Illegaler Welpenhandel verzeichnete im Jahr 2021 einen nie zuvor registrierten Höchststand in Deutschland. VIER PFOTEN fordert daher gesetzliche Maßnahmen und setzen dabei große Hoffnung in die neue Regierung.
VIER PFOTEN zog eine erschreckende Bilanz über das vergangene Jahr: Die Tierschutzorganisation verzeichnete für das vergangene Jahr 1.839 Tiere, die in insgesamt 211 Fällen beschlagnahmt wurden. Sie fordert daher gesetzliche Maßnahmen gegen illegalen Welpenhandel und setzt dabei große Hoffnungen auf die neue Regierung.
Nachfrage nach Heimtieren extrem hoch
Umfassende Recherchen der globalen Stiftung für Tierschutz verdeutlichen: Durch die Corona-Pandemie befeuert, ist die Nachfrage nach Heimtieren extrem hoch, sodass auch der illegale Welpenhandel im Jahr 2021 einen nie zuvor registrierten Höchststand verzeichnete. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 wurden nach Zählung von VIER PFOTEN insgesamt 771 Tiere erfasst.
Keine offiziellen Statistiken
Daniela Schneider, Kampagnenverantwortliche für Heimtiere bei VIER PFOTEN, unterstreicht: „Unsere Recherchen zeigen das erschreckende Ausmaß des illegalen Welpenhandels in Deutschland. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn offizielle bundesweite Statistiken zum kriminellen Geschäft mit den viel zu jungen und meist kranken Welpen gibt es nicht.“ Im Jahr 2021 seien fast jeden Tag viel zu junge Welpen aus illegalen Transporten, Zuchten und Verkäufen entdeckt worden. Auch die Anzahl der Onlineangebote von Hunden sowie die Preise hätten extrem zugenommen und auch immer mehr Betroffene hätten sich bei VIER PFOTEN gemeldet und ihre Erfahrungen geschildert, erläutert Schneider.
Hoffnung auf strenge gesetzliche Regelungen
All diese Beobachtungen zeigten, dass der illegale Welpenhandel so aktiv und lukrativ ist wie nie zuvor und dass es besonders jetzt nötig sei, gesetzliche Maßnahmen zu ergreifen, sagt Schneider und betont: „Dabei setzen wir große Hoffnungen auf die neue Regierung, die den im Koalitionsvertrag angekündigten Verbesserungen für den Onlinehandel mit Tieren und die Einführung einer verpflichtenden, bundesweiten Kennzeichnung und Registrierung für Hunde schnellstmöglich Taten folgen lassen muss. Nur so kann der illegale Welpenhandel langfristig gestoppt werden!“ Auf Online-Plattformen floriert das illegale Geschäft – Labradore, Malteser und Französische Bulldoggen sind besonders gefragt.
Regelrechte „Produktion“ neuer Welpen
Meist in Osteuropa, doch auch in Deutschland, wie jüngste Entdeckungen von VIER PFOTEN zeigten, werden die Welpen in sogenannten Vermehrerstationen regelrecht produziert. Meist viel zu jung, krank und traumatisiert, werden sie dann quer durch Europa geschmuggelt, um über Online-Plattformen und soziale Medien verkauft zu werden.
Bis Mai 2021 war Deutschland im bundesweiten Lockdown. Parallel dazu ließ sich feststellen, dass auch die Anzahl der Online-Inserate für Trendrassen wie Französische Bulldoggen, Labradore und Malteser in den ersten Monaten des Jahres 2021 auf einem konstanten Niveau war. Mit dem Ende des Lockdowns stieg auch die Zahl der Online-Inserate wieder stark an. Dieser Aufwärtstrend setzte sich bis zum Ende des Jahres 2021 fort: Allein die Anzahl der Online-Inserate für Labradore verdreifachte sich von Januar bis zum Oktober 2021. Die Anzahl der Angebote für Malteser und Französische Bulldoggen haben sich im selben Zeitraum fast mehr als verdoppelt.
Mehrere tausend Euro für einen Welpen
Die Trendrassen Französische Bulldogge, Labrador und Malteser wurden online oft für mehr als 3.500 Euro angeboten. Insbesondere fällt auf, dass sich auch die unteren Preisgrenzen signifikant nach oben verschoben haben. Während die niedrigsten Preise für diese Rassen im Januar zwischen 200 und 300 Euro lagen, befanden sie sich zum Ende des Jahres 2021 Jahres zwischen 500 und 600 Euro. Die enorme Preisentwicklung hat ihren Ursprung nach Einschätzung von VIER PFOTEN zum einen in der noch immer anhaltenden, extrem hohen Nachfrage nach diesen Rassen und zum anderen in der Anpassung der kriminellen Händler*innen an den Markt. Längst werden Hunde aus dem illegalen Handel nicht mehr zum Schnäppchenpreis verkauft.
Verdachtsfälle fast verdoppelt
2021 wurden der globalen Tierschutzstiftung 257 Verdachtsfälle von illegalem Welpenhandel gemeldet. Diese Meldung erfolgten durch Betroffene und Zeug*innen über ein extra dafür eingerichtetes Meldetool von VIER PFOTEN, das im Frühjahr 2021 modernisiert wurde. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der gemeldeten Fälle um fast das Doppelte gestiegen. Im Jahr 2020 wurden 132 Fälle gemeldet.
Vor allem illegaler Online-Handel boomt
Zudem betrafen allein seit April 2021 rund 80 Prozent der gemeldeten Fälle den Online-Handel. Diese Zahl untermauert, dass Kleinanzeigen-Plattformen und soziale Medien die Hauptverkaufskanäle für illegal gehandelte Welpen sind. Die Anonymität macht das illegale Geschäft mit den Welpen extrem lukrativ, denn die kriminellen Händler*innen müssen nur in den seltensten Fällen mit einer strafrechtlichen Verfolgung rechnen.
Weitere Informationen zum illegalen Welpenhandel finden Sie hier.
VIER PFOTEN / RNRed