Zehn Jahre ist es her, dass Geoffrey Bonosevich ein Spenderorgan an der Universitätsklinik erhalten hat. Seit dem ist viel passiert und Bonosevich kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Seine Geschichte soll ermutigendes Vorbild, aber auch mahnendes Beispiel sein, denn: Noch immer gibt es viel mehr Wartende als verfügbare Spenderorgane.
Wie fühlt es sich ein Leben mit Spenderorgan an? „Besonders, schön und zum Glück auch normal.“, wenn man Geoffrey Bonosevich fragt. Der Patient des Universitären Herzzentrums des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) lebt seit zehn Jahren mit einem gespendeten Herzen. Trotz gesunder Lebensweise und rauchfreien Lungen, landete Bonosevich auf der Warteliste.
Sechs Worte, die ein Leben verändern
„Wir haben ein Herz für Sie.“ Sechs Worte, die ein Leben verändern, ein Leben ermöglichen, ein Leben bedeuten. Am heutigen 01. August 2022 jährt es sich zum zehnten Mal, dass Geoffrey Bonosevich ein neues Herz erhalten hat. Der heute 64-Jährige erinnert sich noch genau an diesen besonderen Tag im Sommer 2012. Er war gerade stationär am UKR und saß zeitunglesend im Aufenthaltsraum seiner Station, als ein Arzt ihm die entscheidenden sechs Worte mitteilte. Geoffrey Bonosevich konnte es nicht fassen, sein fast zehnjähriges Leiden hatte damit endlich ein Ende.
Er war sein Leben lang sportlich aktiv, hat nie geraucht, ist früher Halbmarathon gelaufen. 2003 bemerkt er, dass ihn das Training mehr anstrengt als sonst und ihn schnell erschöpft. Ein medizinischer Check ergibt zunächst keine klare Ursache. 2011 geht dann alles ganz schnell. Er bekommt eine Thrombose und erblindet am rechten Auge.
Vom Kunstherz zum echten Herz
Als Auslöser wird schließlich eine Kardiomyopathie identifiziert – eine Erkrankung des Herzmuskels, die zu einer immer weiter fortschreitenden Herzinsuffizienz führt. Geoffrey Bonosevich erhält einen Herzschrittmacher, danach in Folge zwei implantierbare Defibrillatoren und schließlich ein Kunstherz. Dieses hat er über 500 Tage, bis sich das Pumpenkabel, das den im Körper liegenden Teil des Kunstherzens mit der tragbaren Steuereinheit verbindet, entzündet. Geoffrey Bonosevich wird im März 2012 auf die Warteliste für eine Herztransplantation gesetzt. Am 31. Juli 2012 hört er dann den rettenden Satz, in der Nacht zum 01. August folgt die Transplantation.
Geoffrey Bonosevich
Seitdem ist viel passiert. Schon ein Jahr nach der Transplantation beginnt der Regensburger mit texanischen Wurzeln wieder in Vollzeit zu arbeiten. Kurz vor seiner Rente wechselt der Ingenieur innerhalb seines Unternehmens sogar noch einmal vom Vertrieb in die Abteilung Human Ressources. Doch dies ist noch nicht Herausforderung genug. Mitte 2021 macht sich Bonosevich als Berater für E-Mobilität selbstständig. „Stillstand ist nichts für mich. Das Leben muss spannend bleiben“, lacht er. Und das lebt er auch.
