Das Rettungsschiff SEA-EYE 4 suchte Anfang der Woche nach einem Seenotfall in der maltesischen Such- und Rettungszone, der ihnen und der maltesischen Rettungsleitstelle vom AlarmPhone gemeldet wurde. Nachdem AlarmPhone mehrfach aktualisierte Koordinaten sendete, riss die Verbindung ab – 82 Menschen werden derzeit vermisst.
Von Sonntag, den 04. September, bis Montag, den 05. September, suchte die Crew des Rettungsschiffs SEA-EYE 4 nach einem Seenotfall in der maltesischen Such- und Rettungszone. Dieser war von AlarmPhone an die SEA-EYE 4 und die maltesische Rettungsleitstelle gemeldet worden. AlarmPhone sendete mehrfach aktualisierte Koordinaten, bis die Verbindung zu den 82 Menschen abriss.
Keine Hilfe durch maltesische Rettungsleitstelle
Die maltesische Rettungsleitstelle unternahm keine erkennbaren Versuche, das Boot zu finden. Die maltesische Rettungsleitstelle behauptete bei einem Telefonat gegenüber eine:r Mitarbeiter:in von AlarmPhone, dass es „keine Informationen“ habe. Schließlich wurde der AlarmPhone-Mitarbeiter:in vorgeworfen, dass sie die Leitung für andere Seenotfälle besetzen würde.
Keine Information über Verbleib der 82 Menschen
Aufgrund der Größe des Suchgebietes war es der SEA-EYE 4 nicht möglich, das Boot ohne aktualisierte Koordinaten zu finden. Über den Verbleib der 82 Menschen gibt es keine Informationen. Obwohl sich der Seenotfall in der maltesischen Such- und Rettungszone ereignet hatte, bezog Malta die SEA-EYE 4 nicht in eine koordinierte Suche ein.
„Nach intensiven Tagen der Suche durch unsere Crew, wissen wir nichts über das Schicksal der Menschen, die in der Such- und Rettungszone eines EU-Mitgliedsstaates um Hilfe gerufen haben. Hätte Malta ein Aufklärungsflugzeug geschickt und uns in die Suche einbezogen, hätten wir die Menschen möglicherweise gefunden. Das jedenfalls hätte die maltesische Rettungsleitstelle unternommen, wenn es sich um Europäer:innen in Seenot gehandelt hätte“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e. V.
Medizinische Evakuierung gefordert
Bereits am 02. September rettete die Crew der SEA-EYE 4 76 Menschen aus einem kleinen, doppelstöckigen Holzboot aus Seenot. Der Seenotfall war zuvor durch die NADIR der Organisation Resqship gemeldet worden. Unter den geretteten Menschen sind 17 unbegleitete Minderjährige und ein Kind. Das medizinische Team musste in den folgenden Tagen mehrere Patient:innen im Bordhospital versorgen.Am Dienstag, den 06. September, verschlechterte sich der Zustand eines Patienten massiv. Er litt an starken Schmerzen im Unterleib und hatte Fieber. Die SEA-EYE 4 forderte daraufhin bei Malta eine medizinische Evakuierung an, worauf der Patient mit einem Helikopter zur medizinischen Behandlung an Land gebracht wurde.
Weiteres Boot mit geschwächten und dehydrierten Menschen gerettet
Am gestrigen Dienstag, den 06. September, übernahm am Abend die SEA-EYE 4 von der RISE ABOVE 54 zuvor gerettete Menschen, weil sie für deren Versorgung besser ausgerüstet ist.
„Die zusätzlichen 54 Flüchtlinge - darunter 30 Minderjährige - waren sehr geschwächt und dehydriert, als sie an Bord der RISE ABOVE genommen wurden. Drei Tage lang hatten sie ohne Essen und Trinken auf ihrem Boot ausgeharrt. Inzwischen sind sie alle stabilisiert. Da sie jung sind und keiner von ihnen eine chronische Erkrankung hat, sind wir zuversichtlich, dass die neuen Gäste zumindest körperlich stabil bleiben", erklärt Dr. Angelika Leist, German Doctors-Einsatzärztin und Schiffsärztin an Bord der SEA-EYE 4.
German Doctors stellt regelmäßig ehrenamtliche Ärzt:innen für die Rettungsmissionen der SEA-EYE 4 und beteiligt sich finanziell am Betrieb des Bordhospitals, in dem ein dreiköpfiges Team bei Rettungseinsätzen nicht selten dutzende gerettete Menschen behandeln muss. Nun befinden sich 129 Menschen an Bord der SEA-EYE 4. Unter ihnen sind 48 Minderjährige, von denen 47 unbegleitet sind. Die Crew hat in Italien um einen sicheren Hafen gebeten.
Sea-Eye e. V. / RNRed