In diesem Frühjahr führte das Institut für Klassische Archäologie der Universität Regensburg eine erste Grabungskampagne zur Erforschung einer römischen Villa in Bibione in Italien durch. Dabei konnten wichtige neue Erkenntnisse gewonnen werden.
Vom 21. März bis zu 8. April führte das Institut für Klassische Archäologie der Universität Regensburg in enger Zusammenarbeit mit Partnern der Universität Padua Grabungen im italienischen Ort Bibione durch. Obwohl die römische Villa aus dem 1. Jhd. n. Chr. bereits seit dem 18. Jahrhundert bekannt ist, konnten mithilfe des Regensburger Forschungsteams nun erstmals neue Informationen über die spätrömischen Bau- und Nutzungsphasen gewonnen werden.
Villa für den Fischfang
Die Villa dürfte mit der ökonomischen Nutzung von Ressourcen des Meeres insbesondere Fischfang und -zucht zusammenhängen, worauf nicht zuletzt die Funde von Tongewichten zur Beschwerung von Fischereinetzen hindeuten. Die mächtigen Mauern aus Kalkstein, der aus rund 50 Kilometern entfernten Steinbrüchen stammt, sowie die recht aufwändige Ausstattung der Räume, unter anderem mit Mosaikfußböden, weisen zugleich auf einen gehobenen Lebensstil der Villen-Eigentümer hin. Die Anlage gibt somit wichtige Aufschlüsse hinsichtlich der Erschließung der nördlichen Adria-Region durch römische Siedler.
Unterstützung durch Eigentümer
Die drei Wochen andauernden Grabungsarbeiten wurden wesentlich durch die Eigentümer und Pächter des Geländes gewährt. So konnte das deutsch-italienische Grabungsteam unter Leitung von Prof. Dr. Dirk Steuernagel vom Institut für Klassische Archäologie Regensburg auf einer Fläche von etwa vierzig Quadratmetern mehrere Räume der Villa feststellen, an denen sich die Erweiterung eines frühen Kerns aus dem Anfang des 1. Jhd. n. Chr. durch Anbauten des 4. bis 5. Jhd. n. Chr. nachvollziehen lässt. Die Villa liegt an der Nordseite einer wohl auf prähistorische Zeit zurückgehende „Mutteron dei Frati“ genannte Sanddüne. Damit befindet sie sich in unmittelbarer Nähe der antiken Küstenlinie. Der berühmte Strand des heutigen Bibione ist hingegen mehrere hundert Meter entfernt.
Villa schon seit dem 18. Jahrhundert bekannt
Die Villa ist schon seit Langem bekannt. Erste Erwähnungen archäologischer Entdeckungen reichen dabei sogar bis ins 18. Jahrhundert zurück. Ebenfalls wurden bereits Ausgrabungen zu verschiedenen Zeiten unternommen, jedoch ohne dass es dabei gelungen wäre, den Gesamtkomplex und sein räumliches und wirtschaftliches Umfeld systematisch zu erforschen. Eben zu diesem Zweck haben nun Archäologinnen und Archäologen, aber auch Vertreter verschiedener geo- und naturwissenschaftlicher Disziplinen aus Regensburg und Padua ein umfassendes Forschungsprogramm entwickelt.
Vorbereitung und Förderung
Im Vorfeld der diesjährigen Grabung konnten im November 2021 bereits erste Feldbegehungen im Umland unter Federführung der Universität Padua (Prof. Dr. Maria Stella Busana) stattfinden, die weitere Siedlungsplätze aus römischer Zeit identifizierten. Im selben Zeitraum fanden geoelektrische Prospektionen unter der Leitung von Prof. Ing. Rita Deiana (Universität Padua) statt, mit deren Hilfe für die Grabung interessante Flächen definiert werden konnten. Um die Forschungen in Zukunft fortführen und noch ausweiten zu können, haben die Regensburger Archäologen eine finanzielle Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft beantragt.
Universität Regensburg / RNRed