Nachdem ein Rettungsschiff der Regensburger Organisation Sea-Eye e.V. zuletzt 494 Menschen das Leben gerettet hat, hat die Italienische Küstenwache nun vier Menschen evakuiert.
Die SEA-EYE 4, deren Crew im Laufe der Woche 494 Menschen aus Seenot gerettet hat, erreichte am Freitagmorgen, den 17. Juni, Sizilien. Aufgrund der hohen Anzahl an Menschen, ist es für das dreiköpfige medizinische Team schwer, allen Personen eine angemessene Versorgung zukommen zu lassen. Die italienische Küstenwache evakuierte deshalb am Freitagmittag vier Personen aufgrund ihres Gesundheitszustands von Bord.
Starke Verätzungen und Komplikationen
Zwar befindet sich die Mehrheit der Menschen in einem stabilen Zustand, aber es gibt viele Patient:innen, die eine umfassendere, medizinische Versorgung benötigen. Eine Patientin, die evakuiert wurde, ist im achten Monat schwanger, hat jedoch Komplikationen und kann ihr Baby nicht mehr spüren. Zudem hat sie Verätzungen an den Beinen. Eine weitere Person hat eine gebrochene Hand und benötigt eine Röntgenuntersuchung sowie weitere Behandlung. Bei einer Person mit Epilepsie gingen die Langzeitmedikamente zur Neige. Eine vierte evakuierte Person leidet an starken Verätzungen.
Noch zwei Schwangere an Bord
Insgesamt haben mehrere Patient:innen Verätzungen und einige Patientinnen hatten auf den Booten Dämpfe von Kraftstoff eingeatmet. Viele Patientinnen haben deshalb körperliche Beschwerden. Einige Menschen zeigen Anzeichen von schwerer Erschöpfung bis hin zu Traumatisierung. Andere Patient:innen wurden wegen Unterkühlungen behandelt. Nach der Evakuierung einer Schwangeren sind nun noch zwei schwangere Frauen an Bord. Eine Frau im achten Monat und eine Frau im vierten Monat. Ihr Zustand ist derzeit stabil.
Hoher medizinischer Bedarf nicht mehr lange allein deckbar
„Mit so einer hohen Anzahl an vulnerablen Menschen an Bord, besteht auch ein hoher medizinischer Versorgungsbedarf, den unser medizinisches Team auf Dauer allein nicht abdecken kann. Dank unserer Kooperation mit der Bonner Hilfsorganisation German Doctors sind wir zwar für Erstversorgungs- und Notsituationen sehr gut aufgestellt – aber nicht alle weiterführenden Behandlungen und notwendigen Untersuchungen können in unserem Bordhospital durchgeführt werden. Derzeit behandeln wir zum Beispiel viele Menschen mit Wunden und Verätzungen, die durch den Kontakt mit einem Salzwasser-Treibstoffgemisch in den Booten entstanden sind, sodass unser Verbandsmaterial knapp wird. Damit es nicht zu weiteren medizinischen Evakuierungen kommen muss, benötigen alle Menschen an Bord schnellstens einen sicheren Hafen und medizinische Hilfe“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e. V.
Sea-Eye e. V. / RNRed