Die Ampel-Koalition in Berlin plant einen deutlich höheren gesetzlichen Mindestlohn von zwölf Euro pro Stunde. Allein in Regensburg würde diese Erhöhung 12.080 Menschen betreffen. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten fordert jetzt die Ampel dazu auf, die Mindestlohnerhöhung rasch auf den Weg zu bringen.
Wer wenig verdient, könnte schon bald erheblich mehr im Portemonnaie haben: Die Ampel-Koalition in Berlin plant einen deutlich höheren gesetzlichen Mindestlohn von zwölf Euro pro Stunde – 2,40 Euro mehr als bislang. Allein in Regensburg würden davon 12.080 Menschen profitieren – das sind 16 Prozent aller Beschäftigten in der Stadt. Darauf weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hin und beruft sich auf eine Analyse des Pestel-Instituts aus Hannover. Danach arbeiten in Regensburg derzeit 2.680 Beschäftigte zum Mindestlohn von aktuell lediglich 9,60 Euro pro Stunde. Weitere 9.400 Menschen liegen zwar darüber, verdienen aber trotzdem weniger als zwölf Euro.
Löhne reichen nicht zum Leben
Rainer Reißfelder, Geschäftsführer der NGG-Region Oberpfalz, unterstreicht: „Die versprochene Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro ist ein Meilenstein. Damit werden in der Region die Einkommen vieler Beschäftigter deutlich steigen – insbesondere in Hotels, Gaststätten, Bäckereien oder Fleischereien.“ Er kritisiert, dass diese häufig zu Löhnen arbeiteten, die zum Leben nicht reichten – auch weil Unternehmen ausgehandelte Tarifverträge unterliefen.
Erhöhung innerhalb der ersten ‚100 Ampel-Tage‘
Die Gewerkschaft NGG fordert die neue Bundesregierung nun auf, die Erhöhung des Mindestlohns rasch auf den Weg zu bringen. Reißfeldner betont: „Ziel von SPD, Grünen und FDP muss es sein, den zwölf Euro-Stundenlohn in den ersten ‚100 Ampel-Tagen‘ hinzubekommen. Vom Kellner bis zur Bäckereifachverkäuferin – wer jeden Cent zweimal umdrehen muss, um seine Miete bezahlen zu können, für den zählt jeder Monat“, betont Reißfelder. Die NGG hatte sich schon seit Jahren für einen gesetzlichen Mindestlohn von zwölf Euro starkgemacht.
Bringt Kaufkraft von 19 Millionen Euro pro Jahr
Die Erhöhung des Mindestlohns käme nicht nur Geringverdienern zugute, sondern auch der regionalen Wirtschaft: Nach Angaben des Pestel-Instituts würde die Kaufkraft in Regensburg um rund 19 Millionen Euro pro Jahr steigen und den Unternehmen höhere Umsätze bescheren. „Wer ohnehin ein eher geringes Einkommen hat, kann meist nichts davon auf die hohe Kante legen. Damit fließt fast jeder Euro, den Mindestlohn-Beschäftigte am Monatsende extra haben, in den Konsum. Ein Großteil davon wird vor Ort ausgegeben. Beim Restaurant- oder Kinobesuch – oder, um etwas Neues für den Haushalt anzuschaffen“, erläuterte Reißfelder.
Jahrelanges Ausufern des Niedriglohnsektors
Eine kräftige Anhebung der Lohnuntergrenze sei auch mit Blick auf die aktuell hohe Inflationsrate wichtig. „Wenn der
Mindestlohn schnell auf zwölf Euro klettert, dann hätten Beschäftigte trotz der Preissteigerung de facto deutlich mehr in der Tasche“, erklärt der Gewerkschafter.
Der Chef der NGG-Region Oberpfalz appelliert an die heimischen Bundestagsabgeordneten, der geplanten Mindestlohn-Erhöhung in Berlin zuzustimmen: „Dass nach einem jahrelangen Ausufern des Niedriglohnsektors Menschen wieder besser von ihrer Arbeit leben können, sollte keine Frage des Parteibuchs sein. Es ist in einem reichen Land wie Deutschland überfällig.“
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) / RNRed