Dr. Karsten Weber übernimmt die Forschungsprofessur Technikfolgenabschätzung für KI-gestützte Mobilität und möchte in dem Rahmen den Menschen das Thema IT und KI näherbringen. Wie Künstliche Intelligenz zukünftig Probleme lösen und welche Auswirkungen sie auf das 9-Euro-Ticket haben kann.
„Meine Forschung soll dabei helfen, positive Technikfolgen zu stärken und negative zu mindern oder ganz zu vermeiden“, sagt Prof. Dr. phil. habil. Karsten Weber. Er übernimmt zum 01. Oktober 2022 die Forschungsprofessur „Technikfolgenabschätzung für KI-gestützte Mobilität“ an der OTH Regensburg und damit die erste von drei Professuren, die die Hochschule im KI-Wettbewerb im Rahmen der Hightech Agenda des Freistaats Bayern gewonnen hatte.
Soziale, gesellschaftliche und moralische Auswirkungen der IT
Karsten Weber kennt beide Welten: Die Faszination über die Vielfalt technischer Möglichkeiten, insbesondere in der IT und die vielen sozialen, ethischen und moralischen Fragen, die gerade den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) begleiten. Bevor der 55-Jährige eine akademische Karriere einschlug, in Philosophie promovierte und habilitierte, hat Karsten Weber eine Ausbildung zum EDV-Kaufmann absolviert und knapp ein Jahrzehnt in der Softwareentwicklung gearbeitet. Er sagt: „Wenn ich auf meine Publikationen und Forschungsprojekte von über 25 Jahren zurückschaue, dann verfolgen mich die sozialen, gesellschaftlichen und moralischen Auswirkungen der IT über diese gesamte Zeit.“
Unsicherheiten beim Thema KI und IT beseitigen
Weber lehrt und forscht seit 2013 an der OTH Regensburg und war bislang Co-Leiter des Instituts für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung (IST) an der OTH Regensburg. Aus dieser Erfahrung heraus sagt er: „Gerade in Bezug auf IT allgemein und KI speziell herrscht sehr viel Unsicherheit in der Bevölkerung.“ Die Vermittlung von Wissen in allgemeinverständlicher Form hält er daher für „eine gesellschaftlich relevante Aufgabe“.
9-Euro-Ticket: Chancen und Risiken durch autonome Busse
Wie brandaktuell das gerade im Forschungsbereich Mobilität ist, verdeutlicht der Professor am Beispiel des 9-Euro-Tickets. Dieses habe viele Menschen dazu gebracht, den ÖPNV zu benutzen – vor allem in den städtischen Gegenden, jedoch nicht auf dem Land mit oft schlechter Bus- und Bahn-Infrastruktur. „Gut möglich, dass autonom fahrende Busse helfen könnten, diese Situation dramatisch zu verbessern. Das wäre eine positive Technikfolge“, sagt Weber. Andererseits könnte eine erheblich verbesserte ÖPNV-Anbindung des ländlichen Raums zu einer noch stärkeren Zersiedelung beitragen. „Das wäre eine negative Technikfolge. Das muss nicht, könnte aber passieren. Um zu verhindern, dass es passiert, muss man wissen, welche Faktoren dazu beitragen würden, dass es passiert. Genau das ist meine Aufgabe: Meine Forschung soll dabei helfen, positive Technikfolgen zu stärken und negative zu mindern oder ganz zu vermeiden.“
Prof. Dr. Karsten Weber übernimmt zum Start des Wintersemesters die Forschungsprofessur „Technikfolgenabschätzung für KI-gestützte Mobilität“
„Hier findet ein Aufbruch statt und ich bin dabei“
Weber will gezielt den Austausch suchen mit anderen Hochschulen und Universitäten in Bayern, die KI-Professuren eingerichtet haben oder einrichten werden: „Hier findet ein Aufbruch statt und ich bin dabei – das ist einfach spitze!“ Auch innerhalb der OTH Regensburg mangelt es nicht an Kooperationsmöglichkeiten. Im Gegenteil: Von der Architektur bis zu den Angewandten Natur- und Kulturwissenschaften – an allen Fakultäten werden KI- oder IT-nahe Themen behandelt.
„Nicht ohne Grund fördern wir im Regensburg Center for Artificial Intelligence (RCAI) interdisziplinär die Erforschung und Anwendung von KI“, sagt Präsident Prof. Dr. Ralph Schneider. „Wir wollen dieses wichtige Zukunftsfeld mitgestalten und setzen dabei auf die Zusammenarbeit mit der ostbayerischen Wirtschaft. Und das durchaus erfolgreich, wie das Programm KI-Transfer Plus zeigt, in dem wir den Einsatz von KI etwa in der Erkennung von Unkraut in der Landwirtschaft oder bei der exakten Zuordnung tausender unterschiedlicher Bauteile begleitet haben.“ Dabei habe man stets ethische Fragen und die Auswirkungen von Technik auf den Menschen im Blick: „Bester Beleg dafür: Unser Institut für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung gibt es bereits seit mehr als zehn Jahren“, so Schneider.
Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg / RNRed