Wir leben in einem Land, in dem Wasser immer in Hülle und Fülle vorhanden war – Genügend Wasser zu haben, ist für uns daher selbstverständlich. Experten warnen jedoch bereits jetzt, dass Wasser auch hierzulande knapp werden könnte. Wie es tatsächlich um unsere Wasservorräte steht und mit welchen einfachen Tricks jeder einzelne unser Lebenselixier schützen kann.
„Drei Dürrejahre in Folge haben gezeigt, dass Deutschlands Wasserreichtum keine Selbstverständlichkeit mehr ist“, warnte die ehemalige Bundesumweltministerin Svenja Schulze bereits im vergangenen Sommer. Aufgrund unseres freigiebigen Umgangs mit Wasser, aber vor allem wegen der Klimaerwärmung erleben wir bereits jetzt zum Teil sehr trockene Sommer und beschäftigen uns daher auch hierzulande zunehmend mit dem Thema Wasserknappheit. Als ein Land, in dem Wasser immer in Hülle und Fülle vorhanden war, können es sich die meisten von uns jedoch kaum vorstellen, nicht genügend Wasservorräte zu besitzen. Nur allzu gerne verdrängen wir, dass Wasser in vielen Teilen der Erde bereits jetzt ein knappes Gut darstellt. Wie es wirklich um unsere Wasservorräte in Deutschland und auf unserem Planeten steht und was wir tun können, um unser Lebenselixier zu schützen.
Ist der Klimawandel wirklich der Auslöser?
Die Situation in Deutschland ist mit den von akuter Wasserarmut betroffenen Regionen der Erde nicht vergleichbar. Dennoch gibt es trotz des aktuell ausreichenden Wasserangebots deutliche regionale Unterschiede in der Wasserverfügbarkeit. Obwohl laut Umwelt Bundesamt der Verbrauch in privaten Haushalten pro Kopf und Tag im Vergleich zu 1990 (144 Liter) mit 123 Liter sogar zurückgegangen ist, gab es besonders in sehr heißen und trockenen Sommern wie dem Hitzesommer 2018 in einigen Orten lokale oder regionale Wasser-Engpässe. Das Umwelt Bundesamt stellt heraus, dass es sich hierbei sehr wahrscheinlich bereits um eine Folge des Klimawandels handelt. Sowohl klimatische Randbedingungen als auch eine hohe Wassernutzung zu bestimmten Tageszeiten (Spitzenwasserbedarf) stellen Einflussfaktoren dar, die Wasserversorgungssysteme auch bei uns an ihre Grenzen bringen können. So hätten mehrere aufeinanderfolgende trockene Sommer in Kombination mit wenig Niederschlag im Winter durchaus eine negative Auswirkung auf die Wasserverfügbarkeit, da sich dadurch automatisch der Bedarf zur Bewässerung der Landwirtschaft erhöht. Dabei ist gemeinhin bekannt, dass diese einen Großteil der verbrauchten Wassermenge ausmacht. Wälder werden hingegen zumeist nicht bewässert und leiden oft stark unter anhaltender Trockenheit – was sich wiederum negativ auf die Erderwärmung und unser Klima auswirkt. So fasst das Umwelt Bundesamt bei langanhaltender Trockenheit zukünftig durchaus eine Priorisierung in der Wasserverteilung ins Auge.
Warum jeder zusätzlich 3.900 Liter pro Tag verbraucht
Im eingangs erwähnten Verbrauch von 123 Liter pro Kopf und Tag ist der direkte Wasserverbrauch abgebildet. Wesentlich problematischer ist allerdings der indirekte Verbrauch, der oft auch als virtueller Verbrauch bezeichnet wird. Dieser liegt bei kaum vorstellbaren 3.900 Liter pro Person und Tag. Er wird beispielsweise der Erzeugung von Lebensmitteln, Kleidung und anderen Waren zugeordnet und findet im Gegensatz zum direkten Verbrauch vor Ort zumeist in Gegenden außerhalb Deutschlands statt. Da in diesen Gegenden oftmals bereits eine Wasserknappheit vorherrscht, leiden Mensch und Umwelt dort besonders unter deren Folgen. Aktuell haben weltweit etwa 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Bei über 7,9 Milliarden Menschen (2022, Deutsche Stiftung Weltbevölkerung), die auf der Erde leben, entspricht das jedem vierten Menschen (evtl. Grafik zur Verdeutlichung). Jeder Zehnte weltweit hat dabei noch nicht einmal eine Grundversorgung mit Trinkwasser – für viele von uns kaum vorstellbar.
