Hotel oder eigenes Bett? Orts- und zeitgebunden oder so frei wie möglich in der Planung? Die Fragen, die sich jeder Urlauber stellt und schließlich Hotel oder Wohnmobil für seinen Urlaub wählt, wenn es aus den eigenen vier Wänden hinausgehen soll. Und kann man das Fahrzeug dann sogar im Alltag als normalen Bus mit allen Sitzplätzen nutzen? Bingo!
Kosi-Busse in Regensburg baut solche Speziallösungen. Dabei werden die – von VW in jedem Bus absichtlich quasi „auszuklickenden“ – Sitzreihen herausgehoben und verschiedenste, ziemlich frei konfigurierbare Module in den nun freien Arretierungen befestigt. Diese kann dann jeder auch zu Hause einfach wechseln.
Offroadgerecht mit Unterbodenschutz
Wir haben eine der umgebauten VW-Caravellen ausgeführt: Unser T6 hat einen langen Radstand (plus vierzig Zentimeter Innenraum) und Vier-Rad-Antrieb mit einem durchzugsstarken 150 PS Dieselmotor, mit dem wir bei 100 km/h knapp sieben und bei 130 km/h um die neun Liter im Test auf 100 Kilometer verbrauchen. Der künftige Eigner hat hier von Kosi-Busse eine Offroadvariante bauen lassen: Ein um vier zusätzliche Zentimeter erhöhtes Fahrwerk von Cycle, straff und offroadgerecht, einen Unterbodenschutz, Front- und eigens angefertigte Heckbügel, einen Schnorchel für Wasserdurchfahrten, Delta 4x4 Felgen samt Pirellis mit Geländeprofil. Der Vorteil genau dieser Reifen: absolute Laufruhe – sie waren wirklich nicht einmal ansatzweise zu hören, lediglich die Klima säuselt beim Fahren. Dem zu Gute kommt natürlich auch die Temperatur- und Schalldämmung, die das Innere des Busses beim individuellen Ausbau erhalten hat.
Kein Schnickschnack – aber alle Annehmlichkeiten
Verbaut wurde zudem ein Aufstelldach des Marktführers und Erfinders SCA. Man kann darin bequem auf der integrierten Matratze schlafen (232 Kubikmillimeter x 115 Zentimeter) und dabei aus den Fenstern schauen oder den „Dachboden“ nach oben klappen und damit im Bus quasi durchgehende Stehhöhe erreichen. Die Mechanik ist simpel – in einer Minute ist das Dach offen oder geschlossen und wer will, bestellt es elektrisch. In unserem Bus ist im Innenraum ebenfalls hinten eine Liegefläche (190 Zentimeter x 130 Zentimeter) aufgebaut, wobei die eine Hälfte aus zwei ultraleichten Klappflächen besteht – es können also jederzeit Fahrräder oder eine Vespa innen transportiert werden. Wer die Heckklappe öffnet, kann eine komplette Küche mit Kühlschrank, Gasofen und Spüle mit eigenem Frischwassertank ausziehen. Bis zu 250 Kilo trägt das Schwerlastsystem dabei – so viel werden sie in den Staufächern kaum unterbringen. Nett: Die Schübe haben alle Softclose und der Ausziehgriff der Küche ist ein großzügiger Handtuchhalter. Apropos Halten: Im Innenraum ist gegenüber dem Küchenmodul noch eine Airschiene am Dachhimmel installiert. Schwere Sachen anhängen oder zum Boden verzurren? Kein Problem. Der Boden der Caravelle wurde hier übrigens noch mit einem Spezialboden ergänzt – somit ergibt sich eine vollkommen ebene und ladefreundliche Oberfläche.
Hinter dem Fahrersitz ist ebenfalls ein Modul mit kleiner Theke und Staufächern. Im unteren Segment lässt sich dabei eine vollwertige Toilette mit Spülwasser und integriertem Auffangbehälter ausziehen. Wer möchte, konfiguriert sich wie gesagt andere Module zusammen und hat dann innen zum Beispiel einen Aufenthaltsbereich mit Sitz und Tisch – jedem Topf seinen Deckel eben.
Elektrifiziert mit Solardach und Brennstoffzelle
Energieversorgung ist natürlich ein großes Thema, wenn es um Unabhängigkeit geht. Neben der Solaranlage auf dem Dach, die ganz locker Kühlschrank und Co. versorgt und dabei noch die zusätzliche Versorgerbatterie lädt, lässt sich der Eigner hier noch eine Brennstoffzelle einbauen. So groß wie eine Autobatterie versorgt sie mit einer Zehn-Liter-Kartusche (Methanolbasis, 48 Euro) das Fahrzeug 222 Stunden lang komplett mit 50 Watt (maximal 75 Watt). Wer die Kühlschränke (etwa 30 W/h bei ein Drittel Laufzeit) von seinem Boot kennt, weiß: Das würde gut zwei Wochen reichen, ohne dass man das Fahrzeug bewegt – dann lädt ja der Motor die Batterien voll – und ohne zusätzlichen Solarstrom. Die überall verbauten Lichtleisten und LED-Spots im Fahrzeug verbrauchen nur im einstelligen Wattbereich. Ein sehr gutes Gesamtkonzept also. Eine solche Zelle kostet mit Einbau um die 5.000 Euro. Damit steht den vielen 12V USB Anschlüssen immer genug Leistung zur Verfügung. Natürlich verfügt das Mobil auch über einen 230V Anschluss samt Ladekabel. Innerhalb des Fahrzeuges sind ebenfalls mehrere Dosen zur Abnahme verbaut.
Mit 75.000 ins Abenteuer
Was kostet die Freiheit? Kosi-Busse organisiert viele Vorführbusse aus dem VW Konzern. Manche Kunden möchten ein Neufahrzeug, wieder andere möchten einfach ein gutes Gebrauchtfahrzeug oder bringen es selbst mit. Die Fahrzeugbasis kostet also je nach Wunsch zwischen gebraucht und neu 30.000 bis 80.000 Euro. Der Umbau selbst richtet sich natürlich ebenfalls nach der angedachten Funktionalität. Dem einen reicht ein Bettmodul, der andere möchte Festdach, feste Küche, Sitzbereich, Außendusche, Brennstoffzelle und so weiter. Da sind fast keine Grenzen gesetzt. Bett und Küche beginnen schon gesamt bei 1.500 Euro mit Einbau – nur um ein Gefühl zu bekommen. Unser kletterfähiger Bus „Reinhold“ kostet samt Hula-Tänzerin und allen Einbauten um die 75.000 Euro – hier wurde ein gebrauchtes Fahrzeug von Kosi-Busse gekauft und umgebaut. Ab ins Abenteuer!
RNRed