Krebspatienten profitieren zukünftig von der an der OTH entwickelten künstlichen Intelligenz. Ein kanadisches Health Unternehmen hat eine weltweit exklusive Lizenz für eine Software zur Erkennung von Speiseröhrenkrebs erworben.
Das kanadische Unternehmen Satisfai Health hat von der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) und dem Universitätsklinikum Augsburg (UKA) eine weltweit exklusive Lizenz für KI-Software und Trainingsdaten zur Erkennung von Speiseröhrenkrebs im Frühstadium erworben. „Ich bin froh, dass Millionen Patient*innen auf der ganzen Welt bald konkret von den Ergebnissen unserer langjährigen Forschungsarbeit profitieren können“, sagt Dr. Christoph Palm, Professor für medizinische Bildverarbeitung an der OTH Regensburg.
Weltweit führend
Palm und sein Team am Labor Regensburg Medical Image Computing (ReMIC) arbeiten seit sieben Jahren zusammen mit dem aus Regensburg stammenden Dr. Helmut Messmann, Professor für Gastroenterologie am Universitätsklinikum Augsburg und amtierender Präsident der europäischen Gesellschaft für Endoskopie (ESGE). Ihre Forschungsarbeit gilt als weltweit führend, wenn es um den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin geht. Genauer: Um die Unterscheidung eines Karzinoms von Barrett-Ösophagus, einer Entzündung der Schleimhaut der Speiseröhre, die nicht selten eine Vorstufe einer Krebserkrankung ist.Ein Prozent der Bevölkerung betroffen
Die in Regensburg unter Verwendung von Datenmaterial aus dem UKA entwickelte KI hilft, das Barrett-Syndrom oder ein Karzinom bei einer Endoskopie in Echtzeit zu erkennen und gibt Mediziner*innen für den Fall, dass eine Operation nötig ist, Tipps zur optimalen Durchführung. Das sorgte international für Aufmerksamkeit – und weckte das Interesse von Satisfai Health aus Vancouver (Kanada), nach eigenen Angaben „ein führender Anbieter medizinischer Lösungen, der sich auf KI-Anwendungen für die Gastroenterologie spezialisiert hat“. Das Unternehmen hat nach langen Verhandlungen eine weltweit exklusive Lizenz für die von der OTH Regensburg in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Augsburg entwickelte KI-Software erworben. Satisfai Health will sie weiterentwickeln und ist überzeugt davon, dass dies die Behandlung von Barrett-Ösophagus verändern wird. Weltweit sei etwa ein Prozent der Bevölkerung von der Erkrankung betroffen. Das Universitätsklinikum Augsburg ist auf die Diagnose und endoskopische Therapie von Frühkarzinomen in Speiseröhre und Magen spezialisiert. Erst kürzlich publizierten sie die Daten eines Deutschen Registers, in dem mehr als 50 Prozent der Frühkarzinome in Deutschland am UKA behandelt werden. Somit war das UKA mit dem größten deutschen Endoskopiezentrum der ideale Partner für die OTH Regensburg.Diagnostik soll Speiseröhrenkrebs verhindern
Die Lizenzierung von KI-gestützter Software durch Satisfai Health soll Klinikern eine schnellere und effektivere Diagnostik bei endoskopischen Eingriffen ermöglichen. Die Diagnose beinhaltet Bildgebung und Biopsien der Speiseröhre, um sie auf präkanzeröse Zellen (Dysplasie) zu überprüfen, die behandelt werden können, um die Entwicklung von Speiseröhrenkrebs zu verhindern. „KI wird die Endoskopie revolutionieren und unser Tool ist der erste Schritt, um die Erkennung von Barrettkarzinomen zu verbessern und zu optimieren", sagt Prof. Dr. Helmut Messmann. „Ich freue mich sehr, dass wir unsere Forschung in diesem Bereich mit Satisfai fortsetzen." Und für Prof. Dr. Christoph Palm steht im Fokus, dass „wir nicht für die Schublade gearbeitet haben, dass das Ergebnis unserer Forschungsarbeit nun in der klinischen Praxis zum Einsatz kommt“.Team-Leistung führt zum Erfolg
„Wir arbeiten mit Leidenschaft an der Entwicklung von Technologien, die sowohl Ärzten als auch Patienten helfen", so Dr. Michael Byrne, CEO von Satisfai Health und klinischer Professor für Medizin in Vancouver. „Unsere Kooperationen und Partnerschaften zielen darauf ab, Millionen von Patienten mit unterschiedlichen Magen-Darm-Erkrankungen die ideale Versorgung zu bieten." Dr. James East, außerordentlicher Professor für Gastroenterologie am John Radcliffe Hospital der Universität Oxford, betonte: „Barrett ist das nächste Ziel für KI in der Endoskopie nach dem Dickdarm. Die Zusammenarbeit mit der Messmann-Forschungsgruppe bringt uns einen großen Schritt weiter in Richtung eines Barrett-KI-Experten, der uns in jedem Endoskopie-Untersuchungszimmer zur Seite steht."Prof. Dr. Palm stellt besonders die Team-Leistung im Labor (ReMIC) heraus: „Kollege Messmann und ich arbeiten seit 2014 an dem Thema. Den Hauptanteil an der aktuell entwickelten KI hat Robert Mendel.“ Der Doktorand war im vergangenen Jahr bereits mit Dr. Alanna Ebigbo vom Universitätsklinikum Augsburg mit dem renommierten Endoskopie-Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen ausgezeichnet worden.
OTH Regensburg/RNRed