Alleine in der ersten Jahreshälfte 2022 wurden bereits knapp 600 Tiere aus illegalem Welpenhandel sichergestellt. Dabei führt Bayern die Negativliste an. VIER PFOTEN fordert die Bundesregierung daher auf, eine Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht einzuführen.
VIER PFOTEN beobachtet aktuelle Entwicklungen im illegalen Welpenhandel – und die Recherchen der globalen Tierschutzstiftung zeigen, dass dieser auch in der ersten Jahreshälfte 2022 weiter geboomt hat: So konnte VIER PFOTEN innerhalb von sechs Monaten 587 beschlagnahmte Hunde und Katzen aus 60 illegalen Verkäufen, Transporten und Zuchten dokumentieren.
248 Tiere alleine in Bayern sichergestellt
Bayern führt die Negativliste mit 248 Tieren in 23 Fällen an, gefolgt von Baden-Württemberg mit 133 beschlagnahmten Tieren und Nordrhein-Westfalen mit 119. Es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegt.
„Behandelt wie leblose Ware“
Daniela Schneider, Kampagnenverantwortliche für Heimtiere bei VIER PFOTEN, betont: „587 Tiere aus illegalem Handel – das sind 587 einzelne Schicksale. Geboren unter schrecklichen Bedingungen und behandelt wie leblose Ware: Beim illegalen Welpenhandel geht es ausschließlich um den Profit. Deshalb muss die Bundesregierung endlich handeln und schleunigst die im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen in die Tat umsetzen.“ Nur eine vollständige Rückverfolgbarkeit von Mensch und Tier bei Onlinetierverkäufen könne den illegalen Welpenhandel beenden. Dafür würden wir zunächst eine Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Hunde und eine Identifizierungspflicht für Tierverkäufer:innen auf Onlineplattformen benötigen, so Schneider.
Tiere und Besitzer leiden
„Die illegalen Händlerinnen und Händler agieren skrupellos und passen ihre Verkaufsstrategien ständig an, angefangen bei den Online-Anzeigen: Die Preise sind weiterhin hoch, die Inserate oft mit geklauten Texten und süßen Bildern versehen, die Dokumente und Verträge häufig gefälscht“, erläutert Schneider. Die Leidtragenden seien dabei die Tiere und die Betroffenen. Der Onlinehandel mit Tieren müsse daher endlich sicher werden, fordert Schneider.
Preise auf Online-Plattformen von bis zu 5.000 Euro pro Welpe
Kleine Rassen sind weiterhin auf Online-Plattformen beliebt und werden teilweise mit einem Preis von bis zu 5.000 Euro pro Tier angeboten. Besonders häufig wurden laut VIER PFOTEN im ersten Halbjahr 2022 Welpen der Rasse Französische Bulldogge mit einem Durchschnittspreis von etwa 2.500 Euro inseriert. Außerdem Chihuahuas (Durchschnittspreis etwa 1.500 Euro) und Pomeranians (deutsche Zwergspitze, Durchschnittspreis etwa 2.200 Euro).
VIER PFOTEN Meldetool: 70 Prozent der Fälle online gefunden
Über das VIER PFOTEN Meldetool können Betroffene und Beobachter:innen Verdachtsfälle von illegalem Welpenhandel melden. Im ersten Halbjahr 2022 wurden rund 70 Prozent der gemeldeten Verdachtsfälle auf Kleinanzeigen-Plattformen gefunden. Dies zeigt, dass Onlineplattformen weiterhin der Hauptverkaufskanal illegaler Welpenhändler:innen sind. Unregulierte Plattformen erlauben es Kriminellen, Welpen anonym anzubieten. Eine Strafverfolgung ist nur selten möglich. Die Regulierung des Onlinehandels mit Tieren in Deutschland ist daher dringend notwendig. Erste Schritte wurden im Koalitionsvertrag vergangenes Jahr bereits angekündigt, doch bisher nicht angegangen. Doch nur durch eine vollständige Rückverfolgbarkeit von angebotenen Tieren und dazugehörigen Tierverkäufer:innen kann der Onlinemarkt für illegale Händler:innen unzugänglich gemacht werden.
Die schlimmen Folgen von illegalem Welpenhandel
Im illegalen Welpenhandel werden die Tiere unter schrecklichen Bedingungen besonders günstig vermehrt und viel zu früh von ihren Müttern getrennt. Die frühe Trennung vom Muttertier hat schwerwiegende Konsequenzen für das Tier. Die Welpen haben nicht genug Zeit, sich mit ihren Geschwistern zu sozialisieren, dies beeinträchtigt ihre psychische Gesundheit und hat nicht selten Verhaltensauffälligkeiten zur Folge. Das macht den Umgang mit ihnen oft schwierig und überfordert viele neue Halter:innen langfristig. Werden die illegalen Welpen aus Osteuropa in die Abnehmerländer transportiert, sind sie oft noch auf die Milch ihrer Mütter angewiesen. Ihnen fehlen zudem Impfungen und sie sind meist schwer krank. Wenn sie den Transport in kleinen Kisten unter Sitzbänken und in Kofferräumen überleben, werden sie für den Verkauf häufig fit gespritzt. Die von ihren neuen Halter:innen schnell liebgewonnenen Tiere verursachen dann hohe Tierarztkosten. Nicht selten sterben die Welpen kurz nach dem Verkauf.
VIER PFOTEN / RNRed