INCLUDiO – das erste komplett barrierefreie Hotel in Regensburg – schließt die bisherige Lücke in der Hotellandschaft und bietet auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen die Möglichkeit, nach Regensburg zu reisen. Mehr im Interview mit Leiterin Helga Butendeich.
Für viele der etwa elf Millionen Menschen mit Behinderung in Deutschland stellen Reisen ein nicht unerhebliches Problem dar. Vor allem Rollstuhlfahrer stoßen bereits in der Unterkunft auf erhebliche Probleme.
Wir haben uns mit der Hotelleiterin Helga Butendeich über die Besonderheiten des Hotels INCLUDiO unterhalten und nachgefragt, welche Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung aufgefüllt werden, was die gehandicapten Bewerber mitbringen müssen und woher diese ambitionierte Idee eigentlich stammt.
Frau Butendeich, die Eröffnung des Johanniter-Inklusionshotels INCLUDiO erfolgte im Juli. Wie haben Sie die letzten Tage vor der Eröffnung erlebt?
Die letzten Tage waren geprägt von der Spannung, ob denn alles zum Eröffnungstag fertig wird und der großen Vorfreude, dass es endlich losgeht. Letztendlich waren alle Sorgen unbegründet, denn wir konnten, wie geplant, am 19. Juli die ersten Gäste begrüßen.
Mit INCLUDiO entstand nicht nur eine Unterkunft, in der Menschen mit Behinderung eine barrierefreie Umgebung finden, sondern auch ein Ort, an dem Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam und gleichberechtigt arbeiten. Rund die Hälfte der zu vergebenden Stellen ging dabei an Menschen mit Behinderung. Woher stammt diese Idee und konnte diese umgesetzt werden?
Die Idee hatte unser Regionalvorstand Martin Steinkirchner als er vor einigen Jahren eine Unterkunft für eine Gruppe von Rollstuhlfahrern in Regensburg suchte und nicht fündig wurde. Bei der Recherche nach Beispielprojekten stieß er auf den Verbund der embrace Hotels. Hier handelt es sich ausnahmslos um Inklusionsbetriebe und sehr schnell fiel dann die Entscheidung das Hotel als Inklusionsbetrieb zu führen. Mittlerweile ist unser Team komplett und wir konnten alle Stellen wie geplant besetzen. Unsere Mitarbeiter, egal ob mit oder ohne Beeinträchtigung, arbeiten in allen Bereichen des Hotels wunderbar zusammen.
Wieso ist die Inklusion von beeinträchtigten Menschen von enormer Bedeutung? Und wie sorgen Sie bei INCLUDiO für Gleichberechtigung?
Unsere Mitarbeiter erhalten die Chance, durch Ihre Tätigkeit einen Beitrag zum Erfolg unseres Betriebs zu leisten. Dies stärkt das Selbstbewusstsein und ermöglicht ihnen die Teilhabe am normalen Arbeitsleben. Alle Mitarbeiter unterliegen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung und genießen durch ihren Verdienst ein Stück finanzielle Unabhängigkeit.
Wie kommt das Konzept bei Ihren Mitarbeiter*innen und Ihren Gästen an?
Unsere Mitarbeiter sind im Umgang miteinander sehr herzlich und fürsorglich gegenüber den schwächeren Kollegen. Die Mitarbeiter mit Einschränkung erleben Wertschätzung und Gleichberechtigung und fühlen sich gebraucht. Durch diesen Umgang miteinander entsteht im Haus eine besondere Atmosphäre, die auch unsere Gäste ausnahmslos als angenehm empfinden.
Die Eröffnung von INCLUDiO fiel zeitlich gesehen mitten in die Pandemie – wie hat sich dieser Umstand auf den Bau und die Besucherzahlen ausgewirkt?
Glücklicherweise hat sich der Bau durch die Pandemie nicht nennenswert verzögert und unsere Eröffnung fiel in den Zeitraum, als Urlaubsreisen wieder möglich waren. Regensburg war in diesem Sommer gut gebucht und davon haben auch wir profitiert.
Wie wird das Hotel finanziert und mit welchen Mehrkosten im Vergleich zu herkömmlichen Hotels müssen damit gedeckt werden?
Die Gesamtkosten des Projekts werden in etwa 16,5 Millionen Euro betragen. Die bayerische Landesstiftung, die Aktion Mensch und das Inklusionsamt haben uns mit Förderungen unterstützt, der Rest wird über ein Darlehen und Eigenkapital finanziert. Die Mehrkosten für den barrierefreien Bau belaufen sich auf etwa zwei Millionen.
Wie kann ich INCLUDiO unterstützen? Und wie viel von der Unterstützung kommt an?
Als Inklusionsbetrieb haben wir einen erhöhten Personalbedarf im Vergleich zu einem anderen Betrieb. Hier werden wir auch zukünftig auf Spenden angewiesen sein, die zu einhundert Prozent dem Hotel zu Gute kommen. Am meisten können Sie uns allerdings unterstützen, wenn Sie als Gast in unser Hotel kommen. Egal ob Sie bei uns eine Tagung buchen, Geschäftsreisende unterbringen oder in unserem Restaurant eine Familienfeier durchführen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
RNRed