Genügend Wasservorkommen in Afrika?
Laut dem UN-Wasserbericht 2022 unterscheide sich die Nutzung der Wasservorkommen drastisch voneinander. Während es etwa in Afrika genügend Wasservorkommen gäbe – es hier jedoch an Bewässerungssystemen fehle –, werde in Asien am meisten Wasser verbraucht, wobei dort auch die Verschmutzung am höchsten sei. Dabei sei die in erster Linie durch die Landwirtschaft entnommene Menge Wasser in Asien doppelt so hoch wie auf allen anderen Kontinenten zusammen. Gerade in Afrika sei die Qualität des Grundwassers hingegen grundsätzlich gut, sodass die dortige Erschließung des Grundwassers als Katalysator für eine wirtschaftliche Entwicklung wirken kann.
Das Umwelt Bundesamt fordert deshalb alle Wassernutzer:innen auf, Wasserressourcen zu schonen – sei es durch einen sparsamen Umgang mit Wasser oder die Vermeidung von Wasserverschmutzung. Ein besonderes Augenmerk sollte aber auch auf der indirekten Nutzung von Wasser im Zuge von Lebensmitteln oder Kleidung liegen. Folgendes kann jeder Einzelne tun:
Wattepads & Co. nicht über die Toilette entsorgen
Durch eine verantwortungsbewusste Entsorgung helfen wir mit, dass in die Kanalisation und die Kläranlagen keine Stoffe gelangen, die dort nicht mehr herausgefiltert werden können und so etwa in Oberflächengewässer und damit ins Grundwasser gelangen.Stoffe und Produkte, die nicht über die Spüle, den Abfluss oder die Toilette entsorgt werden dürfen:
- Feste Abfallstoffe wie Textilien, Wegwerfwindeln, Hygieneartikel, Watte, Ohrenstäbchen, Rasierklingen, Zigarren- und Zigarettenreste, Kleintiersand
- Lacke, Farben, Arzneimittel
- Gebrauchte Haushaltsöle und Fette wie Bratöl oder Frittierfett
Bestimmte Medikamente können dabei im Restmüll entsorgt werden. Die sicherere Variante ist jedoch, sie an speziellen Schadstoffsammelstellen abzugeben, über die fast jede Stadt verfügt. Viele Apotheken nehmen zu entsorgende Medikamente auch an. Für genauere Informationen kann die Seite www.arzneimittelentsorgung.de zu Rate gezogen werden. Haushaltsöle hingegen gehören ebenso wie andere Küchenabfälle in die Biotonne.
Batterien und Akkus richtig entsorgen
Batterien und Akkus dürfen nicht in den Restmüll, sondern müssen zu einer Batteriesammelstelle des Händlers oder der Gemeinde gebracht werden – dort werden sie kostenlos entgegengenommen. Bei unsachgemäßer Entsorgung können sich giftige Stoffe sowie Schwermetalle in der Umwelt anreichern und so Mensch und Tier schaden. Gelangen sie etwa in Gewässer und reichern sich in Fischen an, können die Schwermetalle auf indirektem Weg über die Nahrungskette in den menschlichen Körper gelangen. Akkus sind Batterien grundsätzlich vorzuziehen, da sie durch die Möglichkeit der Wiederaufladung effizienter sind. Nickel-Metallhydrid(NiMH)-Akkus oder Lithium-Ionen-Akkus sind dabei laut Umwelt Bundesamt zu bevorzugen.
Verantwortungsvoll reisen
Zum Schutz der Umwelt können wir uns vor Reiseantritt informieren, ob das Reiseangebot mit einem Umweltzertifikat ausgezeichnet ist, etwa EMAS TourCert, Travelife, Green Key, Green, Globe, Eco Camping, EU Ecolabe. Diese achten neben Energieeinsparungen nämlich auch auf eine Reduktion des Wasserverbrauchs. Zudem kann auf eine tägliche Reinigung von Bettwäsche und Handtüchern im Hotel verzichtet werden. Liegt hierfür nicht ohnehin ein Schild bereit, das man hinterlegen kann, können Sie auch selbst einen Hinweis schreiben oder an der Rezeption Bescheid geben.
Auf indirekten Wasserverbrauch durch Kleidung und Lebensmittel achten
Dem indirekten Verbrauch kommt dabei eine besonders große Bedeutung zu. Lebensmittel wie Kakao, Kaffee, Fleisch, Käse und Mandeln benötigen am meisten Wasser. Daher sollten wir diese sparsam konsumieren und in jedem Fall auf Fair-Trade und Bio-Qualität setzen. Für die Herstellung eines Kilos Kaffeebohnen werden etwa 21.000 Liter Wasser verbraucht. Das sind 140 Liter pro Tasse (125 ml), was fast einer vollen Badewanne entspricht.
