Bereits zum zweiten Mal wurden Caritas-Klienten der fürstlichen Notstandsküche zum Mittagessen auf die Dult eingeladen. Festwirt Alfred Glöckl stellte den rund 150 Gäste Speis, Trank und Unterhaltung. In Zeiten aktueller Krisen ist ein Dultbesuch gerade für Ärmere sonst oft unerschwinglich.
Ein entspannter Dult- und Festzelt-Besuch ist aus wirtschaftlichen Gründen grundsätzlich oder gerade in der jetzigen Zeit für viele Menschen nicht möglich. Bereits zum zweiten Mal nach 2019 lud Festwirt Alfred Glöckl, der mit seinem Familienbetrieb über 80 Jahre auf der Regensburger Dult steht, die Gäste der von der Caritas betriebenen Fürstlichen Notstandsküche in sein Festzelt ein. Rund 150 Gäste folgten der Einladung und genossen bei Musik von den „Zsamgwürfelten“ Hendl, Brezen und Festbier.
Corona-Folgen und Inflation augleichen
Auf dem reservierten Balkon des Festzeltes fanden sich Menschen aus Regensburg ein, deren aktuelle Lebenssituation aus den unterschiedlichsten Gründen wenig finanzielle Spielräume lässt. Hohe Mieten und kleine Renten, niedrige Einkommen und prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Folgen der Corona-Pandemie und die aktuell grassierende Inflation führen dazu, dass auch in Regensburg zahlreiche Menschen am Rande der Gesellschaft leben. Die Caritas kümmert sich mit verschiedenen Angeboten um diese Menschen. Unter den Gästen auf der Dult waren auch Bewohnerinnen des Caritas-Heims St. Rita für junge Frauen und des Übergangswohnheims für Männer.
„Wir vom Caritasverband der Diözese Regensburg können die Not der Menschen bestätigen, da jeden Tag viele Ratsuchenden zu uns kommen“, unterstrich Caritas Direktor Michael Weißmann die Bedürftigkeit und bedankte sich im Namen aller bei Festwirt Alfred Glöckl und seinem Team für die Einladung. Sein besonderer Dank ging auch an die Vertreterinnen und Vertreter des Hauses Thurn und Taxis, mit dem die Caritas seit über 70 Jahren bei dem Projekt Notstandsküche erfolgreich zum Wohl der Bedürftigen kooperiert.
Ein (vielleicht zu) „selbstverständliches Stück Normalität“
Aktuell betreut die Sozialberatung der Caritas in Regensburg rund 2.000 Klienten pro Jahr. Die Zahlen sind zuletzt stark gestiegen. Es kommen Familien mit geringem Einkommen, Arbeitssuchende und Rentnerinnen aber auch Paare oder alleinstehende Personen, die während der Corona-Pandemie durch Kurzarbeit oder Verlust des Arbeitsplatzes in eine soziale oder finanzielle Schieflage geraten sind. Auch für Studierende steht das Angebot prinzipiell zur Verfügung. „Es freut uns, dass wir heute einen Beitrag zu einem für uns oft selbstverständlichen Stück Normalität leisten konnten“, begrüßte Festwirt Alfred Glöckl die Gäste der Notstandsküche, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fürstlichen Hauses und die Kolleginnen und Kollegen der Caritas, die den Aktionstag begleiteten. Für die Herbstdult 2023 sei die Weiterführung der Aktion fest im Kalender, so Glöckl.
Die Fürstliche Notstandsküche
Rund 150 Personen haben einen Berechtigungsschein für die Fürstliche Notstandsküche. Diese befindet sich im ehemaligen Refektorium im Schloss Emmeram. Täglich zu Mittag werden dort warme Mahlzeit ausgegeben, die die Menschen direkt vor Ort einnehmen oder mit nach Hause nehmen können. Die Tradition geht zurück auf die Nachkriegszeit zu Beginn des letzten Jahrhunderts in Regensburg.
Seit 1951 ist die Caritas in Regensburg Partner und offizieller Rechtsträger der Notstandsküche. Die Caritas ist dafür verantwortlich, dass die wirklich Bedürftigen in den Genuss der Hilfe kommen, das Haus Thurn und Taxis stemmt Betrieb und Finanzierung der Einrichtung. Das Angebot besteht an den Werktagen von Montag bis Freitag. Die Gruppe der Gäste ist bunt gemischt.
Die „Zsamgwürfelten“ gestalteten den Dultbesuch der Gäste der Notstandsküche sehr abwechslungsreich
Die „Fürstenküche“, wie das Angebot intern genannt wird, wird von Kindern, Rentnern und Erwachsenen aus verschiedenen Altersgruppen besucht. Ein Großteil sind Rentner, Rentnerinnen. Es kommen aber auch Personen mit einer psychischen Erkrankung. Ein wichtiger Hilfsfaktor für sie besteht auch darin, dass sie durch die Regelmäßigkeit des Angebots konstante Tagesstrukturen vorfinden, an denen sie sich orientieren können. Die Nachfrage ist in jüngster Zeit gestiegen. Viele Klientinnen und Klienten haben mit den stark steigenden Preisen zu kämpfen. Auch Existenzängste bewegen die Menschen mehr und mehr, sich über das Angebot der Fürstlichen Notstandsküche zu informieren.
Hans-Christian Wagner / RNRed