In einem freiwilligen Wahlfach können Studierende der OTH Regensburg das Bierbrauen lernen. Die dafür notwendigen Mini-Brauanlagen haben nun Studierende der Hochschule und Auszubildende von Krones gemeinsam geplant und gebaut.
Seit einigen Jahren gehört das Modul „Verfahrenstechnik Brauprozess“ zu den beliebtesten Kursen im allgemeinwissenschaftlichen Wahlpflichtprogramm der OTH Regensburg. Jedoch ist der Kurs wegen der aktuell lediglich 16 verfügbaren Plätze Semester für Semester maßlos überbucht. Damit das Angebot erhöht werden kann, haben Studierende der Fakultät Maschinenbau der OTH und Auszubildende der Krones AG gemeinsam in nur drei Jahren neue Mikro-Brauanlagen konstruiert.
Blick über den Tellerrand
Der Kurs „Verfahrenstechnik Brauprozess“ von Dipl.Ing. Siegfried Schrammel sowie viele andere angebotenen Kurse der allgemeinwissenschaftlichen Wahlpflichtprogramms der OTH Regensburg dienen dem Ziel, „über den Tellerrand des eigenen Studiengangs hinaus zu blicken“ und zusätzliche Kompetenzen zu vermitteln, so Prof. Dr. Christoph Höller, Prodekan der Fakultät für angewandte Natur- und Kulturwissenschaften. Das Modul „Verfahrenstechnik Brauprozess“ passe da gut ins Bild, weil es „stark interdisziplinär“ angelegt sei.
Große Nachfrage an die Braukunst
Entsprechend groß ist das Interesse der Studierenden: Für die – bislang – vorhandenen 16 Plätze meldeten sich regelmäßig um die 120 Personen an. Kein Wunder: Die Geheimnisse des Brauprozesses werden von Siegfried Schrammel eben nicht nur theoretisch vermittelt. An der OTH Regensburg wird tatsächlich Bier gebraut. Vielleicht auch ein Grund dafür, dass der Kurs „Verfahrenstechnik Brauprozess“ bisweilen sechsfach überbucht ist.
Um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, galt es laut Schrammel „Partner:innen zu finden, die bereit sind, mit uns etwas zu wagen“. Konkret: Die eigenständige Konstruktion einer Mikro-Brauanlage, die dann in dreifacher Ausfertigung auch tatsächlich so gebaut wird. Eine solche Partnerin war schnell gefunden: die Krones AG, die zustimmte, in ihrer Ausbildungswerkstatt die von Studierenden geplante Brauanlage von Auszubildenden bauen zu lassen. So begann im Wintersemester 2019/2020 die Projektarbeit „Konzeptentwicklung einer verbesserten Brauanlage“ – und damit eine praxisorientierte Teamarbeit von Studierenden und Auszubildenden.
Nicht nur neu und besser, sondern auch sichtbarer
Die bis dahin verwendete Mini-Brauerei hatte eine Kapazität von nur fünfzig Litern – und einige weitere Schwachstellen. Diese wurden in der Projektarbeit identifiziert. Die neue Brauanlage hat nun einen Ausstoß von rund einhundert Litern je Brauvorgang. Ein besonderes Augenmerk galt der Neuentwicklung eines Rührwerkes für den Maischeprozess. Und, didaktisch wertvoll: Viele Sichtscheiben und Schaugläser sorgen dafür, die einzelnen Schritte des Brauprozesses besser beobachten und nachvollziehen zu können. Detaillierte Fertigungsunterlagen und Prozessschemata waren letztlich die Basis für den Bau der drei Mikro-Brauanlagen im Krones Ausbildungszentrum, unterstützt von Fachkräften. Siegfried Schrammel lobte hier insbesondere das Engagement des Ausbilders für Produktdesign, Andreas Gebhardt, der Leiterin der Gesamtausbildung der Krones AG, Michaela Sperl, sowie Karlheinz Hierl, der das Projekt als Leiter der gewerblichen Ausbildung begleitete.
„Am Ende kommt eine Maschine raus, die man anfassen kann.“
Von Auszubildenden und Studierenden eigens gedrehte Videos sowie ein digitaler Zwilling der Brauanlagen machen deutlich, mit wie viel Begeisterung alle Beteiligten bei der Sache waren. „Es war eine lehrreiche Zeit für beide Seiten“, sagt Siegfried Schrammel. Werkstudent Florian Töx meinte trotz aller Liebe zur Theorie: „Am Ende kommt eine Maschine raus, die man anfassen kann.“ Und Phillip Kusinksi, der bei Krones eine Ausbildung zum Mechatroniker absolviert, hat für sich während des Projekts entdeckt, wie viel Spaß ihm die Planung elektrotechnischer Anlagen bereitet. Er strebt nun ein Studium an.
Einzige Hochschule mit Brauprinzenpaar
Quasi nebenbei ist die OTH Regensburg wohl die einzige Hochschule für angewandte Wissenschaften in Bayern, die mit Melissa und Wolfgang eine eigene Brauprinzessin und einen eigenen Brauprinzen hat. Voraussetzung dafür laut Prof. Dr. Ulrich Briem: „Man muss das Modul ‚Verfahrenstechnik Brauprozess‘ mit Bestnoten abgeschlossen haben!“ Wichtigste Aufgaben: Enthüllung nagelneuer Brauanlagen und fachkundige Erläuterung der damit an der OTH Regensburg gebrauten Gerstensäfte wie „Zwicklbier“, „Black Pearl“ oder „Die schwarze Kathi“. Kostproben davon hatten sich Studierende und Auszubildende nach drei Jahren intensiver Projektarbeit wahrlich verdient.
OTH Regensburg / RNRed