Sommerzeit ist Camper-Zeit – und keine Marke steht bei Campern so für Vielseitigkeit wie Volkswagen. Die neuste Auflage des legendären „Bulli“ beweist sich in unserem Test als komfortabel und verlässlich. Aber lohnt sich der hohe Preis? Finden Sie es mit uns heraus. Der Autotest aus unserem August-Magazin.
Ein neuer Bulli zieht durchs Land. Und wie immer darf man viel von der Multifunktionsmaschine erwarten. Wir haben den T7 als Hybrid in den heißen Sommer entführt und den Regensburger Großraum unsicher gemacht. Ein Business-Ride durch staubige Weiten bei knapp 40 Grad. Wie immer heißt es „filter testet selbst!“
Es ist High Noon, als wir den T7 in der Nutzfahrzeugabteilung beim Autohaus Bierschneider in Regensburg abholen. Die Sonne steht fast noch an ihrem höchsten Punkt im Jahr, einen Monat nach dem längsten Tag. Und da der Sommer der Sonne hinterherfährt, peitscht nun eine Hitzewelle durch der Welt schönste Region – die Oberpfalz. Das bemerkt auch die Klimaanlage und schaufelt erstmal mächtig durch. Graue Haut, massives Panoramadach, viel Raum, viel Fläche – das heizt. Aber die gute Dämmung schafft sowohl angenehme Ruhe bei der Fahrt als auch ein wohl temperiertes Inneres. Einmal runtergekühlt, säuselt die Klima nur noch sanft vor sich hin. Businessclass.
Stauraum ist nicht gleich Stauraum
Da gehören wir ja auch hin, wendet sich das Fahrzeug in dieser Konfiguration doch an diese Klientel. Viel Raum, viel Licht, Türen auch hinten links und rechts sowie viele kleine Details, die geschäftliches Reisen für ein Team bequem machen. Der Boden hat dabei Schienen von hinten bis vorne, in denen bequeme und elegante Einzelsitze aus Leder verankert sind. Die Lehne lässt sich bei allen komplett umklappen und der Sitz wird zur würfeligen Ablage. An einer Schlaufe gezogen ist der Sitz auch sofort aus der Schiene entkoppelt und mangels viel Gewicht in fünf Sekunden aus dem Auto bugsiert, umgedreht (vis à vis Sitzanordnung), versetzt, getauscht oder Sonstiges. Dies gilt auch für den Klapp-Tisch, der vom Fahrerbereich nach hinten wandert oder versetzt wird. Optional sind die Einzelsitze dank bestromter Schienen auch heizbar.
Elegant – außen wie innen
Ja, er ist schon sehr elegant geworden, der Bully. Grau trifft Grau, hier noch mit dem Energetic-Paket, das es kurz bei den Hybriden als Leckerbissen gab: Durchgehende Lichtleiste, LED-Matrixscheinwerfer, 19 Zoll, Panodach, Standheizung, Navi Pro, Dynamikfahrwerk, Parklenkassistent und viele viele weitere Optionen sind an Bord. Hybridkonzept: elektrisch rollen wir zunächst ohne Verbrenner völlig lautlos auf die Autobahn und auch dort (bis 140 km/h) treibt nur der E-Motor mit bis zu 85 kW/116 PS an. Für etwas über 50 Kilometer reicht der Akku im Testzyklus, völlig ausreichend für die regionale „emissionsfreie“ Nutzung. Brav wird dabei beim Bremsen und Bergabfahren rekuperiert und Energie gesammelt. Weiterer Vorteil: der E-Hybrid kann seinen Innenraum jederzeit nach Belieben kühlen und heizen, ohne dafür den Verbrenner zu benötigen – Hunde aufgepasst! Nachdem wir den Akku geleert haben, schaltet der 1,4 Liter Benziner seine vier Zylinder zu. Er leistet 150 PS – arbeitet aber am liebsten mit dem E-Motor zusammen, um die mehr als 2,1 Tonnen zu wuppen. Aber auch alleine macht er eine gute Figur und bringt wirklich genügend Leistung für alle Multivan-Anforderungen. Bei 130 km/h verbrauchen wir (ohne E-Motor) 9,7 Liter Benzin auf 100 Kilometer, verwaltet von einem 6-Gang DSG-Getriebe. Gut harmoniert der Antrieb auch mit dem Dynamikfahrwerk: unaufgeregt, souverän und direkt sind die vorherrschenden Eigenschaften. Der Bulli zirkelt sauber und planbar durch die Kurven, ist sehr wankstabil und die elektrische Lenkung gibt ein klares Feedback zurück.
Zeitlos und pflegeleicht
Das Design des Innenraumes ist zeitlos-elegant, trotz der die Multifunktionalität erst ermöglichenden, pflegeleichten und schützenden Plastikflächen. Cockpit- und Mittelbildschirm (mit Rückfahrkamera, Navi usw.) fügen sich bestens in die Kulisse ein. Hier ist eben Raum, um alles schön anzuordnen. Platz wäre deshalb auch für etwas mehr Knöpfe für Klima und Lautstärke, aber hier verfolgt VW eben ein Clean & Lean-Konzept, bei dem bewusst auf Tasten und Knöpfe verzichtet wird. Bis zu 20 Fahrassistenzsysteme können integriert werden, alles was das Herz begehrt und der Markt derzeit sinnvoll anbietet also.Eine
(Preis-)Klasse für sich
Oberklasse: nichts knarzt, nichts scheppert, nichts scheuert: Einrichtung und Karosserie sind perfekt verbunden, zu Gute kommt hier sicher auch die weitergehende Versteifung der Karosserie im Vergleich zum Vorgängermodel – welche natürlich in erster Linie erhöhten Passagierschutz bietet (fünf Sterne im Euro NCAP Crashtest).
Ladeleistung Bulli? Die Fahrerreihe sitzt 20 Zentimeter weiter hinten als beim Vorgänger, im Heck haben bei sieben Sitzen dann „nur“ 469 Liter Zuladung Platz, ohne Sitze 3.672 Liter. Wem das nicht reicht, der optioniert die Langversion für etwa 1.800 Euro Aufpreis und erhält 20 Zentimeter mehr Länge und 763 Liter sowie 4.035 Liter Ladevolumen. Da geht also gewohnt viel hinein.Als Hybrid startet der Multivan bei 57.173,55 Euro. Es gibt ihn aber auch ab knapp 49 tausend Euro als Diesel mit 150 PS, als Benziner ab knapp 45 tausend Euro mit 136 PS oder ab 50 tausend Euro mit 204 PS. Um wirklich jeder Anforderung gerecht zu werden, sind viele Ausstattungslinien und Optionen erhältlich. Absolut Multi eben.
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Nick Lengfellner / filterVERLAG