Die Bewegungsfreiheit ist stark abhängig von der Gesundheit von Knie und Hüfte. Einschränkungen oder gar Schmerzen, können Warnsignale für aufkommende Krankheiten sein, die eine Operation benötigen. Ein Facharzt für Orthopädie klärt über Methoden und Operationsverfahren auf.
Für Menschen ist die Fähigkeit zum aufrechten Gang charakteristisch. Dabei hängt eine uneingeschränkte Mobilität und Bewegungsfreiheit vor allem an den beiden größten Gelenken des Körpers: Knie und Hüfte. Hier können sich Schmerzen oder gar schwerwiegendere Krankheiten entwickeln, die eine Operation benötigen. Der richtige Eingriff kann aushelfen oder sogar vorbeugen.
Mögliche Rettung: Osteotomie
Knie und Hüfte wird viel abverlangt: „Sie tragen das Körpergewicht und müssen ein Leben lang zum Teil komplexe Bewegungen ausführen“, berichtet Dr. Wolfgang Cordier. Er ist Chefarzt der Klinik für Endoprothetik, rekonstruktive Hüft- und Kniegelenkchirurgie und Leiter des Endoprothetikzentrums der Maximalversorgung am Krankenhaus St. Josef, Klinikverbund St. Antonius und St. Josef GmbH. Der Chefarzt ergänzt: „Hinzu kommt, dass durch Fehlstellungen und Verletzungen die Gelenke zusätzlich belastet werden können und möglicherweise Anschlusskrankheiten wie Arthrose entstehen. Knochenfehlstellungen lassen sich jedoch häufig durch Korrektureingriffe, sogenannte Osteotomien, behandeln.“
Fehlstellungen belasten Kniegelenke
Zu häufigen Gründen für Umstellungsosteotomien zählen Arthrose, X- oder O-Beine, unterschiedliche Beinlängen, Fehlstellungen nach Knochenbrüchen oder ein Ballenzeh, der sogenannte Hallux valgus. Die meisten Osteotomien werden deshalb an Hüft-, Knie- und Fußgelenken durchgeführt, denn diese Gelenke werden besonders beansprucht. Im Laufe des Lebens entwickeln sich deshalb manchmal eine Abnutzung des Knorpels und eine unnatürliche Stellung der Knochen zueinander. „Fehlstellungen können aber auch angeboren sein. Die Beinachse jedes Menschen ist individuell geformt und nicht immer komplett gerade – beispielsweise sind X- und O-Beine häufig. Dadurch verändert sich die Belastungssituation des Knies, der äußere beziehungsweise innere Gelenkknorpel verschleißt und mitunter entwickelt sich daraus eine schwere Kniearthrose“, erklärt Dr. Cordier.
OP zur Beseitigung der Fehlbelastung
In der Regel versuchen Ärzte, Fehlstellungen durch das Tragen von Einlagen oder Schienen zu korrigieren. Lässt sich jedoch keine Besserung erzielen oder leiden Patientinnen und Patienten im Alltag bereits unter erheblichen Beschwerden und Schmerzen, wird eine Umstellungsosteotomie notwendig. Diese zählt zu den gelenkerhaltenden Operationen und korrigiert die Beinachse. „Osteotomien im Kniegelenk können die Last, die beim Stehen und Gehen auf einen kleinen Bereich der Knorpelflächen wirkt, wieder gleichmäßig verteilen und beseitigen so die Fehlbelastung. Bei einer O-Bein-Stellung durchtrennen Chirurgen beispielsweise das Schienbein über einen Schnitt auf der Innenseite des Unterschenkels fast komplett und richten es neu aus. Eine spezielle winkelstabile Platte aus Titan und Schrauben sichert und fixiert den Schnitt im Knochen“, erklärt Dr. Cordier. Im Fall einer X-Bein-Stellung liegt häufiger eine Fehlstellung des Oberschenkelknochens vor, sodass Ärzte die Korrektur an diesem Knochen vornehmen. Operative Achskorrekturen sind auch dann noch sinnvoll, wenn bereits erste Schäden am Knorpel vorliegen, da so der Fortschritt einer Arthrose verlangsamt wird und Patienten häufig weniger Schmerzen empfinden.
Korrekturen am Beckenknochen
Umstellungsosteotomien am Becken nehmen Ärztinnen und Ärzte hingegen vor, wenn der Kopf des Oberschenkelknochens nicht korrekt in der Gelenkpfanne am Beckenknochen liegt. Für diesen operativen Eingriff gibt es verschiedene Verfahren – bei Erwachsenen wenden Chirurgen meist die sogenannte Dreifach-Beckenosteotomie an. „Dabei handelt es sich um ein komplexes Operationsverfahren, bei dem Chirurgen die fehlgestellte Hüftpfanne aus dem Beckenverbund – an drei Punkten – lösen und in die korrekte Position über den Hüftkopf schwenken. Anschließend verschrauben die Ärzte die korrigierte Hüftpfanne dann in dieser idealen, den Hüftkopf überdachenden Einstellung“, berichtet der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. So lassen sich Schmerzen für Betroffene verringern und Spätfolgen wie die vorzeitige Abnutzung des Hüftgelenks – die Coxarthrose – oder auch schwere Gehbehinderungen verhindern.
Klinikverbund St. Antonius und St. Joes GmbH/RNRed