Für viele Hunde ist es derzeit eine wahre Freude, an einem sanft wiegenden Getreidefeld oder durch hohes Gras spazieren zu gehen. Vorsicht ist jedoch geboten, denn sogenannte Grannen – das sind scharfe, borstige Pflanzenteile an Süßgräsern wie Getreide und verschiedenen Wiesenpflanzen – können für Hunde lebensgefährlich werden.
Grannen sind mit vielen kleinen, nach hinten gerichteten Widerhaken ausgestattet. Diese Widerhaken ermöglichen es ihnen, sich an verschiedenen Körperstellen des Hundes anzuhaften. Sobald Grannen sich im Fell des Hundes festgesetzt haben, werden sie mit jeder Bewegung tiefer geführt. So sind die Fremdkörper in der Lage, sich durch die Haut des Tiers zu bohren und dort festzusetzen. Hundehalter:innen sollen deswegen im Sommer besonders vorsichtig sein.
Grannen tragen vielerlei Risiken
Sollten sich die Grannen tatsächlich festsetzen und ins Fleisch bohren, können sie an den betroffenen Stellen dann Infektionen, Entzündungen oder Abszesse verursachen. Dabei können Grannen auch durch Körperöffnungen wie Nase, Mund oder Ohren in den Körper des Hundes gelangen und somit zum Beispiel durch den Magen-Darm-Trakt und die Atemwege wandern und dort lebensbedrohliche Schäden anrichten.
„Vermeiden Sie aktuell, Ihren Hund durch hohes Gras oder Getreidefelder laufen zu lassen. Halten Sie gegebenenfalls das Fell, besonders das an den Pfoten, kurz und bürsten Sie die Unterwolle aus. Nach jedem Spaziergang gilt: Unbedingt den Hund nach Grannen absuchen“, sagt Sarah Ross, Heimtier-Expertin bei VIER PFOTEN.
„Es ist möglich, den Fremdkörper zu entfernen, solange er noch im Fell oder nur leicht in die Haut des Hundes eingedrungen ist. Nehmen Sie dafür gegebenenfalls eine Pinzette zur Hilfe. Ist eine Granne jedoch schon tiefer in der Haut, muss der Hund umgehend in tierärztliche Behandlung, damit die Granne dort entfernt und der Hund entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente erhalten kann“, erklärt Ross.
So erkennen Sie einen Grannen-Befall beim Hund
Sollte der Vierbeiner trotz aller Vorsicht mit Grannen in Berührung gekommen sein, sollte man zunächst beobachten, ob er sich plötzlich auffällig verhält: „Je nachdem wo sich eine Granne festgesetzt hat, reagiert der Hund entsprechend. Sitzt sie im Ohr, zeigt er das durch Kratzen am Ohr oder häufiges Kopfschütteln. Es kann außerdem sein, dass der Hund seinen Kopf schief hält und dabei übelriechende Flüssigkeit aus dem Ohr austritt“, erklärt die VIER PFOTEN Expertin.
„Grannen in der Nase können Niesen, auslaufendes Nasensekret oder Nasenbluten auslösen. Wandern Grannen über die Nase und Luftröhre des Hundes zur Lunge, führt dies zu plötzlichem und anhaltendem Husten oder Atemnot: Es besteht absolute Lebensgefahr für den Hund“, schließt Sarah Ross.
Augen und Pfoten im Fokus
Im Auge bewirken die Fremdkörper Tränenfluss und Lichtempfindlichkeit. Ein betroffener Hund wird sein Unbehagen vermutlich durch vermehrtes Kratzen am Auge zum Ausdruck bringen. Außerdem setzen sich Grannen vermehrt im Zwischenzehenbereich an der Pfote fest. Mögliche Anzeichen: der Hund leckt und beißt an der Pfote, mitunter kommt es zum Humpeln. Sollte die Granne schon in die Pfote gewandert sein, ist ein kleines Loch und Sekret darin zu erkennen.
„Im Zweifel gilt: Ab zum Tierarzt, denn die Folgen können von eher harmlosen Abszessen oder Infektionen über Mittelohrentzündungen oder Lungenentzündungen bis schlimmstenfalls zum Tod des Tieres reichen“, warnt Sarah Ross.
VIER PFOTEN / RNRed