Justizminister Georg Eisenreich stellte die Strafverfolgungsstatistik für das Jahr 2020 vor und zeigt sich zufrieden, denn in Bayern lebe es sich sicher. Mit 117.000 verurteilten sanken die Verurteilungen auf das Niveau von 2018.
Bayerns Justizminister Georg Eisenreich hat heute, den 24. November, im Münchner Justizpalast die Strafverfolgungsstatistik für das Jahr 2020 vorgestellt. Diese wird jährlich vom Landesamt für Statistik erstellt und bildet die rechtskräftig abgeschlossenen Verfahren vor bayerischen Strafgerichten ab. Eisenreich: „In Bayern lebt es sich sicher. Bayerns Strafgerichte haben im vergangenen Jahr fast 117.000 Personen verurteilt –etwas weniger als im Vorjahr und in etwa so viel wie 2018.“ Die bayerische Justiz verfolge Straftäter auch unter schwierigen Bedingungen entschlossen und konsequent, so Eisenreich weiter. Der Rechtsstaat habe auch in Pandemiezeiten funktioniert. Das Risiko, in Bayern Opfer einer schweren Straftat zu werden, sei nur sehr gering.
Die Verurteilten 2020 in Zahlen
Insgesamt 116.980 Personen sind im vergangenen Jahr im Freistaat rechtskräftig verurteilt worden. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 sind 121.250 und 2018 116.365 Personen rechtskräftig verurteilt worden.
Die Mehrzahl der Verurteilten war männlich, Frauen hatten einen Anteil von 17,3 %. 51.030 nicht-deutsche Täter wurden im Jahr 2020 in Bayern verurteilt (52.154 in 2019). Der prozentuale Anteil an allen Verurteilten liegt bei 43,6 % (43 % in 2019). Ohne Berücksichtigung der Straftaten nach dem Asyl-, Aufenthalts- und Staatsangehörigkeitsgesetz, die täterschaftlich überwiegend nur von Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit begangen werden können, liegt ihr prozentualer Anteil an den insgesamt Verurteilten bei 41,7 % (41,2 % in 2019).
8.694 Verurteilte waren Heranwachsende (im Alter zwischen 18 und 21 Jahren). Davon wurden 33,9 % (2.945 Personen) nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt – ein Plus von 6,5 % gegenüber dem Vorjahr.
Zu den Delikten im Einzelnen
Straftaten mit Corona-Bezug
- Mehr Subventionsbetrug: 70 Personen wurden verurteilt, ein Plus von 400 % gegenüber dem Vorjahr (14 Verurteilte in 2019).
- Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz: Es wurden 40 Personen verurteilt (gegenüber zwei Personen in 2019).
Mord
- Wegen vollendeten Mordes wurden 16 Täter verurteilt, 20 % weniger als im Vorjahr.
- Beim versuchten Mord dagegen ist die Zahl von 16 auf 20 Verurteilte gestiegen.
- Die Zahl der Verurteilten wegen gefährlicher Körperverletzung durch Gift oder andere gefährliche Stoffe ist von 63 auf 8 gesunken – ein Minus von 87,3 %.
Sexualdelikte
- Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist erneut eine Zunahme zu verzeichnen – um 12,8 % auf 1.756 Verurteilte.
- Auch bei den Vergewaltigungen gab es einen Anstieg von 15,5 % (134 Verurteilte) gegenüber dem Vorjahr. Die Zahlen in diesem Bereich steigen seit vier Jahren.
Kindesmissbrauch
- Wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern wurden 322 Täter verurteilt – ein Plus von 4,5 %.
- Ferner wurden 26,8 % mehr Täter (473 Personen) wegen Verbreitung, Erwerbs und Besitzes kinderpornografischer Inhalte verurteilt.
Mehr Verstöße gegen das Gewaltschutzgesetz
- Gegenüber dem Vorjahr gab es mit 108 Personen 11,3 % mehr Verurteilte.
- Dabei gab es weniger Verurteilungen wegen Stalkings: Für schuldig befunden wurden 82 Männer und neun Frauen. Ein Jahr zuvor waren es 103 Verurteilte. Bayern hat sich mit Erfolg für härtere Strafen und schnellere Sicherungshaft eingesetzt.
Straßenverkehr
Straftaten im Straßenverkehr haben 2020 mit knapp einem Viertel (24,9 %) den größten Anteil an der Kriminalität insgesamt.
- Wegen verbotener Kraftfahrzeugrennen wurden im Jahr 2020 in Bayern 129 Personen verurteilt, ein Anstieg um 134,5 % gegenüber dem Vorjahr.
Weniger (Privat-)Wohnungseinbrüche
Die Zahl der gemäß § 244 Abs. 1 Nr. 3, Abs. 4 StGB Verurteilten sank um 9,9 %.
Cybercrime
- Wegen Cyberstraftaten gemäß §§ 202a-d, 303a, b StGB (u. a. Computersabotage, Ausspähen von Daten) wurden insgesamt 22 Täter verurteilt – ein Plus von 46,7 % gegenüber dem Vorjahr.
Tätliche Angriffe auf Vollstreckungsbeamte haben zugenommen.
- Die Zahl der Verurteilten ist von 1.275 auf 1.341 gestiegen – eine Zunahme um 5,2 %.
Beleidigung
- Es wurden um 2,5 % mehr Personen wegen Beleidigungsdelikten verurteilt (4.123).
- Während die Zahl der Verurteilten wegen Volksverhetzung abgenommen hat (168 Verurteilte, -35,1 %), gibt es einen deutlichen Zuwachs beim Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (221 Verurteilte, +40,8 %).
Bayerisches Staatsministerium der Justiz / RNRed