Die Mehrheit der Deutschen fühlt sich durch den Krieg in der Ukraine bedroht. Gerade deswegen herrscht auch ein großer Wille vor die Ukraine und ihre Bürger zu unterstützen. Trotz möglicher Preissteigerungen liegt eine hohe Zustimmung für die Sanktionen vor.
Eine neue internationale Umfrage des Marktforschungsunternehmen Ipsos zeigt die Haltung der Deutschen zum Krieg in der Ukraine und den damit verbundenen Themen. Auch stellt die Studie die Meinungswerte im globalen Vergleich dar. Insgesamt zeigt sich aber eine große Solidarität mit der Ukraine und ihren Bürger:innen.
Deutsche sehen Ukraine Krieg als große Bedrohung
Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine stellt aus Sicht der meisten Deutschen eine erhebliche Bedrohung für das eigene Land sowie die Weltgemeinschaft als Ganzes dar. Laut einer Ipsos-Umfrage geben 78 Prozent aller Bundesbürger an, dass die bewaffneten Auseinandersetzungen in der Ukraine ihrer Meinung nach große Gefahren für die Zukunft der Welt bergen. 69 Prozent sehen durch den Konflikt die Bundesrepublik Deutschland ernsthaft bedroht. Mehr als jeder dritte Deutsche glaubt sogar, dass der Krieg eine Bedrohung für das eigene Wohlergehen, die Familie oder seinen Arbeitsplatz darstellt. Die Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten ist weiterhin ungebrochen, eine direkte militärische Einmischung Deutschlands wird jedoch mehrheitlich abgelehnt. Bei Fragen zu Wirtschaftssanktionen und Waffenlieferungen ans ukrainische Militär gehen die Meinungen dagegen weit auseinander.
Breite Unterstützung für die Ukraine
In allen 27 befragten Nationen stimmt eine Mehrheit von 74 Prozent der Aussage zu, dass ihr Land ukrainische Flüchtlinge aufnehmen sollte, die wegen des Krieges aus ihrer Heimat fliehen müssen. In Deutschland befürworten acht von zehn Bürger:innen die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen als Reaktion auf die aktuelle Situation in der Ukraine. Drei von vier Deutschen befürchten zudem, dass es Russland dazu ermutigen würde, weitere militärische Maßnahmen in Europa und Asien zu ergreifen, wenn der Ukraine jetzt nicht zur Seite gestanden wird. Nur jede:r dritte Bundesbürger:in findet, dass die Probleme der Ukraine uns nichts angehen und sich Deutschland deshalb nicht in den Konflikt einmischen sollte – anders als beispielweise in Ungarn, wo über zwei Drittel der Befragten dieser Auffassung sind.
Geteilte Meinungen zu Militärhilfen
Trotzdem vertritt eine klare Mehrheit von 76 Prozent die Ansicht, dass Deutschland möglichst vermeiden sollte, sich militärisch in den Konflikt einzumischen. Im Umkehrschluss würden auch nur 17 Prozent der Befragten unterstützen, wenn die Regierung die Bundeswehr in die Kriegsgebiete schicken würde. Die Verlegung von militärischen Truppen in die NATO-Nachbarländer der Ukraine wird zumindest von vier von zehn Bundesbürger:innen befürwortet. Gut die Hälfte der Befragten stimmen den Forderungen zu, dass Deutschland dem ukrainischen Militär mehr finanzielle Mittel und Waffen wie Gewehre und Panzerabwehrwaffen zur Verfügung stellen sollte. Weltweit werden diese Maßnahmen zur Unterstützung der Ukraine jeweils nur von etwa einem Drittel der Befragten unterstützt.
Wirtschaftssanktionen: Jede:r Zweite nimmt Preissteigerungen in Kauf
Anders als bei den Militärhilfen ist man sich bei den gegen Russland verhängten Wirtschaftssanktionen weniger strittig. 61 Prozent der Deutschen sind beispielsweise der Überzeugung, dass diese eine effektive Taktik sind den Krieg in der Ukraine zu beenden. Etwa ebenso viele Befragte fordern sogar, dass Deutschland zusätzliche Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängen sollte. Zwei von drei Deutschen fänden es außerdem richtig, wenn Deutschland die Vermögenswerte russischer Oligarchen beschlagnahmen würde, die eng mit dem Präsidenten Wladimir Putin verbunden sind. Selbst mögliche Preissteigerungen werden von knapp der Hälfte der Deutschen billigend in Kauf genommen. 56 Prozent aller Bundesbürger geben an, dass es sich ihrer Meinung nach lohnt, aufgrund der Russland-Sanktionen mehr Geld für Kraftstoff und Gas zu bezahlen, um die Unabhängigkeit der Ukraine zu verteidigen. 45 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Deutschland den Import von Öl und Treibstoffen aus Russland verbieten sollte, auch wenn dies zu weiteren Preiserhöhungen führt .
Kein Abbruch der Diplomatie gewünscht
Trotz alledem wünscht sich fast jeder Zweite, dass die Bundesrepublik seine diplomatischen Beziehungen zu Russland weiter fortsetzt. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern, in denen die Zustimmungswerte diesbezüglich deutlich geringer ausfallen. Bei NATO-Bündnispartnern wie den USA oder den Niederlanden stimmen nur etwa 30 Prozent der Fortsetzung diplomatischer Beziehungen zu und in Polen ist es sogar nur jeder fünfte.
Methode
Die Ergebnisse stammen aus der Ipsos Global Advisor-Studie „The World’s Response to the War in Ukraine“. Bei der Online-Umfrage wurden zwischen dem 25. März und dem 03. April insgesamt 19.000 Personen im Alter von 16 bis 74 Jahren aus 27 Ländern interviewt. In Deutschland umfasste die Stichprobe etwa 1.000 Personen. Demnach gilt die Probe hierzulande auch als repräsentativ für die erwachsene Bevölkerung unter 75 Jahren.Ipsos / RNRed