Die Zahlen der Corona-Neuinfektionen steigen weiter rasant an. Trotzdem gibt es immer noch viele Menschen, die sich nicht impfen lassen. Dr. Heribert Szika und Dr. Richard Leberle decken immer noch kursierende Impfmythen auf und erkären, worauf man bei der Impfung achten muss.
Wir befinden uns mitten in der kalten Jahreszeit und blicken gespannt auf die kommenden Entwicklungen im Zuge der anhaltenden Pandemie. Dr. Heribert Szika, der ärztliche Koordinator der Impfkampagne im Landkreis Regensburg, und Dr. Richard Leberle, leitender Arzt des Impfzentrums der Stadt Regensburg, klären erneut auf: Welche Impfmythen kursieren weiterhin? Worauf muss ich bei der Impfung achten?
Wie steht es um die Impfbereitschaft in der Stadt und im Landkreis?
Sowohl die Stadt als auch der Landkreis Regensburg ziehen bislang eine positive Bilanz zum Impfgeschehen: Zu Hochzeiten hätte das Impfzentrum Regensburg fast 1.000 Impfungen pro Tag verzeichnen, wobei dieselbe Menge nochmals durch die Hausärzte verimpft worden sei, berichtet Dr. Richard Leberle. Aktuell würden noch immer zwischen 150 und 300 Menschen täglich geimpft werden.
Auch der Landkreis meldet große Erfolge bei der Impfkampagne. Das Impfangebot durch die Impfzentren sei gut angenommen worden und die Hausärzte im Landkreis seien im bayernweiten Vergleich der Impfquote sehr weit oben, erklärt Dr. Szika. Dass zwischen Stadt und Land noch ein Unterschied von etwas unter sieben Prozentpunkten besteht (65,9 Prozent vollständig Geimpfte in der Stadt und 58,86 Prozent vollständig Geimpfte im Landkreis, Stand 27.09.2021), könnte dabei mit der Niedrigschwelligkeit der Angebote in der Stadt Regensburg zusammenhängen, so Dr. Szika weiter. Um dem entgegenzuwirken, wird nun auch im Landkreis ein Angebot von mobilen Impfbussen gemacht.
Welche Sorgen und Vorurteile halten Patienten davon ab, sich jetzt noch impfen zu lassen?
Die verbreitetsten Impfmythen, die weiterhin kursieren, sind nach Dr. Szika und Dr. Leberle zum einen die Veränderung der DNA durch einen mRNA-Wirkstoff und eine angebliche Unfruchtbarkeit durch die Impfung. Beide Vorurteile könnten durch bisherige Beobachtungen aber nicht bestätigt werden.
„Die DNA ist im Zellkern festgelegt, für mRNA gibt es keinerlei Möglichkeit, in diesen einzudringen“, erläutert Dr. Szika. Auch Rekonstruktionen, die eine Restrukturierung der mRNA simulieren und prüfen, ob ein Eindringen in den Zellkern nicht doch möglich wäre, seien bisher nicht erfolgreich gewesen.
Auch vor Unfruchtbarkeit müsse man keine Angst haben, betonen die beiden Ärzte. Bislang hätte nicht nachgewiesen werden können, dass die Impfung einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit gebärfähiger Frauen habe. Einige Patientinnen seien seitdem erfolgreich schwanger geworden oder haben erst nach ihrem Termin bemerkt, dass sie zum Zeitpunkt ihrer Impfung schwanger gewesen seien, berichtet Dr. Szika.
Wie wird das Risiko von Impfauswirkungen im Vergleich zu einer COVID-Erkrankung eingeschätzt?
Ungeimpfte stehen derzeit vor der Wahl, sich entweder impfen zu lassen oder eventuell an COVID zu erkranken. In diesem Szenario bittet sowohl Dr. Szika als auch Dr. Leberle mit Nachdruck, nicht auf einen glimpflichen Krankheitsverlauf zu pokern. „Sich nicht impfen zu lassen, ist meines Erachtens ein zu hohes, unkalkulierbares Risiko.“, so Dr. Leberle. Die Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufes sei sehr viel größer, als die einer langwierigen Impfnebenwirkung. Auch Dr. Szika stimmt zu, der Großteil der COVID-Patienten auf der Intensivstation sei ungeimpft, der Impfschutz würde eine schwere Erkrankung jedoch verhindern.
Die Impfreaktionen, über die viele Bürger ihre Bedenken äußern, seien im Vergleich dazu nichts, „was man nicht auch von anderen Impfungen kennt“, so Dr. Szika. Auch wenn sie stärker auftreten würden, als man es von anderen Impfungen gewohnt sei, handle es sich bei den unmittelbaren Reaktionen nur um ein Signal, dass der Körper sich mit der Impfung auseinandersetzt. Auch Dr. Leberle betont: „Eine Reaktion wie leichtes Fieber, Gliederschmerzen oder leichte grippale Symptome sind normale Zeichen einer Impfung.“ Schwerwiegende Impfnebenwirkungen wie die Thrombose-Fälle, die nach einer AstraZeneca-Impfung auftreten konnten, seien nicht die Regel, unterstreicht Dr. Szika.
Worauf sollten Menschen achten, die sich in ihrer Entscheidung noch unsicher sind?
Dr. Szika spricht an alle Ungeimpften die Empfehlung aus, sich für ein klärendes Gespräch bei ihrem Hausarzt zu melden. Über diesen Weg kann man den Bedenken am besten Abhilfe schaffen und auch seine persönliche Situation in die Entscheidung mit einbeziehen. Das gilt auch für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren: Gemeinsam mit ärztlicher Beratung seien Kind und Eltern am ehesten in der Lage, eine richtige Entscheidung zu treffen, so Dr. Szika.
Dr. Leberle plädiert klar für die Impfung: „Die Alternative ist eine Erkrankung mit unklarem Ausgang. Kommen Sie zur Impfung, wenn Sie sich gut fühlen.“ Zusätzlich sollte man vermeiden, dass am Folgetag wichtige Termine oder Prüfungen anstehen, da man nicht wissen kann, wie fit man nach der Impfung ist. Aber mit Medikamenten wie Ibuprofen oder Paracetamol kann man auch den Impfreaktionen ohne Bedenken entgegenwirken. Diese sollte man jedoch erst sechs Stunden nach der Impfung einnehmen.
Beide Ärzte wünschen den Bürgern das Beste: „Bleiben Sie weiter achtsam, nutzen Sie die Impfchance und bleiben Sie gesund.“
RNRed