Laut einer Analyse der AOK Bayern nehmen immer weniger Frauen die Pille, da sich immer mehr Menschen mit den Risiken einer langfristigen Einnahme von Hormonpräparaten beschäftigen. Gleichzeitig werden immer mehr Alternativen verordnet, die laut Langzeitstudien ein geringeres Risiko für Langzeitfolgen haben.
Die Pille spielt bei den Mädchen und jungen Frauen in Bayern eine zunehmend geringere Rolle bei der Verhütung. Während der Verordnungsanteil im Jahr 2013 noch bei 56 Prozent lag, wurden im vergangenen Jahr nur noch 40 Prozent verzeichnet. Das zeigt eine aktuelle Analyse von Verordnungsdaten der AOK Bayern. Dabei zeigt sich im Verlauf dieser acht Jahre ein fortgesetzter Rückgang der verordneten oralen Kontrazeptiva. Nur im Jahr 2020 war ein leichter Anstieg zu verzeichnen, als die Altersgrenze für die Verordnung der Pille auf Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung von 20 auf 22 Jahre angehoben wurde.
Erhöhtes Risiko für Thrombosen und Embolien
„Anscheinend werden die Risiken einer langfristigen Pilleneinnahme immer bewusster abgewogen, da die Pille als Hormonpräparat weder harmlos noch risikofrei ist“, sagt Dr. Silvia Bellmann, leitende Apothekerin bei der AOK Bayern. Viele der sogenannten oralen Kombinationspräparate seien mit einem erhöhten Risiko für die Bildung von Thrombosen und Embolien verbunden. Die gute Nachricht: Der Verordnungsanteil dieser Pillenpräparate sank laut der AOK-Auswertung von 67,4 Prozent im Jahr 2013 kontinuierlich auf 48,8 Prozent im Jahr 2021. Das heißt, insgesamt haben die bayerischen Ärztinnen und Ärzte im Zeitraum der vergangenen acht Jahre mehr risikoärmere Wirkstoffe verordnet. „Zu den klassischen Kombinationspräparaten gibt es inzwischen mehrere Alternativen, deren niedriges Risiko durch Langzeitstudien belegt ist“, so Dr. Bellmann.
Auf Anzeichen achten
Vor allem bei Mädchen und Frauen mit einem erhöhten Grundrisiko – wie beispielsweise Übergewicht oder Rauchen – sollten bevorzugt risikoärmere Wirkstoffe zum Einsatz kommen. Dabei handelt es sich um Mono-Präparate, die auch als Minipille bezeichnet werden. Sie enthalten nur das Hormon Gestagen, bieten einen sehr guten Empfängnisschutz und haben laut Studien zugleich ein niedrigeres Risikopotenzial als die kombinierten oralen Kontrazeptiva. Insbesondere die Frauen, die schon viele Jahre mit der Pille verhüten, sollten bei Anzeichen einer Thrombose wie einem merklichen Spannungs- oder Schweregefühl im Bein oder einer Embolie, die sich durch plötzlich auftretende Atemnot bemerkbar macht, sofort einen Arzt aufsuchen.
Dr. Bellmann rät jungen Frauen, die sich für die Verhütung mit der Pille entscheiden und erstmals ein orales Kontrazeptivum einnehmen, sich von ihrer Ärztin oder ihrem Arzt über die Risiken und Symptome aufklären zu lassen: „Sie sollten möglichst auf ein Präparat der zweiten Generation zurückgreifen.“
AOK Bayern / RNRed