Fast 37.500 Tier- und Pflanzenarten stehen derzeit auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN – und damit 28 Prozent der bislang über 134.000 bewerteten Arten. Heute stellen wir Ihnen eine der eher weniger beliebten Tierarten der Roten Liste vor: die Hausratte.
Steckbrief |
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Name: | Hausratte |
Lateinischer Name: | Rattus rattus |
Klasse: | Säugetier |
Größe: | 16 – 24 Zentimeter |
Alter: | Im Freiland selten mehr als 18 Monate |
Nahrung: | Allesfresser, aber bevorzugt vegetarische Ernährung |
Verbreitung: | Ursprünglich in Süd- und Ostasien, per Schiff in die ganze Welt |
Lebensraum: | Trockene Räume, oft Dachböden, Getreidespeicher und Bauernhöfe |
Die Hausratte: Ein cleveres Kerlchen
Die Rede von der Ratte entfaltet ein Bild mit zweierlei Seiten: Entweder denkt man dabei an ein Gewusel in unseren Abwasserkanälen oder an Futterdiebe in Ställen und Silos. Diese Tatsache reflektiert die unterschiedlichen Lebensräume von zwei verbreiteten Wildrattenarten. Davon ist aber nur eine vom Aussterben bedroht. Wie ihr Name bereits erahnen lässt, macht es sich die Hausratte für gewöhnlich in Häusern auf Dachböden oder auf Bauernhöfen bequem. Von der feuchten Kanalisation oder dem Leben am Fluss hält sie herzlich wenig. Viel lieber leben Hausratten in einer trockenen Umgebung und besetzen dabei als Rudel ganze Gebäude. Das liegt mitunter daran, dass die Hausratte in Deutschland nicht heimisch ist, sondern mit dem Schiff aus Asien nach Europa eingeschleppt wurde und daher auch ein wärmeres Klima bevorzugt. Ihre Gruppendynamik macht es zudem schwieriger, sie zu ködern: Geht es einer einzelnen Hausratte beispielsweise wegen einem Giftköder schlecht, lernt der Rest des Rudels aus dem Fehler ihres Artgenossen. Trotzdem ein gefährlicher Schädling
Warum stirbt die Hausratte aus, wenn sie so geschickt verschiedene Fallen vermeiden kann? Der Grund ist die Vehemenz, mit der die menschlichen Bewohner ihres Lebensraumes gegen das Nagetier vorgehen. Aus Sorge vor Krankheiten und der Verunreinigung von Lebensmittelvorräten werden Hausratten allerorts als unliebsamer Schädling bekämpft. Denn sollte sich ein Hausrattenrudel in einem Wohnhaus oder einem Bauernhof einnisten, können Vorräte nicht nur durch die Tiere verkleinert, sondern auch mit krankmachenden Bakterien verunreinigt werden.Und als Überträger von Krankheiten ist die Hausratte mehr als nur bekannt: Mit der Landung der Hausratte auf europäischem Boden ist schließlich auch die schwarze Pest in Europa eingezogen und hat einen Großteil der damaligen Bevölkerung befallen und dahingerafft. Laut Umweltbundesamt können sogar über hundert verschiedene Krankheiten von der Ratte auf den Menschen übertragen werden – aber auch bei einigen Tierseuchen spielt die Hausratte die Rolle des Verbreiters.
Von schlechten Omen, Rattenkönigen und der Pest
Ist der schlechte Ruf der Hausratte also gerechtfertigt? Seit Jahrhunderten wurde die Ratte als Pestbringer und schlechtes Omen abgestempelt. Das hängt auch mit kuriosen Funden im Zusammenhang mit dem Nagetier zusammen: Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert wurden immer wieder sogenannte „Rattenkönige“ entdeckt. Dabei handelt es sich um eine größere Gruppe an Jungtieren, deren Schwänze sich miteinander verknotet haben oder gar zusammengewachsen sind. Der Name des Rattenkönigs kam daher, dass in solchen Verknotungen oft eine oder mehrere Ratten gesichtet wurden, die „den Ton angaben“. Die Rattenhaufen waren nämlich selten tot, sondern trieben sich als unheilvoller Knoten aus lebenden und toten Ratten umher. Die Sichtung von Rattenkönigen wurde dabei oft als Krankheitsverkünder wahrgenommen – so auch vor der schwarzen Pest. Jedoch ist mit der Zeit klar geworden, dass die Pest nicht von der Ratte direkt übertragen wurde, sondern dass sie lediglich als Wirt für den eigentlichen Krankheitsüberträger diente: den Rattenfloh. Dieser infizierte vornehmlich die Ratten mit der Pest – erst wenn der eigentliche Wirt durch die Seuche zu stark dezimiert wurde, sprang der totbringende Rattenfloh schließlich auf den Menschen über.Die Hausratte gilt zwar als äußerst intelligent und anpassungsfähig, trägt aber an ihrem schlechten Ruf durchaus auch eine Mitschuld. Die Sorge über Lebensmittelverschmutzungen und Krankheitsverbreitungen durch eine nicht-heimische Spezies scheint dabei auch durchaus berechtigt. Dennoch gilt: Sollten Sie einen (ohnehin sehr selten vorkommenden) Hausrattenbefall bei sich feststellen, nehmen Sie es nicht auf eigene Faust mit den cleveren Nagetieren auf. Stattdessen rufen Sie lieber einen Kammerjäger, der mit dem Problem umzugehen weiß.
RNRed