Im Vorstand der Transplantationsbetroffenen
Neben den beruflichen Herausforderungen ist Geoffrey Bonosevich auch privat immer aktiv. Schon mit Spenderherz tritt er diverse Male beim Viertelmarathon an, trainiert eine Baseball-Mannschaft und ist bis vor kurzem sogar selbst noch auf dem Feld aktiv. Er wandert gerne und macht ausführliche Radtouren mit Freunden und Familie. Daneben engagiert sich der Familienvater auch für die Organspende. Als 2. Vorsitzender des Vereins Transplantationsbetroffene Bayern ist er öffentlich aktiv und setzt sich für Betroffene ein: „Nur, weil sich damals jemand Gedanken gemacht hat, was mit seinen Organen nach seinem Tod passiert, lebe ich heute noch. Jeder sollte sich kurz Zeit für diese lebenswichtige Entscheidung nehmen.“
Es gibt mehr Patienten auf der Warteliste als verfügbare Spenderorgane
Was Geoffrey Bonosevich anspricht, ist leider nicht selbstverständlich. Auf knapp 9.000 Patienten, die bundesweit auf ein neues Herz, eine neue Niere, Leber, Lunge oder Bauchspeicheldrüse warten, kamen 2021 in Deutschland nur 2.905 postmortal gespendete Organe, so die Zahlen der Deutschen Stiftung Organtransplantation. Wartelistenpatienten warten im Schnitt mehrere Jahre, abhängig von Organ und Gesundheitszustand. „Für viele unserer Patienten ist das aber zu lange. Sie versterben entweder während der Wartezeit oder müssen von der Liste abgemeldet werden, weil sich ihr Gesundheitszustand massiv verschlechtert“, führt Professor Dr. Lars Maier, Sprecher des Universitären Herzzentrums am UKR und einer der betreuenden Ärzte von Geoffrey Bonosevich, aus. Dass sein gut funktionierendes Spenderorgan keine Selbstverständlichkeit ist, weiß auch Bonosevich. Seine täglich 30 bis 40 Tabletten nimmt er gewissenhaft ein „und ich verpasse auch nie einen Kontrolltermin.“
Zeitlich begrenzte Lösungen
Für kranke Herzen gibt es neben der Transplantation diverse Ersatzverfahren wie Herzschrittmacher, Kunstherz oder Defibrillator. „Aber auch diese Verfahren können nur zeitlich begrenzt eingesetzt werden und sind oft mit massiven Einbußen der Lebensqualität verbunden“, erläutert Professor Dr. Christof Schmid, ebenfalls Sprecher im Universitären Herzzentrum Regensburg und der Chirurg, der Geoffrey Bonosevich vor zehn Jahren sein neues Herz eingesetzt hat. „Eine Herztransplantation ist für alle Betroffene in der Regel die beste Option, da sie für lange Zeit wieder ein annähernd normales Leben ermöglicht.“ Das weiß niemand besser als die, die mit einem Spenderherz leben. Deswegen feiert Geoffrey Bonosevich sein zehnjähriges Jubiläum auch mit zwei Paaren, die ebenfalls eine zweite Chance bekommen haben. Ganz bescheiden beim Brunch.
Medizinische Versorgung in einem Netz von Experten
Um betroffene Patienten in Ostbayern unter den Voraussetzungen einer universitären Hochleistungsmedizin optimal versorgen zu können, arbeiten im Universitären Herzzentrum Regensburg die Herzspezialisten des UKR interdisziplinär zusammen. Dazu gehören die Klinik für Anästhesiologie, die Klinik und Poliklinik für Herz-, Thorax- und herznahe Gefäßchirurgie, die Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, das Institut für Röntgendiagnostik sowie die Abteilung für Nuklearmedizin des UKR. Darüber hinaus ist das Herzzentrum in ein Netzwerk aus kooperierenden Praxen und Krankenhäusern in Ostbayern eingebettet. So wird sichergestellt, dass die niedergelassenen Fach- und Hausärzte sowie die an der Behandlung beteiligten Krankenhäuser in Therapie und Nachsorge der Erkrankung eng eingebunden sind und der Patient jederzeit bestens betreut ist.
Fortschritt und Forschung
Doch medizinische Spitzenversorgung braucht Forschung, um sich stetig weiterzuentwickeln. Und Forschung braucht Raum. Deswegen soll auf dem Gelände des Universitätsklinikums Regensburg das Forschungszentrum D7 errichtet werden. Das Besondere an diesem Vorhaben ist die Vereinigung von drei medizinischen Disziplinen unter dem Dach eines gemeinsamen Forschungsgebäudes, um die Versorgungsqualität für erwachsene Patienten und Kinder mit Herz- und Krebserkrankungen sowie Seltenen Erkrankungen weiter ausbauen zu können.
So können Sie das Vorhaben mit Ihrer Spende unterstützen:
Universitätsklinikum Regensburg
IBAN DE08 7002 0500 0001 8293 02
BIC BFSWDE33MUE
Geldinstitut: Bank für Sozialwirtschaft
Verwendungszweck: 3780202 Spende Forschungsbau D7
Universitätsklinikum Regensburg / RNRed