Die Seenotrettungsschiffe SEA-EYE 4 aus Regensburg und die RISE ABOVE aus Dresden waren im Mittelmeer in fünf Rettungseinsätzen involviert. Unter den mehr als 300 Geretteten befanden sich auch elf Kleinkinder.
Laut einer Mitteilung der Sea-Eye e. V. erreichte sie und Mission Lifeline e. V. in der Nacht zum Dienstag, dem 02. November, ein Notruf vom AlarmPhone. Zeitgleich wurden die zuständigen Behörden informiert. Eine Reaktion der Behörden blieb bisher allerdings aus. Bei ihren anschließenden Rettungseinsätzen bargen die beiden Rettungsorganisationen über 300 Menschen aus dem Mittelmeer – darunter über 150 Kinder.
Schnelle Evakuierung nötig
Die kleinere, schnelle RISE ABOVE erreichte den Seenotfall zuerst, versorgte die Menschen mit Rettungswesten und blieb vor Ort, bis die größere SEA-EYE 4 eintraf. Die Crew evakuierte die Menschen aus dem hochseeuntauglichen Schlauchboot und brachte sie an Bord der SEA-EYE 4. Schon während der ersten Rettung wurden den Rettungsschiffen mehrere weitere Seenotfälle gemeldet.
Rettung hunderter Menschenleben
Bis zum Dienstagmorgen konnten die Crews beider Schiffe 325 Menschen von insgesamt fünf Booten retten. Dabei erwies sich die Zusammenarbeit beider Schiffe mit unterschiedlichen Eigenschaften als sehr wirksam. Während die RISE ABOVE doppelt so schnell ist und einen Unglücksort zügig erreichen kann, ist die SEA-EYE 4 in der Lage, viele Menschen an Bord zu nehmen und medizinisch in einem Bordhospital zu versorgen. „Die spezifischen Stärken und Vorteile jedes der beiden Schiffe zu kombinieren, war für die Rettungen von unschätzbarem Vorteil", sagt Axel Steier, Vorsitzender von Mission Lifeline e. V. Die medizinische Versorgung wird durch die Bonner Organisation German Doctors e. V., die erneut mit Bordärztin Daniela Klein auf der SEA-EYE 4 vertreten ist, sichergestellt.
Zahlreiche Kinder und zwei Schwangere an Board
An Bord der SEA-EYE 4 befinden sich nun 325 Menschen. Unter ihnen sind rund 150 Kinder und mehrere Familien mit Kleinkindern, wovon elf annähernd um die drei Jahre alt seien sowie 31 Frauen und 142 Männer. Zwei der Frauen sind schwanger. Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e. V. dazu: „Wären unsere Schiffe nicht rechtzeitig vor Ort gewesen, dann wären die Leben dieser Menschen dem Meer ausgeliefert geblieben. Wir sind dankbar, dass die Familien nun in den fürsorglichen Händen unserer Rettungskräfte sind". Auf der SEA-EYE 4 werden die Menschen nun einem ersten medizinischen Check-up unterzogen, auf Covid-19 getestet und mit Nahrung und Trinkwasser versorgt.
Auch Schwerverletzte darunter
Boardärztin Daniela Klein zur aktuellen Lage: „Es gibt fünf Menschen mit schweren Verletzungen. Bis zu zehn Personen mussten heute länger im Hospital behandelt werden. Wir werden noch bis in die Nacht arbeiten und müssen noch rund 50 Menschen medizinisch versorgen. Viele der Geretteten sind sehr seekrank, was sich auch dadurch verschlimmert hat, dass viele Menschen Treibstoff eingeatmet haben, was zu schrecklicher Übelkeit und Erbrechen führte. Und es gibt viele Hautverbrennungen, die durch den mit Meerwasser vermischten Treibstoff verursacht wurden. Nicht zu vergessen sind ältere Wunden, die ebenfalls behandelt werden müssen, und psychisch traumatisierte Patienten."
Fast 16.000 Menschen gerettet
Der Verein Sea-Eye e. V. wurde 2015 in Regensburg gegründet und rettet seitdem Menschen im zentralen Mittelmeer aus Seenot. Im Herbst 2020 kaufte der Verein die SEA-EYE 4, rüstete sie zum bisher größten Rettungsschiff des Vereins um. Im Mai 2021 bestritt sie ihren ersten Rettungseinsatz. Insgesamt beteiligten sich in den vergangenen fünf Jahren über 1.000 ehrenamtliche Sea-Eye Crewmitglieder an der Rettung von 15.951 Menschen.
Sea-Eye e. V. / RNRed