Durchschnittlicher Wasserverbrauch:
1 Kilo Kakao = 27.000 Liter Wasser
1 Kilo Kaffeebohnen = 21.000 Liter Wasser
1 Kilo Rindfleisch = 15.490 Liter Wasser
1 Jeans = 6.000 bis 10.000 Liter Wasser
1 Liter Wein = 872 Liter Wasser
1 Liter Bier = 295 Liter Wasser
Zur Herstellung einer einzigen Jeans sind zwischen 6.000 und 10.000 Liter Wasser nötig. Das entspricht etwa 50 Badewannen voll Wasser. Zusätzlich wird die Ressource Wasser durch die häufig für die Herstellung verwendeten Chemikalien belastet – beispielsweise um die Jeans zu färben. In Ländern wie China gelangen diese oft ungefiltert ins Abwasser oder werden direkt in die Flüsse gespült . Da Kleidung mittlerweile regelrecht als Wegwerfprodukt behandelt wird, wird jedoch immer mehr billige Kleidung im Ausland produziert. Doch wir können wieder lernen, bewusster mit unserer Kleidung umzugehen und bewusster einzukaufen.
Tipps beim Kauf von Kleidung:
- Auf Siegel achten wie Blauer Engel, EU Ecolabel, Fairtrade (Baumwolle) und Fairtrade (Textilproduktion), Fair Wear Foundation (FWF), Naturland, Naturtextil IVN (zertifiziertes BEST), Oeko-Tex®Made in Green.
- Auf Label wie „Grüner Knopf“ achten. Dieses staatliche Label steht für ökologisch und gerecht hergestellte Mode und ist zum Teil auch bei Ketten oder im Discounter erhältlich.
- Auch online bei Modemarken einkaufen, die ausschließliche faire und ökologische Bekleidung anbieten. Überblickseiten: GetChanged, Utopia.
- Secondhand und Kleidertausch nutzen.
- Kleidung mieten statt kaufen.
- Slow Fashion und Wertschätzung: Hochwertige und dafür weniger Kleidung kaufen, diese lieber reparieren oder seine Lieblingsstücke „upcyceln“.
- Nicht (mehr) getragene Kleidung weitergeben.
10 weitere Tipps, um einfach Wasser zu sparen
- Waschmaschine und Geschirrspüler nur anschalten, wenn sie voll sind.
- Das Vollbad öfter durch eine Dusche ersetzen.
- Lebensmittel aus ökologischem Anbau kaufen, da durch ihren Anbau weniger Giftstoffe ins Grundwasser und unsere Umwelt gelangen. Auch bei Fleisch und Fisch auf Öko-Siegel und Nachhaltigkeit achten. Am besten: Weniger Fleisch essen!
- Wasch- und Reinigungsmittel, Duschgels und Shampoos angemessen dosieren und biologisch abbaubare Wasch- und Reinigungsmittel und Kosmetika bevorzugen – wenn möglich in fester statt flüssiger Form.
- Autowaschen zu Hause vermeiden – besser in die Waschstraßen fahren, die zudem das Siegel des „Blauen Engel“ besitzen. Wer sein Auto auf unbefestigtem Boden wäscht, begeht sogar eine Ordnungswidrigkeit, da er so das Grundwasser gefährdet.
- Streusalz im Winter vermeiden, da es im Boden versickert und das Grundwasser negativ beeinflussen kann. Besser auf umweltfreundliche Alternativen wie salzfreie, abstumpfende Streumittel wie Sand und Granulate zurückgreifen.
- Leitungswasser trinken statt Wasser aus dem Supermarkt (für Liebhaber von spritzigem Wasser: Wassersprudler besorgen)
- Im eigenen Garten und Haushalt auf Pflanzenschutzmittel und Biozide verzichten.
- Versiegelung von Flächen vermeiden, da so das Niederschlagswasser nicht mehr im Boden versickern und in den Wasserkreislauf gelangen kann. Daher: Wege, Zufahrten oder Stellplätze mit wasserdurchlässigen Belägen befestigen.
- Immer eine Stofftragetasche mitführen. Wichtig: Bei ihrer Produktion wird viel Wasser verbraucht, sie sollte daher mindestens mehrere Jahre verwendet werden. Sie können einfach in der Waschmaschine gewaschen werden.
Marina Triebswetter | filterVERLAG