Blaue Flecken erinnern gerne an vergangene Missgeschicke, Unfälle und andere Verletzungen. Aber wie entstehen diese bunten Flecken auf unserer Haut eigentlich, wie lindert man sie am besten und worauf können ihre verschiedenen Verfärbungen Hinweise bieten?
Ein blauer Fleck oder besser Bluterguss beziehungsweise Hämatom ist definiert als eine „durch den Austritt aus den Gefäßen in ein bestimmtes Gewebe oder einen vorbestellenden Hohlraum entstandene Blutansammlung“. Der Blutaustritt erfolgt meist durch eine unfall-, verschleiß- oder druckbedingte Läsion am Gefäß und kann sich entsprechend dem Druck und der Menge des ausgelaufenen Körpersaftes mal mehr und mal weniger grob in der Umgebung verteilen.
Wie entstehen blaue Flecken?
In jedem Falle sucht sich er sich den Weg des leichtesten Widerstandes in Gewebsspalten oder zwischen den Geweben und folgt stets der Schwerkraft. So lässt sich auch das berühmte Veilchen erklären: Nicht selten erfolgt der Hauptaufprall eines Schlages aufs Auge nicht auf das Auge selbst, sondern auf die das das Auge umgebende Augenhöhle. Über dem knöchernen Apparat ist die Haut recht dünn und mit kleinen Gefäßen versehen. Diese reißen durch den Aufprall und bluten unter der Haut.
Entsprechend der Schwerkraft erfolgt der Blutfuß um die Augenhöhle und verteilt sich dort aufgrund ergiebigen Fettgewebes und der mangelnden Muskulatur ausgiebig und sichtbar am Auge, um im Weiteren alle Farben des Regenbogens am Gesichtsschädel abzubilden. Moment – alle Farben des Regenbogens? Nicht ganz. Welche Farbe repräsentiert welches Alter und welches Stadium des Hämatomes?
Was bedeutet welche Farbe?
Ein echter Bluterguss heilt in der Regel in zwei bis drei Wochen von selbst ab. Er durchläuft farbliche Veränderungen aufgrund des Abbaus der Blutbestandteile und entsprechend der dafür notwendigen enzymatischen Zerstörung.Rot: Die Blutung ist einigermaßen frisch. Der rote Blutfarbstoff Hämoglobin macht seinem Namen alle Ehre.
- Dunkelrot: Die Blutgerinnung ist in vollem Gange.
- Braun-Schwarz: Der rote Blutfarbstoff (Hämoglobin) wird zu zwei Gallenfarbstoffen (Choleglobin/Verdoglobin), die eine charakteristisch dunkle Farbe besitzen.
- Dunkelgrün: Weiterer Abbau des Hämoglobins zum klassisch grünen Gallenfarbstoff Biliverdin.
- Gelb-Braun: Das Hämoglobin wird zum allseits bekannten gelblichen Gallenfarbstoff Bilirubin abgebaut.
Ein Fleck als Hinweis
Diese Abfolge der Verfärbung lässt sich insbesondere in der Rechtsmedizin zur Einschätzung des Alters eines Hämatoms sowohl beim Lebenden als auch beim Toten verwenden. Mit dem Unterschied, dass eine farbliche Veränderung ab dem Todeszeitpunkt nicht mehr in dieser Form zu erwarten ist. Ist das Hämatom dunkelrot bis blauviolett, ist sein Entstehungszeitpunkt vor ein bis fünf Tagen zu verorten. Ist es grünlich verfärbt, ist es eher sechs bis acht Tage alt. Eine gelbliche Verfärbung setzt etwa ab dem achten Tag ein.
Blauer Fleck vs. Totenfleck
Bei der Bestimmung des Todeszeitpunkts während der Begutachtung einer Leiche besitzt das Hämatom ebenfalls einen charakteristischen Stellenwert. Nach dem Versterben kommt der Blutfluß im Kreislauf zum Erliegen. Das Blut versackt je nach Lage entsprechend der Schwerkraft am Rücken oder am Bauch et cetera. Diese Blutansammlung nennt sich folgerichtig aber nicht blauer Fleck, sondern Totenfleck. Er zählt neben der Leichenstarre, Verwesungszeichen und nicht mit dem Leben vereinbaren Verletzungen zu den sogenannten sicheren Todeszeichen. Erste Flecken bilden sich etwa eine halbe Stunde nach dem Versterben. Diese vereinzelten Flecken nehmen zu und verschmelzen miteinander nach etwa einer bis sechs Stunden post mortem. Bis zu diesem Zeitpunkt etwa folgen die Blutansammlung noch den Gesetzen der Schwerkraft, wandern also mit, je nach veränderter Position. Später folgen die Leichenflecken bei Lageveränderung nur noch unvollständig.
Ein weiteres Kriterium zur Bestimmung des Alters einer Leiche ist darüber hinaus die Wegdrückbarkeit der Leichenflecke. Das bedeutet, dass sich die meist bläulich-rötlichen Verfärbungen der Haut bei Druck darauf wieder hautähnlich verfärben. Diese Phase hält bis zu 20 Stunden und länger an. Im weiteren Verlauf sind die Flecken nicht mehr wegdrückbar. Dies kann nach eineinhalb bis vier Tagen aber noch der Fall sein.
Doch zurück zu den Lebenden.
Was tun, wenn sich eine blaue Prellmarke anbahnt?
Zunächst ist Kühlung das wichtigste Heilmittel, am besten mindestens 20 Minuten. Das lässt die zuführenden Gefäße verengen und vermindert die Blutzufuhr an die betroffene Stelle. Soll heißen: Dann wird das Ding nicht ganz so groß. Wichtig zu wissen ist dabei, dass das direkte Auflagern von Gefrorenem (Eiswürfel et cetera) vermieden werden soll. Denn ist das verwendete Hilfsmittel zu kalt, machen die Gefäße nach Entfernen des Kühlmittels wieder maximal weit und der Bluterguss wird im Anschluss größer. Ein ähnlicher Effekt wie durch Kälte lässt sich durch Hochlagern und Ruhigstellen der betroffenen Körperpartie vermindern. Die bekannten Entzündungshemmer können eine Schwellung an der betroffenen Körperpartie etwas bremsen, dies gilt ebenso für Schmerzgels mit ähnlichem Inhalt.
Hausmittel gegen blaue Flecken
Aber auch pflanzliche Alternativen können abschwellend wirken wie beispielsweise Arnika. Traditionalisten schwören nicht zu Unrecht auch noch auf die halbierte Zwiebel. In diesem Zuge müssen auch noch der Quark- und der Apfelessigwickel erwähnt werden. Ich war vor allem bei vorletzterem immer arg skeptisch, habe aber schon durchaus einige nicht mehr ganz so blaue Wunder dank dem bekannten Hausmittelchen erleben können.Bei größeren Hämatomen oder Blutergüssen, die unerklärlich anmuten lohnt es sich in jedem Fall beim Hausarzt Ihres Vertrauens vorstellig zu werden und ihm das weitere Therapieregime zu übergeben.
Hoffen wir, dass Sie diesen Sommer (nicht) mit einem blauen Auge überstehen!
Genießen Sie die Zeit,Ihr Praxis-Team Dres. Lehmann & Kollegen
Praxis-Team Dres. Lehmann & Kollegen/RNRed