteilen. Auf jeder Allgemeinstation gibt es dabei einen D-Team-Beauftragten, auf einer Doppelstation zwei. Deren Hauptaufgabe besteht darin, das gesamte Pflegeteam auf Station im Umgang mit Patienten mit Demenz und Delir zu sensibilisieren. So sollen Patienten mit kognitiven Einschränkungen wie Verwirrtheitszuständen möglichst früh identifiziert werden können, um ihre Therapie entsprechend anzupassen. Um für die betroffenen Patienten im Stationsalltag Beschäftigungsmöglichkeiten anzubieten, stehen dem Pflegeteam sogenannte Aktivierungsboxen mit verschiedenen Materialien zur Verfügung. Die Inhalte der Boxen reichen von Bällen über Brettspiele bis hin zu Erinnerungskarten oder Seniorenrätsel. „Eine Demenz verläuft bei jedem Betroffenen unterschiedlich. Bei manchen ist die Erkrankung schon weiter fortgeschritten und die Beeinträchtigung größer, bei anderen wiederum ist das Leben vor der Demenzdiagnose noch nicht so weit entfernt. Jedoch gilt in beiden Fällen: wir wollen unsere Patienten bestmöglich und ganzheitlich versorgen, und dazu gehört auch eine spezialisierte Betreuung von Patienten mit kognitiven Einschränkungen. Das ist uns in den vergangenen zwei Jahren bestens gelungen und wird auch seitens der Angehörigen sehr positiv aufgenommen“, so Pflegedirektor Alfred Stockinger über den Einsatz des D-Teams am UKR.Demenzparcours: Ein Gefühl für Menschen mit Demenz bekommen
Im Vorgriff auf die Bayerische Demenzwoche ermöglicht das UKR seinen Mitarbeitern, sich näher mit dem Thema Demenz praktisch und anschaulich auseinanderzusetzen, um noch mehr Verständnis für betroffene Patienten entwickeln zu können. Dazu wurde eigens ein Demenzparcours aufgebaut, eine Leihgabe der Fachstelle für Demenz und Pflege der Oberpfalz. Dieser Demenzparcours simuliert an verschiedenen Stationen ein Leben mit kognitiven Einschränkungen. „Demenz verändert die Wahrnehmung der Betroffenen extrem. Sehen, fühlen, greifen, schmecken oder hören. Alles scheint unter einem Milchglas verborgen zu sein, extrem getrübt und schlecht wahrnehmbar“, sagt Thomas Bonkowski, Mitinitiator der Demenzwoche am UKR und Vorstand des Vereins der Freunde und Förderer der Pflege am Universitätsklinikum Regensburg e.V. (VFFP). „Durch den Aufbau eines Demenzparcours wollen wir eine gewisse Sensibilisierung schaffen, denn für viele Nichtbetroffene sind demenzbedingte Einschränkungen schlichtweg nicht vorstellbar und somit fehlt ihnen auch das Verständnis dafür.“---
PM/RNRed
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